Profitieren Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs von einer kombinierten Antihormon- und Chemotherapiebehandlung vor der Operation?
Original Titel:
Benefit of the addition of hormone therapy to neoadjuvant anthracycline-based chemotherapy for breast cancer: comparison of predicted and observed pCR
Die Standardbehandlung bei Brustkrebs besteht aus einer Operation, bei der der Brusttumor entfernt wird. Heutzutage kann die Brust der Frau dabei in vielen Fällen erhalten bleiben. Vor oder nach der Behandlung finden in der Regel weitere Behandlungen in Form von Hormontherapie, Chemotherapie oder Strahlentherapie statt. Behandlungen, die vor der Operation stattfinden, bezeichnet man in der Fachsprache als neoadjuvant, Behandlungen, die im Anschluss an die Operation stattfinden, als adjuvant. Brustkrebspatientinnen, bei denen Rezeptoren für die weiblichen Geschlechtshormone auf ihren Krebszellen nachgewiesen werden können, klassifiziert der Arzt als Hormonrezeptor-positiv. Bei diesen Frauen wird das Krebswachstum durch die weiblichen Geschlechtshormone angekurbelt. Demnach sind Antihormonbehandlungen für die Frauen empfehlenswert, um die schädliche Wirkung der Hormone zu unterbinden. Es ist nicht unüblich, dass Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs bereits vor der Operation eine Antihormonbehandlung erhalten. Weniger häufig wird hingegen bereits vor der Operation eine Antihormonbehandlung gemeinsam mit einer Chemotherapie verordnet.
Ein internationales Forscherteam mit Wissenschaftlern aus den USA, Australien und Europa machte es sich zur Aufgabe, die Effekte einer neoadjuvanten Therapie mit Antihormonbehandlung und Chemotherapie bei Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs zu untersuchen. Dazu behandelten die Wissenschaftler 192 Patientinnen mit dem Medikament Tamoxifen (zur Antihormonbehandlung) kombiniert mit chemotherapeutischen Medikamenten (auf Basis von Anthrazyklinen, welche eine Klasse von Medikamenten darstellen, die das Zellwachstum hemmen können).
Die Ergebnisse ihrer Studie zeigten auf, welche Subgruppe von Patientinnen von einer vor der Operation stattfindenden Antihormonbehandlung in Kombination mit einer Chemotherapie profitieren könnten: dies waren Frauen mit Brustkrebs vom Luminal-B-Typ. Bei dem Luminal-B-Typ weisen die Krebszellen der Frauen viele Hormonrezeptoren auf (siehe oben: Hormonrezeptor-positiv) und die Wachstumsgeschwindigkeit der Krebszellen ist hoch. Von dem Luminal-B-Typ existieren noch zwei weitere Untertypen: weisen die Frauen auf ihren Krebszellen viele Rezeptoren HER2 auf (von engl. human epidermal growth factor receptor 2), werden sie als Luminal-B-Typ HER2-positiv bezeichnet. Wenn auf den Krebszellen nur wenige oder keine Rezeptoren HER2 vorhanden sind, bezeichnet man sie als Luminal-B-Typ HER2-negativ.
Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs des Luminal-B-Typs könnten den Ergebnissen dieser Studie zufolge von einer kombinierten Antihormon- und Chemotherapiebehandlung vor der Operation profitieren. Diese Studie liefert erste Hinweise auf diesem Gebiet. Weitere Studien sollten nun durchgeführt werden, um dieser Thematik intensiver nachzugehen und ggf. spezialisierte Therapieempfehlungen aussprechen zu können.
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