Steigt die Lebensqualität durch Behandlung mit Solanezumab? Patienten mit milder Alzheimerdemenz sagen ja
Original Titel:
Assessing quality of life in Alzheimer's disease: Implications for clinical trials
Wir haben bereits berichtet, dass die klinischen Studien der Biologika-Behandlung möglicherweise bisher zu stark auf Verbesserungen der Denkleistung abzielten, und diese Strategie vor allem gezeigt hat, was Biologika beim Altern nicht erreichen können. Auch sie sind keine Wundermittel. Aber was können sie bei einer bereits aktiven Alzheimererkrankung erreichen? Verbessern sie das Leben der Patienten? Forscher aus Psychiatrie und Neurologie von der Indiana University School of Medicine in den USA rund um Dr. Kahle-Wrobleski ermittelten daher die Lebensqualität von Patienten mit der Alzheimererkrankung im Laufe einer Behandlung mit dem Biologikum Solanezumab.
Die Studien-Teilnehmer waren mindestens 55 Jahre alt und litten anhand verschiedener Kriterien unter der Alzheimererkrankung. Die Patienten zeigten keine Anzeichen von Depressionen und waren auch sonst gesund. Voraussetzung für die Studienteilnahme war, dass die Patienten eine konstante betreuende Person hatten, mit der sie mindestens 10 Stunden jede Woche in Kontakt standen. Diese sollte die Patienten zu Studienterminen begleiten. Auf diese Weise konnte außerdem die Lebensqualität der Patienten auch aus pflegender Perspektive eingeschätzt werden. Die Studie wurde mit Patienten auch mit Frühformen der Alzheimerdemenz durchgeführt (MMSE-Werte zwischen 16 und 26), die Analyse in dieser Studie wurde allerdings nur mit Patienten mit MMSE-Werten 20–26, entsprechend einer milden Alzheimerdemenz, durchgeführt. Die Patienten erhielten entweder Solanezumab oder ein Placebo.
Die Lebensqualität der Patienten wurde mit einem standardisierten Fragebogen ermittelt, der QOL-AD-Skala (quality of life in Alzheimer’s disease). Diese erlaubt eine Bewertung unterschiedlicher Lebensbereiche wie die körperliche Gesundheit, allgemeine Stimmung, soziale Beziehungen, Aktivitäten und Alltagsfähigkeiten. Diese Aspekte wurden mit Punkten von 1 bis 4 bewertet, entsprechend schlecht, mittelmäßig, gut bis hin zu exzellent. Sowohl die Patienten als auch die Betreuer schätzten jeweils getrennt die Lebensqualität der Patienten ein.
Die Ergebnisse von 1322 Patienten wurden über einen Zeitraum von 80 Wochen untersucht. 659 der Patienten erhielten zufällig Solanezumab zugeteilt, 663 Patienten erhielten ein Placebo. Es zeigte sich, dass die Betreuer die Lebensqualität der Patienten als schlechter einschätzten, als die Patienten selbst es taten. Dabei war die Lebensqualität nach Einschätzung der Patienten konsistent mit den klinischen Anzeichen ihrer Gesundheit, wenn auch nicht sehr ausgeprägt. Die Lebensqualität der Patienten veränderte sich nur wenig im Laufe der 80 Wochen. Dabei war allerdings ein Effekt der Solanezumab-Behandlung messbar. Die Patienten, die mit Solanezumab behandelt wurden, verbesserten ihre Lebensqualität etwas mehr als die Patienten, die nur die Scheinbehandlung erhielten. In der Einschätzung der Betreuer dagegen konnte kein Unterschied zwischen Solanezumab und Placebo festgestellt werden.
Die Behandlung mit dem Biologikum Solanezumab hatte also messbare Verbesserungen im Leben der Patienten zur Folge. Diese Verbesserung wurde allerdings nicht von den Betreuern, sondern den Patienten selbst bemerkt. Einerseits zeigt dies, dass die Behandlung mit Solanezumab auch bei einer bestehenden Alzheimerdemenz sinnvoll sein kann. Für zukünftige klinische Studien stellt sich damit andererseits aber auch die Frage nach der besten Messung für Lebensqualität bei Patienten mit Demenzerkrankungen. Wer kann besser abschätzen, was einem Patienten guttut? In dieser Studie konnten die Patienten dies, trotz milder Demenz, besser, also passender zu ihren klinischen Symptomen, als ihre Betreuer. Möglicherweise sollte also stärker der Patient im Zentrum stehen, um die weitere Entwicklung der Alzheimertherapie zu leiten.
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