Stuhltransplantation bei Kindern mit Colitis ulcerosa – Vergleich mit einer Placebo-Behandlung
Original Titel:
Fecal Microbial Transplant In Children With Ulcerative Colitis: A Randomized, Double-Blinded, Placebo-Controlled Pilot Study.
Neuere Studien haben bereits gezeigt, dass die Darmflora eine Rolle bei Colitis ulcerosa spielt. Jeder Mensch besitzt eine individuelle Darmflora, was bedeutet, dass die Zusammensetzung von Mikroorganismen, die den Darm bewohnen, von Mensch zu Mensch verschieden sind. Es gibt jedoch Gemeinsamkeiten, sodass festgestellt werden konnte, dass bei vielen Colitis ulcerosa-Patienten die Darmflora aus dem Gleichgewicht geraten ist. Derzeit ist noch nicht klar, ob die Darmflora aufgrund der Erkrankung verändert ist oder ob die veränderte Darmflora bei der Entstehung der Erkrankung eine Rolle spielt. Was jedoch gezeigt werden konnte, ist, dass Colitis ulcerosa-Patienten davon profitieren können, wenn ihnen die Darmflora eines gesunden Spenders übertragen wird. Bei dieser sogenannten Stuhltransplantation wird der Stuhl des Spenders verdünnt, grob gefiltert und anschließend mit einem Einlauf in den Patienten eingeführt. Ziel ist es, dass sich die Bakterien des Spenderstuhls im Darm der Patienten ansiedeln, was dann wiederum die Krankheitssymptome lindern soll. Wie bereits erwähnt konnte die Stuhltransplantation bereits Erfolge bei der Behandlung von Colitis ulcerosa-Patienten verzeichnen. Bei erwachsenen Patienten konnten durch die Übertragung der Darmflora Krankheitssymptome gelindert und Schäden in der Darmschleimhaut repariert werden (Studie von Paramsothy und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht). Und auch bei Kindern konnten erste Erfolge erzielt werden, was eine kleine polnische Studie zeigte (Studie von Karolewska-Bochenek und Kollegen, 2017 in der Fachzeitschrift Advances in experimental medicine and biology veröffentlicht).
Zu ähnlichen Ergebnissen kam nun auch die medizinische Professorin Sonia Michail aus den USA. Sie veröffentlichte eine weitere Pilotstudie, in der die Wirkung von Stuhltransplantationen in Kombination mit 5-Aminosalicylsäure (wie Mesalazin) bei Kindern mit Colitis ulcerosa untersucht wurde. Neu an dieser Studie war jedoch, dass die Wissenschaftlerin die „echten“ Stuhltransplantationen, die mit dem Stuhl eines gesunden Spenders durchgeführt wurden, mit einer Placebo-Behandlung, bei der der eigene Stuhl übertragen wurde, verglich. Dadurch konnte ausgeschlossen werden, dass eine möglicherweise positive Wirkung auf einen Placebo-Effekt beruhte. An der Studie nahmen 12 Kinder mit leichter bis mittelschwerer Colitis ulcerosa teil. Sie bekamen entweder den Spenderstuhl von gesunden Spendern („echte“ Stuhltransplantation) oder ihren eigenen Stuhl (Placebo-Behandlung) eingeführt. Wer welchen Stuhl bekam, wurde zufällig gewählt und weder die Patienten noch die Ärzte und Pfleger wussten, welcher Patienten eine Placebo-Behandlung bekam und wer mit dem Spenderstuhl behandelt wurde. Die Kinder wurden 12 Monate lang begleitet. Die Untersuchungen ergaben, dass bei 60 % der Kinder, die den Stuhl eines gesunden Spenders erhalten hatten, die Krankheitssymptome stark zurückgegangen sind. Teilweise sogar soweit, dass sich die Krankheit in einer Ruhephase befand. Bei den Kindern, die statt des Spenderstuhls ihren eigenen Stuhl übertragen bekommen haben, war das nur bei 28 % der Fall. Was jedoch vor allem auffällig war, war dass die Kinder, die die „echte“ Stuhltransplantation erhalten hatten, nie eine Ausweitung der Therapie nötig hatten. Bei den Kindern mit der Placebo-Behandlung sah das anders aus. Bei 71 % von ihnen musste die Therapie erweitert werden. Die Stuhltransplantationen schienen insgesamt sicher zu sein und gut vertragen zu werden. Es traten nämlich keine schwerwiegenden Nebenwirkungen während und nach den Behandlungen auf. Fieber und Blähungen kamen hingegen hin und wieder vor und es wurde angenommen, dass diese Nebenwirkungen der Stuhltransplantationen waren.
Insgesamt gesehen schien die Stuhltransplantation sowohl sicher als auch wirksam bei der Behandlung von Kindern mit leichter bis mittelschwerer Colitis ulcerosa zu sein. Wie auch bei der erwähnten anderen Studie, die die Wirksamkeit und Sicherheit der Stuhltransplantation bei Kindern untersuchte, handelt es sich auch hier um eine kleine Studie, die nur wenige Teilnehmer umfasst. Um die Ergebnisse zu bestätigen sind weitere Studien im größeren Umfang nötig. Nichtdestotrotz bietet die Stuhltransplantation die Aussicht auf eine vielversprechende neue Behandlungsmöglichkeit von Kindern mit Colitis ulcerosa.
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