Behandlung mit Oxaliplatin vor der Operation hat Vor- und Nachteile für Patienten mit Rektumkrebs
Original Titel:
Systematic review and meta-analysis of preoperative chemoradiotherapy with or without oxaliplatin in locally advanced rectal cancer
Heutzutage ist es Standard, Patienten mit Enddarmkrebs (Rektumkrebs), deren Erkrankung „lokal fortgeschritten“ ist, vor der operativen Entfernung des Tumorgewebes mit einer Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie zu behandeln (wird als Chemoradiotherapie bezeichnet). Lokal fortgeschritten bedeutet, dass der Krebs bereits über den Enddarm hinausgewachsen ist, es sich aber noch keine bösartigen Geschwülste in entfernten Geweben gebildet haben (diese bezeichnet man als Metastasen). Bei der Chemotherapie kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz, die dem Patienten meist direkt über die Vene zugeführt werden. Die Medikamente sollen verhindern, dass die Krebszellen sich weiterhin unkontrolliert teilen und vermehren. Kennzeichnend für eine Strahlentherapie ist, dass das Gewebe bösartiger Tumoren mithilfe von energiereichen Strahlen zerstört wird.
In einer Studie chinesischer Wissenschaftler wurde nun untersucht, ob die Addition des Wirkstoffs Oxaliplatin zu einer Chemoradiotherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Enddarmkrebs (Stadium II oder III) effektiv und sicher ist. Die Wissenschaftler suchten dafür nach Studien zu diesem Thema und werteten diese zusammenfassend aus. Insgesamt konnten sie die Ergebnisse von 8 Studien mit 5597 Patienten nutzen.
Die zusammenfassende Auswertung der 8 Studien zeigte, dass Oxaliplatin zu einer deutlichen Verbesserung der Rate an pathologischen Komplettremissionen führte. Damit ist gemeint, dass in pathologischen Untersuchungen des entfernten Tumorgewebes keine Krebszellen mehr nachweisbar waren. Auch reduzierte die zusätzliche Gabe von Oxaliplatin die Anzahl der vor der Operation vorhanden Metastasen und die lokale (sprich auf den Enddarm bezogene) Rezidivrate (Rezidiv = Krankheitsrückkehr). Ebenso führte Oxaliplatin zu einer signifikanten Verlängerung des krankheitsfreien Überlebens, also der Zeitspanne zwischen dem Verschwinden des Tumors bis zu seinem Wiederauftreten. Allerdings steigerte Oxaliplatin auch die Anzahl an Chemotherapie-bedingten Nebenwirkungen.
Die Addition von Oxaliplatin zu einer Chemoradiotherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Enddarmkrebs bringt damit Vor- und Nachteile mit sich. Eine Entscheidung dafür oder dagegen sollte basierend auf dem Zustand des Patienten und unter sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Schäden erfolgen.
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