Studienabbruch – Kein Erfolg von Evacetrapib bei der Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen trotz positiver Effekte auf die Cholesterinwerte
Original Titel:
Evacetrapib and Cardiovascular Outcomes in High-Risk Vascular Disease
Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankungen und dem Cholesterinspiegel. Bei dem Cholesterinspiegel werden zwei Werte unterschieden, die entgegengesetzte Wirkungen auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit haben, den LDL (low density lipoprotein)-Cholesterinwert und den HDL (high density lipoprotein)-Cholesterinwert. Sowohl LDL als auch HDL sind Transportproteine, die den Transport von Cholesterin im Blut ermöglichen. Während LDL das Cholesterin von der Leber, dem Produktionsort, zum Gewebe transportiert, wo es sich z. B. im Falle der koronaren Herzkrankheit (KHK) in den Gefäßwänden anlagert, sorgt HDL für dessen Rücktransport. Aufgrund dieser entgegengesetzten Effekte, wird ein hoher LDL-Cholesterinwert mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht, wohingegen einem hohen HDL-Cholesterinwert ein schützender Effekt zugeschrieben wird. Für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie der KHK, wird somit nach Wirkstoffen geforscht, die den LDL-Cholesterinwert senken und gleichzeitig den HDL-Cholesterinwert erhöhen. Einen Angriffspunkt für diese Wirkstoffe bildet das Cholesterin-Transferprotein. Im Körper verringert dieses den HDL-Cholesterinspiegel, bei gleichzeitiger Erhöhung des LDL-Cholesterinwertes. Die Hemmung dieses Proteins führt zu einem gegenteiligen Effekt und erzielt somit die gewünschte Wirkung. Evacetrapib ist ein solcher Hemmer des Cholesterinester-Transferproteins.
In einer groß angelegten, internationalen Studie wurde untersucht, ob Evacetrapib schwerwiegende, kardiovaskulären Ereignissen bei Hochrisikopatienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern kann. Zu den schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignissen zählten Herzinfarkte, Schlaganfälle, Krankenhausaufenthalte aufgrund eines drohenden Herzinfarktes, Notwendigkeiten einer Maßnahme zur Wiederherstellung der Durchblutung oder auch Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Insgesamt wurden 12092 Hochrisikopatienten in die Studie miteinbezogen. Eine Voraussetzung für die Teilnahme an der Studie war, dass bei den Patienten mindestens einer der folgenden Punkte zutraf: Auftreten einer unmittelbar lebensbedrohlichen Phase der KHK (akutes Koronarsyndrom) in den 30 bis 365 Tagen vor Studienbeginn, Diabetes in Kombination mit der KHK oder atherosklerotische Veränderung der Arterien im Gehirn, in den Armen oder in den Beinen. Die Patienten erhielten zusätzlich zu ihrer bestehenden Medikation entweder täglich 130 mg Evacetrapib oder ein Placebo. Nach 3 Monaten konnte die durchschnittliche LDL-Cholesterinkonzentration durch Evacetrapib um 31,1 % reduziert werden, während das LDL-Cholesterin in der Placebogruppe um durchschnittlich 6,0 % angestiegen war. Die durchschnittliche HDL-Cholesterinkonzentration konnte durch die Behandlung mit Evacetrapib um 133,2 % gesteigert werden. Bei den Patienten der Placebogruppe stieg diese im Durchschnitt nur um 1,6 %. Somit konnte durch die Evacetrapib-Therapie der gewünschte Effekt auf die Cholesterinwerte erzielt werden. Diese positiven Ergebnisse spiegelten sich jedoch nicht in einer Reduktion von schwerwiegenden, kardiovaskulären Ereignissen wider. Während einer mittleren Behandlungszeit von 26 Monaten erlitten die Patienten, die mit Evacetrapib behandelt wurden, genauso häufig (12,9 %) ein kardiovaskuläres Ereignis wie die Patienten, die stattdessen ein Placebo bekamen (12,8 %). Aufgrund der mangelnden Wirksamkeit von Evacetrapib wurde die Studie vorzeitig abgebrochen.
Durch die Einnahme von Evacetrapib konnte der LDL-Cholesterinwert der Patienten gesenkt und gleichzeitig der HDL-Cholesterinwert erhöht werden. Trotz dieser positiven Wirkung auf die Cholesterinwerte führte Evacetrapib zu keiner Reduktion die schwerwiegenden, kardiovaskulären Ereignisse bei Hochrisikopatienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
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