Begleitende medizinische Unterstützung kann das Migräneselbstmanagement und die Lebensqualität der Patienten fördern
Original Titel:
A Nursing Intervention Increases Quality of Life and Self-Efficacy in Migraine: A 1-Year Prospective Controlled Trial.
Bei vielen chronischen Erkrankungen zeigt sich, dass die Patientenbehandlung besser verläuft, wenn eine regelmäßige Betreuung oder ein medizinischer Ansprechpartner angeboten werden. Medizinisch geschulte Patientenbetreuer könnten auch für Migränepatienten eine Unterstützung bei Krankheitsfragen im Alltag bieten und so womöglich effektiver kurzfristig auf die Behandlungstreue und -wirksamkeit einwirken als der langgeplante Facharztbesuch. Dr. Leroux, Neurologin an der Universität von Calgary in Canada und Vizepräsidentin der kanadischen Kopfschmerzgesellschaft und ihre Kollegen führten dazu eine klinische Studie durch. Ziel der Studie war es, den Effekt eines kombinierten Ansatzes von Pflege und medizinischer Behandlung im Vergleich zu reinen Nachsorgeterminen zu untersuchen. Dabei lag der Fokus der Untersuchung auf Schweregrad und Häufigkeit der Kopfschmerzen, Lebensqualität der Migränepatienten und der Selbständigkeit im alltäglichen Krankheitsmanagement.
Dazu wurden neu zum Kopfschmerzzentrum wegen Migräne zugewiesene Patienten beobachtet. Die Kontrollgruppe wurde durch einen Arzt untersucht, die aktive Behandlungsgruppe dagegen von einer Pflegerin mit personalisierter Intervention begleitet. Dabei wurden die Patienten auch bei der Anpassung des Lebensstils an die Bedürfnisse bei der Erkrankung unterstützt.
200 Patienten (176 Frauen, 24 Männer) im Alter von durchschnittlich 40 Jahren nahmen an der Untersuchung teil. 162 der Patienten führten die Studie bis zum Ende durch. Sowohl die medizinpflegerisch begleiteten Patienten als auch die reinen Nachsorgepatienten führten für die Dauer von 12 Monaten ein tägliches Kopfschmerztagebuch.
Die Gruppen unterschieden sich nicht in der Häufigkeit der Kopfschmerztage. Ebenso zeigten sich keine Unterschiede in der Zahl von Patienten, die sich von einer chronischen Migräne zu rein episodischen Migräneanfällen verbesserten. Die pflegerische Begleitung hatte auch keinen messbaren Einfluss auf die Medikamentenüberbenutzung. Interessanterweise fanden die Patienten der Kontrollgruppe häufiger eine erfolgreiche Vorbeugung für ihre Migräneattacken als die begleiteten Patienten (56 % versus 28 %). Trotzdem reduzierte sich die alltägliche Belastung durch die Erkrankung (headache impact test, HIT-6) im HIT-Wert der aktiven Gruppe in Monat 8 um 5 Punkte im Vergleich zu einer Reduktion um 2 Punkte in der Kontrollgruppe (klinisch signifikante Differenz von 3 Punkten). Die Bewertung des Patientenerfolgs beim selbständigen Kopfschmerzmanagement mittels des HMSE-Fragebogens (headache management self-efficacy scale) erhöhte sich um 14 Punkte in der aktiven Gruppe im Vergleich zu knapp 5 Punkten in der Kontrollgruppe.
Diese Studie zeigte damit, dass einerseits die Kopfschmerzbelastung bei medikamentös gut behandelten Patienten nicht wesentlich durch eine medizinische Pflegebegleitung im Alltag beeinflusst wird. Jedoch verbesserte eine solche Intervention den Einfluss der Migräne auf die Lebensqualität der Patienten und messbar auch die Fähigkeit zur Eigensorge. Solche Effekte könnten hierzulande eventuell auch mit ergotherapeutischen Maßnahmen erreicht werden. Grundsätzlich scheint es auf jeden Fall eine gute Idee zu sein, Migränepatienten eine aktive Unterstützung auch zwischen den Nachsorgeterminen anzubieten.
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