Alternativen zu Antibiotika
Charité-Modellprojekt RAI jetzt deutschlandweit im Einsatz
Berlin, 16.11.2017 Multiresistente Erreger sind eine globale Gefahr – verursacht durch den intensiven Gebrauch von Antibiotika. Eine der wichtigsten Maßnahmen zum Erhalt der Wirkung von Antibiotika ist eine bedachte Anwendung. Die Charité – Universitätsmedizin Berlin will gemeinsam mit sechs Partnern darauf aufmerksam machen. Das Modellprojekt „Rationaler Antibiotikaeinsatz durch Information und Kommunikation“ (RAI) wurde 2015 initiiert und erfolgreich in Berlin, Brandenburg und Thüringen getestet. Pünktlich zum European Awareness Day am 18. November steht es nun Hausärzten in der gesamten Bundesrepublik zur Verfügung.
Das Bewusstsein für den Umgang mit Antibiotika zu schärfen, um die Ausbreitung von Resistenzen zu verhindern, dafür setzt sich Prof. Dr. Petra Gastmeier, Leiterin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin, ein: „Für den richtigen Umgang mit Antibiotika ist Wissen ganz entscheidend, doch es gibt teils große Lücken, die wir schließen müssen.“ RAI richtet sich an Hausärzte und niedergelassene Ärzte. Auf Basis von Befragungen entwickelte das Team um Prof. Gastmeier gemeinsam mit der Lindgrün GmbH den Infozeptgenerator, mit dem der Arzt für den Patienten personalisierte Informationen zu dessen Krankheitsbild und zum Thema Antibiotikatherapie zusammenstellen kann. Ziel ist es, beispielsweise bei einer akuten Atemwegsinfektion, Alternativen zur Behandlung mit Antibiotika aufzuzeigen. Ergänzend werden Online-Fortbildungskurse zu epidemiologischen Hintergründen und zu neuesten Erkenntnissen zu Indikation, Substanzwahl und Dauer einer Antibiotikatherapie angeboten.
Modellprojekt RAI
Das Modellprojekt RAI ist ein Basisprojekt des Konsortiums InfectControl 2020 im Rahmen der Fördermaßnahme „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). InfectControl 2020 hat sich die Entwicklung, Validierung und Umsetzung neuer Strategien zur Infektionsbekämpfung zum Ziel gesetzt (www.infectcontrol.de). RAI zeichnet sich dadurch aus, dass sich erstmalig sektorenübergreifend sowohl Human- als auch Tiermediziner mit Designern- und Kommunikationswissenschaftlern in einem Projektverbund dem Thema des Antibiotikaeinsatzes und der Resistenzentwicklung widmen. Beteilige Projektpartner sind: die Charité als Verbundkoordinator (Institut für Hygiene und Umweltmedizin), die Freie Universität Berlin (Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen sowie Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft), das Robert Koch-Institut, das Universitätsklinikum Jena (Zentrum für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene sowie Institut für Allgemeinmedizin) und das Design-Büro Lindgrün GmbH.
Links:
Infozeptgenerator: www.infozeptgenerator.de
Die Internetplattform ermöglicht es Ärzten, personalisierte, valide und verständliche Patienteninformationen in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Türkisch und Arabisch) für ihre Patienten zu erstellen.
Fortbildungskurs RAI in der hausärztlichen Praxis: https://mooc.house/courses/rai
Der „Massive Open Online Course“ (mooc) bietet Hausärzten eine mit 16 CME-Punkten akkreditierte Fortbildung zu epidemiologischen Hintergründen und neueste Erkenntnisse zu Indikation, Substanzwahl und Dauer der Antibiotikatherapie.
Kontakt:
Prof. Dr. Petra Gastmeier
Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 577 612