Leukämie
Überlebensvorteil durch Stammzelltransplantation für Patienten mit akuter lymphatischer Leukämie auch bei Befall des zentralen Nervensystems
Original Titel:
Allogeneic stem cell transplantation for adult patients with acute lymphoblastic leukemia who had central nervous system involvement: a study from the Adult ALL Working Group of the Japan Society for Hematopoietic Cell Transplantation
Die akute lymphatische Leukämie (ALL) ist eine bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems, wobei die Vorstufen spezieller weißer Blutzellen (Lymphozyten) zu sogenannten lymphatischen Blasten entarten, die sich unkontrolliert vermehren. Sie sind jedoch nicht vollständig ausgereift und deshalb nicht funktionsfähig. Sie befinden sich hauptsächlich im Knochenmark, im Blut, in den Lymphknoten und in der Milz. Durch die unkontrollierte Vermehrung der bösartigen Lymphoblasten werden andere wichtige Blutzellen verdrängt und die Leukämiezellen wandern in andere Organe ein und befallen sämtliche Gewebe. Davon kann auch das zentrale Nervensystem, also Gehirn und Rückenmark betroffen sein. Häufig werden ALL- Patienten mit Chemotherapie behandelt, wobei zelltötende Medikamente verabreicht werden, welche die Leukämiezellen vernichten sollen. Ist das Risiko eines Krankheitsrückfalls erhöht oder die Chemotherapie unwirksam, kommt auch eine Stammzelltransplantation in Frage. Dabei wird das erkrankte Knochenmark durch gesunde Blutstammzellen von einem geeigneten Spender (allogen) ersetzt. Die Blutstammzellen werden aus dem Knochenmark oder dem Blut des Spenders gewonnen und auf den Patienten übertragen. Sie wandern in das Knochenmark und beginnen dort nach einiger Zeit mit der Bildung neuer, gesunder Blutzellen.
Bisher war unklar, ob ALL-Patienten, bei denen das zentrale Nervensystem von Krebszellen befallen ist, von einer allogenen Stammzelltransplantation profitieren können. In einer Studie wurden nun die Ergebnisse zu Rückfallrate und dem Gesamtüberleben von ALL- Patienten mit und ohne Befall des zentralen Nervensystems anhand von Daten einer japanischen Datenbank verglichen. In die Untersuchung wurden ALL-Patienten eingeschlossen, die mindestens 16 Jahre alt waren, einen gesicherten ALL-Befund hatten und zwischen den Jahren 2005 und 2012 eine erfolgreich durchgeführte erstmalige allogene Stammzelltransplantation bekommen hatten. Für die Auswertung standen Daten von 2582 Patienten zur Verfügung. Bei 136 Patienten war das zentralen Nervensystems befallen (ZNS+) und bei 2446 war es nicht befallen (ZNS-). Die Ergebnisse des Vergleichs waren folgende: ZNS+ Patienten waren jünger und hatten einen schlechteren Krankheitsstatus sowie einen schlechteren körperlichen Allgemeinzustand bei der Durchführung der Stammzelltransplantation. Ebenso kam es bei den ZNS+ Patienten häufiger zu einem Rückfall und zu einem Rückfall mit Beteiligung des zentralen Nervensystems. Allerdings konnten keine Unterschiede im Gesamtüberleben bei den ZNS+ Patienten, die einen kompletten Krankheitsrückgang durch die Stammzelltransplantation erreichten, im Vergleich zu den ZNS- Patienten festgestellt werden.
Aus den Untersuchungsergebnissen schlussfolgern die Forscher, dass der Behandlungserfolg bzw. das Gesamtüberleben nicht nachteilig beeinflusst war, wenn das zentrale Nervensystem der ALL-Patienten befallen war.
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