Ein breiterer Blickwinkel bei der Darmspiegelung spürt Darmkrebsvorstufen bei Patienten mit chronischen Darmentzündungen besser auf
Original Titel:
Full-Spectrum Endoscopy Improves Surveillance for Dysplasia in Patients With Inflammatory Bowel Diseases
Patienten, die an einer entzündlichen Darmerkrankung leiden, haben ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Eine regelmäßige Darmkrebsvorsorge ist daher gerade bei diesen Patienten sinnvoll. Die aktuelle Leitlinie der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.) für Darmkrebs empfiehlt, dass sich Patienten mit Colitis ulcerosa spätestens 8 Jahre nach Beginn der Erkrankung einer Darmspiegelung unterziehen. Auch für Patienten mit Morbus Crohn wird eine Darmspiegelung in den ersten Jahren nach der Diagnose empfohlen. Wie häufig die Patienten im Anschluss weitere Früherkennungsuntersuchungen wahrnehmen sollten, hängt von dem jeweiligen Befund und dem Ausmaß der Erkrankung ab.
Bei der konventionellen Darmspiegelung wird dem Patienten ein biegsames, schlauchförmiges Gerät durch den After in den Darm eingeführt. Dieses Gerät besitzt an der Spitze eine Minikamera, mit der die Darmschleimhaut gefilmt und auf Auffälligkeiten untersucht werden kann. Hierbei werden jedoch häufig Krebsvorstufen übersehen. Aus diesem Grund untersuchte ein australisches Team aus Wissenschaftlern, ob mehr Krebsvorstufen entdeckt wurden, wenn an dem Gerät zusätzlich zwei seitliche Kameras angebracht waren. Mit den zusätzlichen Kameras war es möglich, auch hinter Darmfalten zu schauen. Um einen möglichen Vorteil dieses bildgebenden Verfahrens zu untersuchen, wurden 52 Patienten mit Morbus Crohn (23 Patienten) und Colitis ulcerosa (29 Patienten) während einer Darmkrebsvorsorge sowohl mit dem Gerät mit einer Kamera als auch mit dem Gerät, das mit drei Kameras ausgestattet war, untersucht. Die dabei entdeckten Geschwülste in der Darmschleimhaut wurden entfernt und das entnommene Gewebe anschließend näher untersucht, um herauszufinden, ob es sich bei der Geschwulst bereits um eine Krebsvorstufe handelte. Die Auswertung der Ergebnisse ergab, dass mit der konventionellen Darmspiegelung 75 % der Krebsvorstufen eines Patienten übersehen wurden. Mit den zusätzlichen zwei Kameras waren es nur 25 %. Mit der neuen Methode wurden durchschnittlich 0,37 Krebsvorstufen pro Darmspiegelung entdeckt, etwa dreimal mehr als mit der herkömmlichen Methode. Die Darmspiegelung dauerte mit beiden Geräten etwa gleich lange (21,2 min mit dem 3-Kamera-Gerät und 19,1 min mit dem 1-Kamera-Gerät).
Ein größeres Sichtfeld bei der Darmspiegelung, welches durch zwei zusätzliche seitliche Kameras erzeugt wird, führte somit dazu, dass mehr Krebsvorstufen entdeckt wurden als bei der herkömmlichen Darmspiegelung, bei der nur eine Kamera verwendet wird. Das bedeutet, dass vermutlich durch den Einsatz des 3-Kamera-Geräts mehr Darmkrebserkrankungen verhindert werden könnten. Die verbesserte Methode, könnte ebenso dazu beitragen, dass die Zeitabstände zwischen zwei Untersuchungen vergrößert werden könnten, so dass sich Patienten nicht mehr so oft dieser Prozedur unterziehen müssten.
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