Seelische Gesundheit am Arbeitsplatz Krankenhaus
Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Forschungsverbund zu betrieblichem Gesundheitsmanagement mit 2,6 Millionen Euro / Universitätsklinika Ulm, Heidelberg, Düsseldorf und Tübingen sowie die Universität Ulm forschen gemeinsam / Heidelberger Projekte zu gesundem Altern in der Pflege sowie Entscheidungshilfen für Führungskräfte in der Zwickmühle
Wie kann die seelische Gesundheit von Beschäftigten in Krankenhäusern gestärkt werden? Dieser Frage gehen Wissenschaftler der Universitätsklinika Ulm, Heidelberg, Düsseldorf und Tübingen sowie der Universität Ulm im neuen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 2,6 Millionen Euro geförderten Forschungsverbund „Seelische Gesundheit am Arbeitsplatz Krankenhaus“ (SEEGEN) nach. Die Leitung des Gesamt-Verbundes liegt bei Professor Dr. Harald Gündel, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm, die Förderung ist auf vier Jahre ausgelegt. Die Heidelberger Projekte beschäftigen sich mit einem gesunden Altern im Pflegeberuf (Projektleitung: Dr. Imad Maatouk, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Universitätsklinikum Heidelberg) und einem speziellen Führungskräftetraining (Projektleitung: Prof. Dr. Jochen Schweitzer-Rothers, Leiter der Sektion Medizinische Organisationspsychologie am Universitätsklinikum Heidelberg).
Das berufliche Umfeld kann einen positiven Einfluss auf Gesundheit sowie Entstehung und Verlauf von Krankheiten haben z. B. durch die Chance, Anerkennung zu erfahren, kreativ und produktiv zu sein, soziale Kontakte zu knüpfen. Diese positiven Erfahrungen können als Ressource dienen, um belastende Situationen zu bewältigen. Negative Einflüsse entstehen, wenn die moderne verdichtete Arbeitswelt zum Beispiel Gefühle von Überforderung oder Entfremdung erzeugt. In den Kliniken haben sich die Arbeitsbereiche in den letzten Dekaden enorm gewandelt, z.B. aufgrund von Kosteneinsparungsmaßnahmen. Ein umfassendes betriebliches Gesundheitsmanagementsystem könnte dazu beitragen, Mitarbeiter in der modernen Arbeitswelt zu unterstützen und die seelische Gesundheit zu stärken.
Die Partner des Forschungsverbunds SEEGEN wollen sich dieser Herausforderung annehmen. Gemeinsam werden sie Maßnahmen entwickeln, die speziell auf das Arbeitsumfeld Krankenhaus zugeschnitten sind. Dabei geht es zum einen darum, was die Arbeitnehmer selbst ändern und bewirken können, als auch darum die äußeren Faktoren am Arbeitsplatz Krankenhaus positiv zu beeinflussen. „Unser Ergebnisse wollen wir auch auf gesundheitspolitischer Ebene diskutieren und Veränderung erreichen“, sagt Professor Dr. Harald Gündel, Verbundprojektleiter und Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm
Wie bleiben Pflegekräfte auch im Alter gesund?
Im ersten Heidelberger Projekt wollen die Wissenschaftler Bausteine zu einem gesunden Altern im Pflegeberuf entwickeln. Das Projekt beginnt in Kürze mit einer ersten Fragebogenerhebung, bei der rund 1.800 Pflegekräfte des Universitätsklinikums Heidelberg angeschrieben werden. „Wir fragen, welche Arbeitsbedingungen die Pflegenden als belastend empfinden, wie sie bislang damit umgegangen sind und welche Auswirkungen diese auf ihren Gesundheitszustand haben“, erklärt Dr. Imad Maatouk, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Universitätsklinikum Heidelberg. Darauf aufbauend entwickeln und erproben die Wissenschaftler ein Interventionsprogramm. „Wir wollen den Teilnehmenden praxisrelevante Hilfe anbieten. Das Programm wird sehr problem- und zielorientiert. Unser Ziel ist es, mit den Pflegenden gemeinsam individuelle Strategien zu entwickeln, die im Arbeitsalltag umgesetzt werden, um diese Belastungen nachhaltig zu reduzieren und Gesundheit zu erhalten.“ Die Basis des Interventionsprogramms bildet das bereits gut erprobte „Modell der selektiven Optimierung und Kompensation“ (SOK-Modell), das die Gerontologen Margarete und Paul Baltes entwickelt haben. Das Modell findet z. B. in der Altenpflege Anwendung. Ziel ist es Ressourcen zu erkennen, zu nutzen und auszubauen und so die Widerstandsfähigkeit und Selbstständigkeit zu erhalten und zu verbessern.
In der Zwickmühle – Entscheidungshilfe für Führungskräfte
Im zweiten Heidelberger Projekt sollen Führungskräfte mit Hilfe eines sogenannten Dilemmakompetenztrainings unterstützt werden Wege aus Zwickmühlen zu finden. „In ihrem Berufsalltag müssen Führungskräfte oft Entscheidungen treffen, auf die es keine Antwort ohne Nachteile gibt. Egal, wie man sich entscheidet – ein Anspruch oder Wunsch muss immer hintenangestellt werden“, erklärt Prof. Dr. Jochen Schweitzer-Rothers, Leiter der Sektion Medizinische Organisationspsychologie am Universitätsklinikum Heidelberg. „Insbesondere im Zusammenspiel mit einem hohen Arbeitsdruck kann das sehr belastend sein.“ Die Wissenschaftler erproben ihr neues Programm in mehreren Kliniken. Angesprochen sind Führungskräfte der mittleren Managementebene, wie z. B. Oberärztinnen und Oberärzte und Stationsleitungen – Menschen mit Personalverantwortung, die die Strategie des Unternehmens nicht bestimmen, oft aber Anordnungen von oben an ihre Mitarbeiter weitergeben müssen. Das Training läuft von Frühjahr 2018 bis Frühjahr 2019, im Anschluss werten die Wissenschaftler den Erfolg des Programms aus. „Wenn es den Führungskräften gut geht, geht es auch den Mitarbeitenden gut“, betont Prof. Dr. Schweitzer-Rothers.
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg: Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich rund 65.000 Patienten vollstationär, 56.000 mal Patienten teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.700 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.
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