Einzigartig: Muttermale und Co. im 3D-Fokus
Meisterfotograf Werner Stieber präsentierte heute das neue Fotosystem „BodyScan-med 360“, mit dem zum ersten Mal 3D-Patientenbilder gemacht werden können, die den speziellen Anforderungen der dermatologischen Diagnostik gerecht werden. Seit vergangenem Herbst tüftelte der wissenschaftliche Fotograf der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie an dem System, das u. a. neue Möglichkeiten in der Dokumentation von Hauterkrankungen wie Psoriasis oder der Muttermalanalyse ermöglicht und national sowie international in puncto Preis-Leistungsverhältnis seinesgleichen sucht. Unterstützt wurde Stieber von einem Salzburger Unternehmen.
Heute drehte sich im Fotolabor der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie des Klinikum Graz alles um 3D-Ganzkörperaufnahmen. Denn Werner Stieber, wissenschaftlicher Fotograf des Hauses, präsentierte mit seinem Team das neue Fotosystem „BodyScan-med 360“, an dem er seit Herbst 2017 getüftelt hat. Zum ersten Mal können damit 3D-Patientenbilder gemacht werden, die den speziellen Anforderungen der wissenschaftlich-dermatologischen Diagnostik entsprechen, also u. a. in puncto Belichtung, Farbe, Perspektive und Beleuchtung ident sind. Dafür waren bisher unzählige Einzelaufnahmen notwendig.
„Nun steht der Patient auf einem Drehteller und dreht sich in 40 Sekunden um 360°. Dabei macht die hochauflösende Kamera 28 standardisierte Bilder, aus denen der Prozessor gut 15.000 Bilder errechnet. Die große Anzahl ist notwendig, um die Darstellung der Drehung zu ermöglichen bzw. auch Hotspots setzen zu können, damit der Arzt zum Beispiel auf ein Muttermal zoomen kann“, erklärte Werner Stieber die technische Funktion des System bei dem Pressegespräch.
Einzigartig ist das Setup: „Der Drehteller ist knapp 3 cm hoch und hat praktisch keine Stufe. Es gibt eine mobile Halterung, die bei Bedarf eingesetzt wird. Man muss bedenken, dass wir auch kreislaufschwache oder gehbehinderte Menschen fotografieren. Als Hintergrund hat sich letztlich schwarzer Stoff bewährt, der auf 2,5 Meter aufgezogen wird. So hat jeder Patient Platz, egal wie groß er ist“, informierte er weiter.
Die Vorteile des Systems für Diagnostik und Budget
„Die Vorteile des Systems liegen für uns als Diagnostiker darin, dass die 3D-Aufnahme am Bildschirm einfach gedreht werden kann und die Haut des Patienten bzw. dessen Hautveränderungen aus jeder Perspektive rasch betrachtet werden können. Bisher musste man mühsam von Bild zu Bild springen. Außerdem waren Bereiche oft nicht gut erfasst oder überlappten sich – das fällt nun weg“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Peter Wolf, stv. Leiter der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie. Des Weiteren erleichtere das System auch den direkten und raschen Vergleich von Hautveränderungen über einen gewissen Zeitraum. Dies wäre insbesondere bei der Dokumentation vieler entzündlicher Hauterkrankungen, wie der Psoriasis, bei Ekzemen, aber auch bei Pigmentstörungen wie der Weißfleckenkrankheit oder bei Patienten mit Muttermalen ein riesiger Vorteil.
Definitiv unschlagbar wäre das System laut Stieber auch im Hinblick auf die anfallenden Kosten. „Es gibt zwar ein System mit ähnlichem Output, allerdings mit einem völlig anderen Setup. Dabei stehen die Personen in einem Dom, in dem bis zu 128 Spezialkameras angebracht sind und alle gleichzeitig ausgelöst werden“, fügte er hinzu. Allein die Anschaffungskosten würden sich auf mehrere 100.000 Euro belaufen, ganz zu schweigen von der Wartung der Anlage, denn das Equipment müsse aufgrund der technischen Entwicklung alle paar Jahre ausgetauscht werden. „Unsere Kamera kostet etwa 6.000 Euro – that‘s it“, brachte er es auf den Punkt.
Von der Idee zum fertigen Produkt
Über die Idee, Ganzkörper-3D-Aufnahmen von Patienten zu machen, grübelte Stieber schon lange. Die Initialzündung für die Realisierung lieferte die 3D-Animation eines neuen Autos beim Canon Business Forum 2017. „So eine Darstellung muss auch für die dermatologische Diagnostik möglich sein“, dachte sich Stieber, kam mit dem ausstellenden Salzburger Unternehmer ins Gespräch und legte mit selbigem den Termin für den Projektstart mit Herbst 2017 fest. „Und heute haben wir ein fertiges und in der Form einzigartiges Produkt“, zeigte sich Stieber bei der Präsentation sichtlich stolz. „Zu Recht“, bestätigte Univ.-Prof. Dr. Peter Wolf, „im medizinischen Bereich gibt es meinem Wissensstand nach zurzeit keine vergleichbaren Systeme, auf nationaler wie internationaler Ebene“. Das Verfahren wird daher künftig in der Diagnostik von Ganzkörperhauterkrankungen Standard sein und eignet sich auch ideal für Präsentationen in medizinischen Vorträgen sowie der Lehre.