Migräne

Migränepatienten können gehäuft unter Magenschleimhautenzündungen leiden

Original Titel:
Clinical implications of associations between headache and gastrointestinal disorders: A study using the Hallym Smart Clinical Data Warehouse.

Gehirn und Verdauungstrakt sind eng miteinander verbunden. Ein reger Austausch findet über die Nerven, Hormone und das Abwehrsystem statt. Kopfschmerzen, speziell Migräne, könnten mit verschiedenen Erkrankungen des Verdauungssystems, des gastrointestinalen Trakts, zusammenhängen, wie in früheren Studien gezeigt wurde. Allerdings waren bei Migräneure bisher kaum Auffälligkeiten im oberen Teil des Verdauungstrakts, zum Beispiel bei Magenspiegelungen (Endoskopie), berichtet worden. Auch eine Infektion mit einem Bakterium, das Magenschleimhautenzündungen auslösen kann (Helicobacter Pylori), konnte bisher als möglicher Faktor bei der Entstehung von Migränen nicht bestätigt werden. Um bessere Therapien entwickeln zu können, versuchten die Forscher um Dr. Lee im Chuncheon Sacred Heart Klinikum in Südkorea diese Zusammenhänge genauer zu verstehen. Dazu untersuchten sie rückblickend über 10 Jahre klinische Datensätze aus einer Klinikdatenbank (smart clinical data warehouse, smart CDW) zu Erkrankungen des Verdauungstrakts und Kopfschmerzerkrankungen wie Migräne und Spannungskopfschmerz.

Daten aus dem Smart CDW wurden über die Jahre 2006 bis 2016 analysiert. Bei Migräne- oder Spannungskopfschmerzpatienten, die Fachärzte für den Verdauungstrakt (Gastroenterologen) aufgesucht hatten, wurden Detailinformationen zu dortiger Diagnose, Befunde der endoskopischen Untersuchung von Speiseröhre und Magen sowie Hinweise auf eine Helicobacter-Infektion gesammelt. Diese Daten wurden mit klinischen Daten von Patienten ohne Kopfschmerz verglichen.

Die Migräne- (n = 168), Spannungskopfschmerz- (n = 168) und Kontrollgruppe (n = 336) waren in Alter und Geschlecht vergleichbar. Sodbrennen (gastroösophageale Refluxkrankheit) plagte häufiger die Migräneure als die Patienten der zwei anderen Gruppen. Magengeschwüre waren sowohl bei Patienten mit Migräne als auch bei denen mit Spannungskopfschmerzen häufiger als in der Kontrollgruppe; statistisch war dies kein Zufallsfund. Endoskopisch fanden sich bei den Migräneuren häufig eine Magenschleimhautentzündung mit sichtbaren Schleimhautschäden (erosive Gastritis). Bei Spannungskopfschmerz tauchte dagegen eher die Frühform der chronischen Gastritis auf. Die Gastritis war dabei bei Spannungskopfschmerz deutlich schwerwiegender als in den Kontrollpatienten. Eine Infektion mit dem Helicobacter-Bakterium war interessanterweise bei allen Patienten ähnlich häufig.

Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass Kopfschmerzpatienten mit Migräne oder Spannungskopfschmerz zu Erkrankungen des Verdauungstrakts neigen können. Diese Information ist klinisch relevant, selbst wenn diese Erkrankungen nicht notwendig Auslöser der Kopfschmerzen sind. Migräneure sollten also bei unklaren Magensymptomen frühzeitig an eine mögliche Gastrits denken und ihren Hausarzt informieren.

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