Altersdepression besser erkennen und behandeln
Uniklinik Köln richtet Spezialambulanz ein
Depressionen gehören neben der Demenz zu den häufigsten psychischen Erkrankungen jenseits des 60. Lebensjahres. Dennoch bleiben sie bei älteren Menschen oft unerkannt, sind unterdiagnostiziert und werden in den meisten Fällen über Jahre nur unzureichend oder gar nicht behandelt. Aufgrund dieser Tatsache und der zunehmend älter werdenden Gesellschaft widmet sich die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln nun mit einer neuen Spezialambulanz gezielt dem Thema Depressionen im Alter. Die neue Spezialambulanz für Altersdepression ist damit die erste ihrer Art an einem deutschen Universitätsklinikum. Sie verbindet eine ausführliche Diagnostik der Erkrankung und verschiedene Therapiemöglichkeiten gemäß wissenschaftlicher Leitlinien mit der Möglichkeit an wissenschaftlichen Studien zur Erforschung von Grundlagen und Therapieoptionen teilzunehmen.
Depressionen im Alter über 60 betreffen fast doppelt so häufig Frauen wie Männer. Sie gehen mit einer reduzierten Lebensqualität und deutlichen Einschränkungen im Alltag beispielsweise im Haushalt, Beruf, sozialen Kontakten einher. In ihrer Ausprägung und ihrem Verlauf unterscheiden sich Altersdepressionen oftmals von depressiven Erkrankungen bei jüngeren Patienten, vor allem durch zusätzliche körperliche Beschwerden wie Schmerzen, Schwindel, allgemeine Schwäche und Schlafstörungen. Zudem liegen bei älteren Patienten häufig weitere körperliche Erkrankungen vor, was eine besondere Herausforderung für die Diagnostik und Therapie darstellt.
„In der neuen Spezialambulanz bieten wir einen umfassenden Behandlungsansatz für alle Arten von depressiven Erkrankungen bei Menschen über 60 Jahren. Wichtig zu wissen ist, dass eine Altersdepression nicht zum normalen Alterungsprozess gehört, sondern eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankung ist“, erklärt Prof. Dr. Frank Jessen, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Uniklinik Köln. „Da im höheren Alter häufig körperliche Begleiterkrankungen und die Einnahme von Medikamenten hinzukommen, ist die ausführliche Diagnostik besonders bedeutsam. Eine darauf aufbauende, adäquate Therapie der depressiven Erkrankung kann die Lebensqualität der Patienten wesentlich verbessern.“
Die Spezialambulanz bietet neben einer umfassenden Diagnostik und Beratung auch verschiedenste Möglichkeiten einer ambulanten oder stationären Behandlung sowie der psychopharmakologischen Behandlung. „Depressionen, also längere Zeiträume mit deutlich gedrückter Stimmung, Desinteresse, Antriebsschwäche und Freudlosigkeit, die erstmalig oder wiederkehrend bei Patienten ab 60 Jahre auftreten, sind unser Schwerpunkt. Darüber hinaus bieten wir unseren Patienten langfristig psychiatrische Begleitung mit regelmäßigen ärztlichen Terminen, unterstützen beispielsweise durch Krisenintervention oder können eine Teilnahme an wissenschaftlichen Studien anbieten“, sagt Dr. Forugh Dafsari, die als Ärztin und Psychologin in der neuen Spezialambulanz tätig ist.