Urlaubszeit ist Warzenzeit
Volkskrankheit Warze: Rund ein Drittel aller Kinder von vier bis zwölf Jahren ist betroffen
Sie sind meist klein, störend, hoch ansteckend und man infiziert sich ausgerechnet da, wo man im Winterurlaub am liebsten sein möchte: Im Schwimmbad, in der Sauna, im Dampfbad oder in Hotelzimmern. Warzen sind eine Volkskrankheit: Etwa ein Drittel der Kinder zwischen vier und zwölf Jahren und rund zwei bis fünf Prozent der Erwachsenen sind betroffen.
Die kleinen, für gewöhnlich gutartigen Hautwucherungen werden durch das humane Papillomavirus (HPV) verursacht und verbreiten sich entweder durch direkten Hautkontakt, zum Beispiel beim Händeschütteln, oder durch einen Gegenstand oder eine Oberfläche, die mit dem Virus in Kontakt gekommen ist. Da Warzen recht therapieresistent sind, ist eine Behandlung häufig sehr langwierig. Die Warzensprechstunde der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) berät insbesondere zur Infektion mit Warzen im Intimbereich, den sogenannten Feigwarzen.
Kinder sind von Warzen mehr betroffen als Erwachsene
Mit humanen Papillomaviren kann sich grundsätzlich jeder infizieren. Nicht bei jedem der mit dem Virus in Berührung kommt, brechen aber Warzen aus. Das HP-Virus ist hochansteckend, ein intaktes Immunsystem ist aber in der Regel in der Lage, das Virus selbst zu eliminieren oder zu kontrollieren – viele Warzen verschwinden daher nach einiger Zeit von alleine. Ist dies nicht der Fall, stören die Warzen oder ist das Immunsystem bereits geschwächt, sollte man einen Arzt aufsuchen.
Gerade Kinder sind von oberflächigen Warzen mehr betroffen, da ihr Immunsystem noch nicht ganz ausgereift ist, erklärt PD Dr. Peter Arne Gerber, leitender Oberarzt an der UKD-Hautklinik: „Der Körper von Kindern kann sich noch nicht so gut gegen die Viren wehren und die Warzen brechen eher aus. Zudem stecken sie sich schneller bei anderen Kindern an, weil sie engeren Hautkontakt haben und vergessen zum Beispiel in Schwimmbändern eher mal ihre Badelatschen als Erwachsene. Gegen eine Infektion im Schwimmbad oder auch im Hotelzimmer sind eigene Badelatschen die beste Vorsorge. Seit ich mich mit dem Thema beschäftige, laufe ich niemals barfuß durch Hotelzimmer oder öffentliche Dampfbäder.“
In diesem Zusammenhang kann der Hautexperte auch einen gängigen Mythos über Warzen bestätigen: „Unsere Eltern haben tatsächlich Recht, wenn sie sagen, dass man Warzen nicht aufknibbeln sollte, weil sie sich sonst am Körper verbreiten“, schmunzelt Gerber. „Beim Knibbeln und Aufkratzen verteilen wir infizierte Hautschuppen, die dann wieder durch rissige Hautstellen in die Haut eindringen und Zellen der oberen Hautschicht infizieren. Hier können dann neue Warzen entstehen.“
Viele Menschen gehen erst zum Arzt, wenn der Leidensdruck sehr hoch ist
„Viele Patienten kommen erst zu uns, wenn der Leidensdruck sehr groß ist“, sagt Gerber. „Es werden Hausmittel ausprobiert, dann Mittel aus der Apotheke. Leider sind Warzen sehr therapieresistent. Wenn die Plagegeister nicht weggehen, kommen sie dann in unsere Sprechstunde.“ Offene Warzen auf der Haut werden vom Hautarzt meist vereist, in manchen Fällen auch gelasert. „Unsere Hauptaufgabe liegt darin, das Gewebe zu veröden, das Immunsystem zu stärken und somit den Körper dabei zu unterstützen die Warze und die Viren zu bekämpfen“, so der Düsseldorfer Dermatologe: „Bei Genitalwarzen setzen wir neben dem Laser auch Medikamente ein, um das Immunsystem lokal zu aktivieren.“
Außerhalb der Klinik kommen bei vielen Menschen auch Hausmittel und alternative Therapiemöglichen zum Einsatz – von Eigenurintherapie über Schneckenschleim bis zum Besprechen von Warzen. Warum viele dieser Behandlungen bei einzelnen Warzen erfolgreich sind, kann Dr. Gerber erklären: „Studien legen nahe, dass Therapien, wie das Besprechen von Warzen, durch einen neuropsychologischen Effekt das Immunsystem stimulieren und dieses anregen die Viren selbst zu bekämpfen. Weiterhin gilt aber: Bei geschwächtem Immunsystem, starkem Befall oder Warzen an besonders störenden Stellen, sollte man unbedingt zum Arzt gehen – auch um die Ansteckung von anderen Menschen zu verhindern. Das gilt insbesondere für Feigwarzen im Intimbereich.“
Rund ein Prozent der sexuell aktiven Menschen leiden unter Genitalwarzen
Rund ein Prozent der sexuell aktiven Menschen in westeuropäischen Ländern leiden unter Genitalwarzen. „Sie gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen – medizinisch auch STIs (sexually transmitted infections) genannt. Entsprechend der sexuellen Aktivität sind hier Menschen im Alter von 20 bis 35 Jahren überdurchschnittlich häufig betroffen. Wie bei allen STIs steigt das Infektionsrisiko mit der Zahl der Sexualpartner“, erklärt Dr. Gerber. Der Dermatologe ergänzt: „Ein gewisses Bewusstsein für alle sexuell übertragbaren Krankheiten sollte generell vorhanden sein. Anders aber als bei anderen Geschlechtskrankheiten, reduzieren Kondome zwar das Risiko sich mit Feigwarzen anzustecken, 100 Prozent verhindern können sie eine Infektion aber nicht. Die Warzen finden sich nämlich häufig auch in jenen Bereichen des Intimbereichs, die von Kondomen nicht abgedeckt werden. Bei einem Infektionsverdacht sollte man daher unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Präventiv sind HPV-Schutzimpfungen, die für junge Frauen zugelassen und empfohlen sind.“
Kontakt: PD Dr. Peter Arne Gerber, Leitender Oberarzt, Klinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf, E-Mail: peterarne.gerber(at)med.uni-duesseldorf.de