Schnellere Entwicklung von Medikamenten für krebskranke Kinder
Welche Medikamente sollten vorrangig gegen welche Tumorarten im Kindesalter erprobt werden? Um diese Frage dreht sich das neue Projekt der „Innovative Medicines Initiative 2“ der Europäischen Union, das nun an den Start geht: Hochkarätige Forschungsinstitutionen, große Pharmaunternehmen und kleine Biotech-Firmen kooperieren, um bessere Modelle für die Erforschung von Krebs im Kindesalter zu entwickeln. Das große Forschungskonsortium „ITCC-P4“ wird vom Deutschen Krebsforschungszentrum und dem Pharmaunternehmen Eli Lilly gemeinsam koordiniert.
Trotz aller Forschungsfortschritte der letzten Jahrzehnte versterben europaweit heute noch jährlich etwa 6000 Kinder und Heranwachsende an Krebs. Daher besteht der dringende Bedarf an neuen wirksamen Medikamenten, die gegen die alterstypischen Krebsarten besonders wirksam sind. Für die Wissenschaftler ist es eine Herausforderung, aus der Vielzahl an innovativen Wirkstoffen, die vorwiegend gegen Krebsarten von Erwachsenen entwickelt werden, diejenigen zu identifizieren, die auch gegen kindliche Tumoren eine Wirkung zeigen. Dafür sind hochqualitative und aussagekräftige Ergebnisse aus der präklinischen Forschung entscheidend.
Dies ist das große Ziel des ITCC-P4-Projektes (Innovative Therapies for Children with Cancer – Paediatric Preclinical Proof-of-concept Platform), das nun für die kommenden fünf Jahre mit über 16 Millionen Euro gefördert wird – entsprechend den Statuten der „Innovative Medicines Initiative“ als Public Private Partnership je zur Hälfte von der EU (Horizon 2020) und von den beteiligten Unternehmen finanziert.
„Aus Sicht eines Kinderonkologen ist das ITCC-P4-Projekt ideal, um die forschungsgetriebene Entwicklung neuer Medikamente für Hochrisiko-Krebsarten bei Kindern voranzubringen – mit einem europaweiten, gemeinsamen Kraftakt“, sagt Prof. Dr. Stefan Pfister vom Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum, der zusammen mit Dr. Louis Stancato von Eli Lilly das ITCC-P4 Projekt leitet.
Für zehn verschiedene Krebsarten des Kindesalters, die heute oftmals nur unzureichend behandelt werden können, wollen die Wissenschaftler des Konsortiums insgesamt 400 patientenindividuelle präklinische Modelle entwickeln. Dazu werden Tumorzellen der einzelnen Patienten auf Mäuse übertragen und können dann umfassend in ihrer Biologie untersucht und präklinisch getestet werden.
Das übergeordnete Ziel der Initiative ist es, die Entwicklung neuer Medikamente für krebskranke Kinder zu beschleunigen und neue Biomarker zu entwickeln, um die Medikamente möglichst passgenau einsetzen zu können. Die Tumormodelle, die im Rahmen der ITCC-P4-Initiative in den beteiligten akademischen Forschungszentren entwickelt werden, sollen später für den Aufbau einer umfangreichen und nachhaltigen Plattform bereitgestellt werden, um an ihnen auch zukünftig Wirkstofftests für Kinder mit Krebserkrankungen durchführen zu können. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie mit den patientenindividuellen Tumormodellen aussagekräftigere Ergebnisse zur Vorbereitung klinischer Studien erzielen, als es momentan mit den bisher üblichen Tests an Krebszellen in der Kulturschale oder an genetisch gleichförmigen Mausstämmen möglich ist.
Am ITCC-P4-Konsortium sind viele der renommiertesten europäischen Forschungseinrichtungen beteiligt:
Deutsches Krebsforschungszentrum/ Hopp-Kindertumorzentrum am NCT (Heidelberg), Institute for Cancer Research (London), European consortium for Innovative Therapies for Children with Cancer, Institute Gustave Roussy (Paris), Alleanza Contro il Cancro (Rome), Zurich University (Zürich), Medizinische Universität Wien (MUW), Fundació Sant Joan de Déu Barcelona, Academic Medical Center (AMC) (Amsterdam), Children`s Cancer Research Institute (Wien), Institute Curie (Paris), Charité Berlin, Princess Máxima Center (Utrecht)
Etablierte kleine und mittlere Unternehmen: EPO-Berlin-Buch GmbH, XenTech (Evry, France)
Ein Mitglied der „European Biopharmaceutical Enterprises (EBE“): PharmaMar (Madrid)
Mitglieder der „European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations“ (EFPIA): Eli Lilly, Roche, Pfizer, Bayer and Charles River.
Website: www.itccp4.eu
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.
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