Colitis ulcerosa
Auswirkungen von Analbeschwerden und Stuhlinkontinenz auf die Lebensqualität von Patienten mit einer chronischen Darmentzündung
Original Titel:
Impacts of perianal disease and faecal incontinence on quality of life and employment in 1092 patients with inflammatory bowel disease
Nicht wenige Patienten, die an einer chronischen Darmerkrankung leiden, haben mit Beschwerden im Analbereich und mit Stuhlinkontinenz zu kämpfen. Es steht außer Frage, dass diese Komplikationen eine große körperliche und auch seelische Belastung darstellen. Doch wie genau wirken sich diese Komplikationen auf die Lebensqualität und die Arbeitssituation von Betroffenen aus?
Um dieses herauszufinden, schickte ein niederländisches Forscherteam spezielle Fragebögen an die Mitglieder der Crohn- und Colitis ulcerosa-Vereinigung Niederlande (CCUVN). Mit Hilfe der Fragebögen ermittelten die Wissenschaftler, ob die Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa an Stuhlinkontinenz oder an Beschwerden in der Analregion litten. Andere Fragebögen zielten darauf ab, zusätzlich die Arbeitssituation und die Lebensqualität der Patienten zu erfassen.
Insgesamt 1092 Patienten (750 Frauen und 342 Männer; durchschnittlich 47 Jahre alt) füllten die Fragebögen aus. Das waren 58 % aller Patienten, die die Fragebögen erhalten hatten. Von den Patienten, die durch das Ausfüllen der Fragebögen an der Studie teilnahmen, litten 57 % (621 Patienten) an Morbus Crohn, 39 % (422 Patienten) an Colitis ulcerosa und bei 4 % (49 Patienten) konnte die chronische Darmentzündung nicht eindeutig identifiziert werden. Die Daten von 10 % der Patienten (114 Patienten) mussten von der anschließenden Analyse ausgeschlossen werden, da diese Patienten einen künstlichen Darmausgang hatten, wodurch die Stuhlinkontinenz nicht beurteilt werden konnte.
Die Analyse der ausgefüllten Fragebögen ergab, dass mehr als die Hälfte der Patenten (57 %, 555 Patienten) ihren Stuhlgang nicht willentlich zurückhalten konnten und somit unter Stuhlinkontinenz litten. Dies war bei Morbus Crohn-Patienten etwa genauso häufig der Fall wie bei Patienten mit Colitis ulcerosa oder bei Patienten, deren chronische Darmentzündung nicht eindeutig einer der beiden Erkrankungen zugeordnet werden konnte. Wie zu erwarten, wirkte sich die Stuhlinkontinenz negativ auf die Lebensqualität der Patienten aus. Auffällig war jedoch, dass sich die negativen Auswirkungen in jedem der acht abgefragten Bereiche des Short Form (36) Gesundheitsfragebogens (SF-36) zeigten. Zu diesen Bereichen zählten die allgemeine Gesundheitswahrnehmung, körperliche Funktionsfähigkeit, Einschränkungen aufgrund der körperlichen Gesundheit, Einschränkungen aufgrund von emotionalen Problemen, seelisches Wohlbefinden, Energie/Erschöpfung, Schmerzen und soziale Funktionsfähigkeit. Patienten mit Stuhlinkontinenz hatten somit sowohl körperlich als auch seelisch damit zu kämpfen.
Unter Beschwerden im Analbereich litten weniger Patienten als an der Stuhlinkontinenz. Insgesamt 39 % der Morbus Crohn-Patienten waren davon betroffen. Bei den Colitis ulcerosa-Patienten war dies seltener der Fall. Hier hatten 16 % der Patienten mit Komplikationen in der Analregion zu kämpfen. Von den Patienten mit einer uneindeutigen chronischen Darmentzündung berichteten 20 % von derartigen Problemen. Es fiel auf, dass Patienten mit Analbeschwerden häufiger unter Stuhlinkontinenz litten als Patienten, die von diesen Komplikationen verschont blieben (mit Analbeschwerden: 67 % vs. ohne Analbeschwerden: 53 %). Wenn Unterschiede wie das Alter, die Krankheitsdauer, Darmoperationen und Stuhlinkontinenz angeglichen wurden, stellte sich heraus, dass Analbeschwerden mit der Arbeitssituation der Patienten im Zusammenhang standen. Patienten, die Analbeschwerden hatten, waren somit unabhängig von dem Alter, der Krankheitsdauer, Darmoperationen und der Stuhlinkontinenz häufiger arbeitslos als Patienten ohne diese Beschwerden.
Sowohl die Stuhlinkontinenz als auch Analbeschwerden beeinträchtigen somit die Lebensqualität von Patienten mit einer chronischen Darmentzündung. Aufgrund dessen müssen diese Faktoren bei Ärzten und Forschern eine große Beachtung finden.
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