Prostatakrebs
Hormontherapie zusätzlich zur Strahlentherapie – Ist die Kombinationstherapie auch bei 80-jährigen oder älteren Männern sinnvoll?
Original Titel:
External beam radiotherapy with or without androgen deprivation therapy in elderly patients with high metastatic risk prostate cancer
Einige Studien konnten bereits zeigen, dass Prostatakrebs-Patienten, die ein hohes Risiko dafür aufweisen, dass der Krebs in andere Körperregionen streut, also Metastasen bildet, vermutlich davon profitieren, wenn sie neben der Strahlentherapie auch eine Hormontherapie beginnen. Die Strahlentherapie ist eine lokale Behandlungsmethode. Hierbei wird der Tumor direkt bestrahlt und so geschädigt, dass er nicht mehr wachsen kann und abstirbt. Haben sich noch keine Krebszellen im Körper verteilt, bietet diese Methode eine Möglichkeit, den Patienten zu heilen. Bei Patienten, die ein hohes Risiko für Metastasen aufweisen, wird befürchtet, dass sich auch schon Krebszellen außerhalb der Prostata befinden. Diese würden durch die lokale Bestrahlung der Prostata nicht abgetötet werden. Daher ist bei dem Verdacht auf Metastasen eine Behandlungsmethode nötig, die auf den gesamten Körper wirkt. Hierfür bietet sich die Hormontherapie an. Bei der Hormontherapie werden verschiedene Wirkstoffe eingesetzt, die die Produktion oder die Wirkung von Testosteron hemmen. Da der Prostatakrebs in den meisten Fällen Testosteron zum Wachsen benötigt, wird durch die Hormontherapie das Wachstum des Tumors gebremst. Wie bereits erwähnt, scheinen Hochrisikopatienten länger zu überleben, wenn sie zeitgleich zur Strahlentherapie eine Hormontherapie starten, statt nur die Strahlentherapie durchzuführen. Eine kürzlich erschienene Studie hat gezeigt, dass Patienten unter Umständen auch dann von einer kombinierten Therapie profitieren können, wenn der Krebs nach einer Prostataentfernung zurückgekehrt ist (Studie von Ghadjar und Kollegen, 2018 in der medizinischen Fachzeitschrift Strahlentherapie und Onkologie: Organ der Deutschen Röntgengesellschaft veröffentlicht). In diesen Studien wurden jedoch ältere Patienten entweder ausgeschlossen oder sie machten nur einen sehr kleinen Teil der Patienten aus. Aus diesem Grund ist noch nicht klar, ob auch ältere Hochrisikopatienten von der kombinierten Therapie profitieren.
Dies untersuchte nun ein internationales Forscherteam mit Wissenschaftlern aus Italien, Deutschland und Kanada. Sie sammelten Daten von insgesamt 3692 Männern, die mindestens 80 Jahre alt waren und unter Prostatakrebs litten. Ein Einschlusskriterium für die Studie war, dass der Prostatakrebs ungünstige Eigenschaften aufwies, so dass ein erhöhtes Risiko für Metastasen bestand. Zu den ungünstigen Eigenschaften gehörten Tumore, die zwar noch auf die Prostata beschränkt waren, die jedoch eine mittlere Aggressivität zeigten (Gleason Score: 4 + 3 bzw. WHO-Grad: 3) und Tumore, die bereits über die Prostata hinausgewachsen waren, unabhängig davon, wie aggressiv der Tumor war. Außerdem mussten die Patienten entweder mit einer Strahlentherapie alleine oder mit einer Strahlentherapie in Kombination mit einer Hormontherapie behandelt worden sein, damit ihre Daten mit in die Studie aufgenommen wurden. Die Analyse der Patientendaten ergab, dass es hinsichtlich des Überlebens keine Unterschiede zwischen Patienten, die nur mit der Strahlentherapie behandelt wurde, und Patienten, die zusätzlich eine Hormontherapie bekamen, gab. Die krebsspezifische Sterblichkeit als auch die allgemeine Sterblichkeit war bei über 80-jährigen Prostatakrebs-Patienten unabhängig davon, mit welche der beiden Therapiemöglichkeiten (nur Strahlentherapie oder Strahlentherapie plus Hormontherapie) sie behandelt wurden. Zu dem gleichen Ergebnis kamen die Wissenschaftler, wenn sie nur die Patienten in die Analyse miteinbezogen, die keine weiteren Erkrankungen hatten.
Die Ergebnisse dieser Studie sprechen somit dafür, dass ältere Männer (mindestens 80 Jahre alt) mit einem Hochrisiko-Prostatakrebs keinen Überlebensvorteil haben, wenn sie sich neben der Strahlentherapie zusätzlich einer Hormontherapie unterziehen.
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