Wie unterscheidet sich der Prostatakrebs und seine Behandlung zwischen jüngeren und älteren Patienten?
Original Titel:
Tumor characteristics, treatments, and oncological outcomes of prostate cancer in men aged ≤50 years: a population-based study
Prostatakrebs ist eine Erkrankung, die meist Männer in höherem Alter betrifft. Doch je nach Risikofaktoren können auch schon jüngere Männer (50 Jahre oder jünger) mit der Krankheit konfrontiert werden. Gibt es Unterschiede in den Eigenschaften der Krebserkrankung, je nachdem ob der Patienten in jüngeren oder älteren Jahren erkrankt? Werden je nach Alter bei der Diagnose andere Behandlungsmethoden angewandt? Und wie sieht die Prognose von jüngeren Patienten im Vergleich zu älteren Patienten aus?
Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, Kanada und Italien gingen diesen Fragen gemeinsam nach. Hierzu werteten sie Daten von insgesamt 407599 Männern mit Prostatakrebs aus. 18387 Patienten (4,5 %) waren höchstens 50 Jahre alt und wurden in der Studie als die „jüngeren“ Patienten angesehen. Alle Patienten, die älter waren, bildeten die Gruppe der „älteren“ Patienten. Beim Vergleich zwischen jüngeren und älteren Prostatakrebs-Patienten fiel auf, dass bei jüngeren Patienten die Eigenschaften der Krebserkrankung insgesamt günstiger waren. Das bedeutet, dass der Prostatakrebs bei jüngeren Patienten weniger aggressiv (niedrigerer Gleason Score) und der PSA (prostataspezifische Antigen)-Wert der jüngeren Patienten im Schnitt niedriger war. Außerdem waren bei den jüngeren Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose seltener bereits andere Stellen vom Krebs befallen (Metastasen) vor als bei den älteren Patienten. Hier konnte jedoch ein zeitlicher Trend beobachtet werden, der weniger erfreulich ist. Bei den jüngeren Patienten lagen 2013 häufiger bereits bei der Diagnose Metastasen vor (3,2 %) als es noch 2004 der Fall war (2 %). Auch was das Therapieverfahren angeht, konnten von 2004 bis 2013 Veränderungen beobachtet werden. Während die Häufigkeit von Prostataentfernungen und inneren Bestrahlungen (mit radioaktiven Metallkügelchen, die in die Prostata eingebracht werden) zurückging, kamen immer mehr nicht-lokale Therapien zum Einsatz. Die Anwendung der äußeren Strahlentherapie (mit einer Strahlungsquelle außerhalb des Körpers) blieb über die Jahre hinweg konstant. Bei allen Behandlungsformen war das Sterberisiko der Patienten unabhängig davon, ob der Prostatakrebs bei ihnen in jüngeren oder älteren Jahren diagnostiziert wurde.
Junge Patienten hatten somit zum Zeitpunkt der Diagnose häufiger einen weniger aggressiven und weniger fortgeschrittenen Prostatakrebs als ältere Patienten. Sie bekamen seltener eine Strahlentherapie und unterzogen sich seltener einer Operation zur Prostataentfernung. Stattdessen profitierten sie häufiger von ganzkörperlichen Therapien. Das Risiko, aufgrund des Prostatakrebses zu sterben, unterschied sich nicht zwischen den jüngeren und älteren Patienten. Dennoch geben die Autoren der Studie zu bedenken, dass neuerdings auch immer mehr junge Patienten die Diagnose Prostatakrebs erst dann erhalten, wenn der Krebs schon Metastasen gebildet hat.
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