Depression
Bei Depressionen ist Behandlung nicht optional: längere Behandlungspausen bewirken langfristig stärkere Symptome
Original Titel:
Untreated duration predicted the severity of depression at the two year follow-up point.
Der Fokus der Forschung liegt üblicherweise auf Behandlungsansätzen und alternativen Therapien für Depressionen. Daher liegt es nahe, dass sich noch keine Studie konkret mit unbehandelter Depression auseinandergesetzt hat. Jedoch ist dies ein schwerwiegendes Problem. Viele Patienten leiden lange Zeit ohne eine Diagnose, und selbst anschließend wird zu oft eine Behandlung hinausgezögert. Dies liegt unter anderem an Stigmata, aber auch Fehlinformationen zu den Behandlungsoptionen und möglichen Nebenwirkungen (z. B. wie schwer Nebenwirkungen im Vergleich zum Vorteil der Behandlung wiegen). Auch beenden Patienten häufig ihre Behandlung vorzeitig, also ohne symptomfrei zu sein. Wesentlich dabei könnte sein, dass den Patienten mit depressiven Symptomen nicht bewusst ist, welche Folgen eine Nicht-Behandlung haben kann. Um dies zu ändern, untersuchte eine Forschergruppe um Dr. Hung am Chang Gung Memorial Hospital in Taiwan den Schweregrad von Depressionen nach zwei Jahren bei Patienten mit unterbrochener Behandlung.
155 Depressionspatienten nahmen an der Studie teil. Von diesen wurden 101 Patienten nach 2 Jahren untersucht. Diese Patienten waren zu diesem Zeitpunkt seit durchschnittlich 17,1 Monaten unbehandelt. Die Dauer der unbehandelten Depression (DUD) wurde definiert als der Zeitraum zwischen Beginn einer depressiven Episode und dem Start einer medikamentösen Behandlung. Der Schweregrad der Depression wurde mit dem HAM-D-Fragebogen (Hamilton Depressionsskala) eingeschätzt.
Je länger eine Depression unbehandelt war, desto schwerwiegender war sie und desto geringer fielen eventuelle Verbesserungen der Symptomatik aus. Dieser Zusammenhang blieb auch bestehen, wenn die Forscher verschiedene andere mögliche Erklärungen für eine schwerere Depression ausschlossen. Interessanterweise war dabei die Dauer der Nichtbehandlung aussagekräftiger als der Schweregrad von Depressionen und Ängsten zu Beginn der Studie.
Die Dauer zwischen Beginn einer Depression und ihrer medikamentösen Behandlung sagt damit die Schwere der Depression nach 2 Jahren voraus. Obwohl die Patienten die Behandlung nur für etwa 1,5 Jahre unterbrochen hatten, blieb der Einfluss der unzureichenden Behandlung bis zum Untersuchungstermin nach 2 Jahren bestehen. Diese Studie zeigt damit deutlich, dass die Behandlung einer Depression keine Option sein darf. Wenn Nebenwirkungen auftauchen oder Zweifel an einer Therapie bestehen, sollte die oberste Priorität die weitere durchgehende Behandlung sein. Auch dem Patienten sollte diese Studie zeigen, dass eine Depression nicht ausgesessen werden kann.
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