Neue Studie belegt: Bio kann einen wichtigen Beitrag zur Welternährung leisten
Eine weltweite Umstellung auf biologischen Landbau kann zu einem nachhaltigen Ernährungssystem beitragen, wenn sie mit weiteren Maßnahmen kombiniert wird, nämlich mit Reduktion der tierischen Produkte in der menschlichen Ernährung um ein Drittel, weniger Kraftfutter und weniger Nahrungsmittelabfälle. Ein solches Ernährungssystem hat äußerst positive Auswirkungen auf wichtige Umweltaspekte wie Überdüngung und Pestizidverbrauch – und führt trotz biologischer Bewirtschaftung nicht zu einem höheren Landverbrauch. Dies belegt eine neue Studie, an der das Wiener Institut für Soziale Ökologie mitgewirkt hat und deren Ergebnisse nun in „Nature Communications“ veröffentlicht wurden.
Alles deutet darauf hin, dass die negativen Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt bis ins Jahr 2050 weiter drastisch zunehmen werden, sollten sich die Prognosen der Welternährungsorganisation FAO bewahrheiten und gegenwärtige Trends fortgesetzt werden. Diese geht von einer Bevölkerung von über 9 Milliarden Menschen aus und von der Zunahme von Ernährungsgewohnheiten, die viele Ressourcen wie Wasser, Energie und Land verbrauchen, wie beispielsweise ein hoher Fleischkonsum.
„Biologischer Landbau mit seinem schonenderen Umgang mit Umwelt und Ressourcen wird oft als Lösungsweg für die aktuellen Herausforderungen vorgeschlagen. Andererseits betonen Kritiker, dass diese Umstellung zu viel höherem Landverbrauch führen würde und deshalb keine gangbare Alternative sei“, erläutert Karlheinz Erb (Institut für Soziale Ökologie der AAU), der an der Studie mitgewirkt hat.
Die Ergebnisse zeigen, dass in Kombination mit dem Verzicht auf Kraftfutter, einer entsprechenden Reduktion des Konsums tierischer Produkte und mit der Reduktion von Nahrungsmittelabfällen der Biolandbau eine wichtige Rolle in einem nachhaltigen Ernährungssystem spielen kann. Karlheinz Erb führt aus: „So könnte man die Ernährung der Weltbevölkerung auch bei über 9 Milliarden im Jahre 2050 sichern, der Landverbrauch würde nicht zunehmen und die negativen Auswirkungen des heutigen intensiven Ernährungssystems wie große Stickstoffüberschüsse oder hohe Pestizidbelastung würden stark reduziert werden.“ Ohne die begleitenden Maßnahmen hätten die Kritiker allerdings recht: Die Umstellung auf Biolandbau bei sonst gleichbleibenden Konsummustern würde zu einem erhöhten Flächenverbrauch führen. Dies würde die Vorteile des Biolandbaus und dessen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung empfindlich mindern oder sogar infrage stellen.
Die Studie wurde vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Kooperation mit der Universität Aberdeen, der AAU und der ETH Zürich durchgeführt.
Muller, A., Schader, C., El-Hage Scialabba, N., Hecht, J., Isensee, A., Erb, K.-H., Smith, P., Klocke, K., Leiber, F., Stolze, M. and Niggli, U., 2017, Strategies for feeding the world more sustainably with organic agriculture, Nature Communications 8:1290 | DOI: 10.1038/s41467-017-01410-w
Weitere Informationen:
http://www.aau.at