Prostatakrebs
Neuartige Substanz zur Radiotherapie bei fortgeschrittenem Prostatakrebs
Original Titel:
German Multicenter Study Investigating 177Lu-PSMA-617 Radioligand Therapy in Advanced Prostate Cancer Patients.
Erleiden Patienten mit Prostatakrebs während der hormonellen Therapie, bei der die männlichen Geschlechtshormone durch Verabreichung geeigneter Medikamente auf kastrationsähnliches Niveau abgesenkt werden, einen Krankheitsfortgang, spricht man von kastrationsresistentem fortgeschrittenem Prostatakrebs. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit stellt die Radiotherapie dar, wobei der Tumor radioaktiven Strahlen ausgesetzt wird, die eine Reichweite von ca. 2 mm haben, wodurch sie das Gewebe zielgenau zerstören und somit die bösartigen Krebszellen vernichten. Für Patienten, die ein spezielles Krebsmerkmal auf den Tumorzellen tragen, das sogenannte Prostata-Spezifische Membran-Antigen (PSMA), könnte die nuklearmedizinische Behandlung mit der neuartigen Therapiesubstanz Lutetium177-PSMA geeignet sein.
Deutsche Nuklearmediziner haben nun anhand der Daten einer großen Patientengruppe die Wirksamkeit und Sicherheit von 177Lu-PSMA untersucht. Insgesamt wurden 145 kastrationsresistente Prostatakrebspatienten mit einem Alter von 43 bis 88 Jahren zwischen Februar 2014 und Juli 2015 an 12 verschiedene medizinischen Zentren untersucht. Sie bekamen 1 bis 4 Therapie-Zyklen mit 177Lu-PSMA. Anschließend wurden die Nebenwirkungen mithilfe üblicher Kontrolluntersuchungen und spezieller Bluttests erfasst. Darüber hinaus wurde auch der im Blut messbare Tumormarker, das sogenannte prostataspezifische Antigen (PSA) erfasst, um das Therapieansprechen und den Krankheitsrückgang zu bewerten. War der Wert innerhalb von 2 Wochen nach Beginn der Radiotherapie um die Hälfte gesunken, sprach der Tumor auf die Behandlung an und der Krankheitsfortgang wurde gebremst.
Von den 145 Patienten konnte bei 121 Patienten das Therapieansprechen ausgewertet werden. Die mittlere Beobachtungszeit lag bei 16 Wochen. Während dieser Zeit verstarben 19 der Patienten. Bei 18 Patienten kam es zu schweren blutvergiftenden Nebenwirkungen. Bei 8 % der Patienten trat Mundtrockenheit auf. Insgesamt lag die Rate für das Therapieansprechen bei 45 % nach allen Therapie-Zyklen. Interessanterweise sprachen 40 % der Patienten bereits nach dem ersten Therapie-Zyklus auf die nuklearmedizinische Behandlung an. Die Erhöhung des im Blut messbaren Wertes der sogenannten alkalischen Phosphatase, einem Indikator für Knochenerkrankungen, und das Vorhandensein von Tumorabsiedlungen in anderen Organen (viszerale Metastasen) waren Vorboten für ein ungünstiges Therapieansprechen. Jedoch hatte die Anzahl der durchgeführten Therapiezyklen einen günstigen Einfluss auf das Therapieansprechen.
Aus den Ergebnissen dieser Studie schlussfolgern die Mediziner, dass die Radiotherapie mit 177Lu-PSMA eine sichere und hochwirksame Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit kastrationsresistentem Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium darstellt. Sie geben an, dass weitere Untersuchungen mit dieser neuartigen Therapiesubstanz nötig sind, um die Überlebensvorteile für die Patienten genauer zu bewerten.
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