Notfallpraxen haben zu wenig Zeit für echte Notfälle
In den Notaufnahmen der Krankenhäuser sitzen zunehmend Patienten, die objektiv gar keine Notfälle sind, dafür aber ein subjektives Notfallgefühl haben, ihnen ein Arztbesuch in einer Praxis nicht in den Terminkalender passt oder es den nächsten freien Termin beim Facharzt erst in drei Monaten gibt. Die Folgen: Weniger Zeit für echte Notfälle, überfordertes Krankenhauspersonal und unnötige Zusatzkosten.
In einem aktuellen Projektbericht des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, der von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Auftrag gegeben wurde, untersucht unter anderem Prof. Dr. Andreas Beivers, Studiendekan an der Hochschule Fresenius München, die aktuelle Situation in der deutschen Notfallversorgung. Dabei wurden Probleme insbesondere hinsichtlich der effektiven Patientensteuerung festgestellt.
„Die Ergebnisse der Untersuchung verdeutlichen, dass eine Reform der Notfallversorgung in Deutschland dringend notwendig ist“, so Prof. Dr. Andreas Beivers. Aktuell fehle es an Steuerungsmechanismen, die im Idealfall noch vor Ankunft der Patienten beurteilen, welche Versorgung die richtige ist, führt der Gesundheitsökonom weiter aus. „Mehrere Nachbarländer haben in den letzten Jahren Reformen durchgeführt, unter anderem mit dem Ziel, die Zahl der unangemessenen Notfallabteilungsbesuche zu verringern. So hat beispielsweise Dänemark seit einigen Jahren die Patientensteuerung ausgebaut und dabei auch telefonische Beratungsangebote etabliert. Seit 2014 verfügen Patienten dort nur über einen eingeschränkten Zugang zu Notfallzentren. Wenn sie ein „Walk-in-Center“ aufsuchen möchten, benötigen sie immer eine Überweisung von einem niedergelassenen Allgemeinarzt oder eine Registrierung über den Notruf. Wenn sie das nicht beachten, kann es zu nicht unerheblichen Zuzahlungen kommen“, erklärt Beivers. Der Bekanntheitsgrad der Rufnummer 116117 müsse in Deutschland gesteigert werden. Darüber hinaus sollte der telefonische Erstkontakt auch in Deutschland verpflichtend sein.
Das Projekt wurde von Prof. Dr. Boris Augurzky vom RWI geleitet. Neben Prof. Dr. Andreas Beivers waren Dr. Philipp Breidenbach, Rüdiger Budde, Alexander Haering und Matthias Kaeding vom RWI sowie Annika Emde von hcb, Niels Straub von IMSP und Dr. Elisabeth Roßbach-Wilk an der Entstehung des Berichtes beteiligt.
Über die Hochschule Fresenius
Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Frankfurt am Main, Hamburg, Idstein, Köln, München und den Studienzentren in Berlin, Düsseldorf und New York ist mit über 12.000 Studierenden die größte private Präsenzhochschule in Deutschland. Sie blickt auf eine mehr als 168-jährige Tradition zurück. 1848 gründete Carl Remigius Fresenius in Wiesbaden das „Chemische Laboratorium Fresenius“, das sich von Beginn an sowohl der Laborpraxis als auch der Ausbildung widmete. Seit 1971 ist die Hochschule staatlich anerkannt. Sie verfügt über ein sehr breites, vielfältiges Fächerangebot und bietet in den Fachbereichen Chemie & Biologie, Design, Gesundheit & Soziales, onlineplus sowie Wirtschaft & Medien Bachelor- und Masterprogramme in Vollzeit sowie berufsbegleitende und ausbildungsbegleitende (duale) Studiengänge an. Die Hochschule Fresenius ist vom Wissenschaftsrat institutionell akkreditiert. Bei der Erstakkreditierung 2010 wurden insbesondere ihr „breites und innovatives Angebot an Bachelor- und Master-Studiengängen“, „ihre Internationalität“ sowie ihr „überzeugend gestalteter Praxisbezug“ vom Wissenschaftsrat gewürdigt.
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