Berufsunfähigkeit bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa – Häufigkeit und Risikofaktoren
Original Titel:
Prevalence of- and risk factors for work disability in Dutch patients with inflammatory bowel disease
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind chronische Darmerkrankungen, die nicht selten dazu führen, dass die Betroffenen ihre Arbeit nicht mehr wie gewohnt nachgehen können. Dies kann die Lebensqualität der Patienten stark beeinträchtigen und dramatische Folgen für ihr weiteres Leben haben. Doch wie häufig ist eine Berufsunfähigkeit bei Patienten mit chronischen Darmentzündungen und welche Faktoren begünstigen diese?
Ein holländisches Forscherteam ging dieser Thematik nach. Sie forderten Patientenakten von 2794 holländischen Patienten mit einer chronischen Darmentzündung im erwerbsfähigen Alter, die an acht verschiedenen Universitätskliniken in Holland behandelt wurden, an und werteten die darin enthaltenen Daten im Hinblick auf eine eventuelle Berufsunfähigkeit hin aus. Die Auswertung ergab, dass Personen, die an Morbus Crohn und Colitis ulcerosa erkrankt waren, häufiger berufsunfähig waren als die holländische Allgemeinbevölkerung. Zu Berufsunfähigkeit zählten hier sowohl Krankheitsurlaube als auch teilweise als auch vollständige Berufsunfähigkeit. 29 % der Morbus Crohn Patienten konnten ihre Arbeit entweder nur teilweise oder gar nicht mehr ausführen. Von den Colitis ulcerosa-Patienten waren 19 % von einer Berufsunfähigkeit betroffen. In der holländischen Gesamtbevölkerung liegt der Anteil an berufsunfähigen Personen im Vergleich dazu bei 7 %. Von allen Patienten mit einer chronischen Darmentzündung waren Frauen, Patienten mit Krankheitssymptomen außerhalb des Darms und Patienten mit einem niedrigeren Bildungsstand häufiger berufsunfähig als die anderen Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Bei Patienten, die unter Morbus Crohn litten, konnte zusätzlich Rauchen, Operationen, Verwendung von TNF (Tumornekrosefaktor)-Hemmern, eine Krankheitsdauer von mehr als 15 Jahren und ein Alter von über 40 Jahren zum Zeitpunkt der Diagnose als Risikofaktoren für die Berufsunfähigkeit identifiziert werden. Auch speziell für Colitis ulcerosa-Patienten wurden weitere Risikofaktoren erkannt. So waren Colitis ulcerosa-Patienten häufiger berufsunfähig, wenn sie älter als 55 Jahre alt waren und wenn sie mit Immunmodulatoren (Mercaptopurin, Azathioprin, Thioguanin oder Methotrexat) behandelt wurden. Von einer längeren vollständigen Berufsunfähigkeit (mehr als 2 Jahre) waren vor allem Morbus Crohn-Patienten, die einen niedrigeren Bildungsstand hatten, und Colitis ulcerosa-Patienten, die Komplikationen wie eine verminderte Knochendichte oder Thromboembolie aufwiesen, betroffen.
Holländische Patienten mit einer chronischen Darmentzündung waren somit häufiger von einer Berufsunfähigkeit betroffen als die holländische Allgemeinbevölkerung. Es gab mehrere Risikofaktoren, die das Einschätzen des Risikos für eine Berufsunfähigkeit ermöglichten. Mit einer frühzeitigen Risikoeinschätzung könnte diesem möglicherweise entgegengewirkt werden.
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