Was wirkt besser bei metastasiertem Prostatakrebs, wenn die übliche Hormontherapie nicht mehr wirkt – Chemotherapie oder neuartige Hormontherapie?
Original Titel:
Taxane chemotherapy versus anti-androgen agents as first-line therapy for metastatic castration-resistant prostate cancer
Patienten, bei denen der Prostatakrebs bereits Absiedlungen (Metastasen) gebildet hat, müssen ganzkörperlich behandelt werden. In der Regel unterziehen sich diese Patienten zunächst einer Hormontherapie. Diese Hormontherapie hat jedoch den Nachteil, dass sie nach einer gewissen Zeit ihre Wirkung verliert. Ist dies der Fall, wird von einem kastrationsresistenten Prostatakrebs gesprochen. Um diesen zu behandeln, gibt es derzeit zwei gängige Vorgehensweisen. Eine Möglichkeit bietet die Chemotherapie. Diese hemmt die Zellteilung. Da sie sich auf den kompletten Körper auswirkt, ist die Chemotherapie jedoch meist mit starken Nebenwirkungen verbunden. Eine andere Möglichkeit bieten die neuartigen Wirkstoffe Abirateron und Enzalutamid. Diese Wirkstoffe greifen wie die übliche Hormontherapie ebenfalls in den Hormonhaushalt der Patienten ein, haben jedoch andere Angriffspunkte und wirken über andere Mechanismen, sodass sie auch noch wirken, wenn der Prostatakrebs kastrationsresistent geworden ist.
Ein Forscherteam aus den USA untersuchte nun, von welcher Behandlungsmöglichkeit, Chemotherapie oder neuartige Hormontherapie, Patienten mit kastrationsresistenten, metastasierten Prostatakrebs am meisten profitieren. Hierzu werteten sie die Daten von 1445 Männern mit metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakrebs aus, die zwischen Oktober 2012 und September 2014 mit einer der beiden Behandlungsmöglichkeiten begonnen haben. 1108 von ihnen bekamen Abirateron oder Enzalutamid (neuartige Hormontherapie), während sich die restlichen 337 Patienten einer Chemotherapie unterzogen (mit dem Wirkstoff Docetaxel). Die Analyse dieser Daten zeigte, dass es im Hinblick auf die Überlebensdauer keinen Unterschied machte, mit welcher der beiden Behandlungsmöglichkeiten die Patienten behandelt wurden. Anders sah es bei der Dauer der Therapie aus. Die Männer brachen nämlich die Chemotherapie früher ab als die neuartige Hormontherapie. Die Männer, die eine Chemotherapie abbrachen, wurden über einen längeren Zeitraum nicht weiter behandelt als die Männer, die die neuartige Hormontherapie abbrachen (53 Tage vs. 39 Tage). Die Dauer der vorangegangenen üblichen Hormontherapie schien mit der Wirkung der beiden Behandlungsmöglichkeiten zusammenzuhängen. War diese länger, überlebten die Männer mit der neuartigen Hormontherapie länger und konnten die Therapie länger fortführen. Dieser Zusammenhang konnte bei Männern, die eine Chemotherapie durchliefen, nicht festgestellt werden. Wirkte die vorangegangene übliche Hormontherapie nur über einen kurzen Zeitraum, sank der PSA (prostataspezifische Antigen)-Wert bei den Patienten, die eine Chemotherapie bekamen, häufiger (61,5 %) als bei den Patienten, die stattdessen mit der neuartigen Hormontherapie behandelt wurden (51,1 %).
Die Männer, die mit der Chemotherapie oder mit der neuartigen Hormontherapie behandelt wurden, überlebten etwa gleich lange. Es schien für das Überleben daher keine Rolle zu spielen, ob der metastasierte, kastrationsresistente Prostatakrebs mit Docetaxel oder Abirateron bzw. Enzalutamid bekämpft wurde. Diese Studie gibt jedoch auch Hinweise darauf, dass Patienten unterschiedlich von den jeweiligen Therapien profitieren, je nachdem wie lange sie zuvor mit der üblichen Hormontherapie behandelt werden konnten. Die Dauer der vorangegangenen Hormontherapie könnte somit möglicherweise bei der Entscheidung helfen, ob der Patient im Anschluss besser mit einer Chemotherapie oder mit einer neuartigen Hormontherapie behandelt werden sollte.
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