Migräne
Kontrollierte Studie transkutaner Nervenstimulation bestätigt gute Wirksamkeit bei Migräne
Original Titel:
Effect of percutaneous electrical nerve stimulation for the treatment of migraine
Schon in den Zeiten des Alten Roms soll der Arzt und Philosoph Galen empfohlen haben, den Stromschlag des Zitterrochens zur Linderung von Migräne einzusetzen. Der Einsatz elektrischer Nervenstimulation ist dagegen sehr viel subtiler. Eine dünne Nadel wird unter die Haut gesetzt (perkutan oder transkutan) und gibt kleine Stromstöße an die nahegelegenen Nerven ab. Diese PENS (percutaneous electrical nerve stimulation) genannte Methode wird schon länger auch zur Behandlung bei Migräne eingesetzt. Bisher gab es allerdings noch keine gut kontrollierte Studie zu der tatsächlichen Wirksamkeit und der Sicherheit dieses Ansatzes. Dies änderten nun Neurologen aus Yan’an in China unter Dr. Qiao-rong vom Xianyang Krankenhaus der Yan’an Universität.
62 Patienten mit mindestens 2 Migräneattacken je Monat wurden für diese Studie rekrutiert. Den Patienten wurde zufallsverteilt entweder eine echte PENS-Behandlung (n = 31) oder eine Scheinbehandlung (n = 31) zugewiesen. Weder die Patienten noch ihre behandelnden Ärzte waren informiert, welche Behandlung jeder Patient erhielt (doppelverblindete Studie). Alle Teilnehmer erhielten die Stimulationen an 5 Tagen pro Woche für je 30 Minuten über eine Dauer von 12 Wochen. Um die Wirksamkeit der Therapie einzuschätzen, wurde die Zahl der monatlichen Migränetage und die Zahl der Patienten gemessen, deren Attackenhäufigkeit sich auf mindestens die Hälfte reduzierte (50 % Responderrate). Weiter wurden je Monat die Migräneattacken (da Migräne auch länger als einen Tag andauern kann), Kopfschmerztage und die Häufigkeit der Medikamenteneinnahme gegen die Migräne gezählt. Diese Werte wurden zu Beginn der Studie und nach Abschluss der 12 Behandlungswochen aufgenommen.
Nach Studienende litten die elektrisch stimulierten Patienten an 1,5 Tagen weniger je Monat unter Migräne als die scheinbehandelten Patienten. Auch hatten deutlich mehr behandelte als scheinbehandelte Patienten eine um mindestens die Hälfte reduzierte Migränehäufigkeit (50 % Responderrate). Deutliche Unterschiede zeigten sich auch in der monatlichen Anzahl der Migräneattacken (Differenz -1,1 Anfälle), den Kopfschmerztagen (Differenz – 2,6 Tage) und der Medikamenteneinnahme (Differenz -4,3 Tabletten). Diese Ergebnisse waren deutlich genug, um statistisch keine Zufallsergebnisse zu sein. Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.
Die Ergebnisse der Studie demonstrieren damit, dass perikutane Nervenstimulation auch im Vergleich zu einer Scheinbehandlung bei Verblindung von Patienten und Ärzten gut und sicher zur Migränetherapie eingesetzt werden kann. Die Studie betrachtete die Wirkung der Stimulation in Ergänzung zu den jeweiligen medikamentösen Behandlungen der Patienten. Dabei zeigte sich eine Reduktion der Tabletteneinnahme und damit neben einer verbesserten Therapie auch eine Vorbeugung gegenüber medikamenteninduzierten Kopfschmerz. Zu den längerfristigen Effekten der Stimulation müssen weitere Studien geplant werden.
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