Alectinib verlängert Überleben bei Lungenkrebs
Original Titel:
Alectinib versus Crizotinib in Untreated ALK-Positive Non-Small-Cell Lung Cancer
Die sogenannten zielgerichteten Therapien bieten Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs neue Behandlungsmöglichkeiten jenseits der Chemotherapie. Bei etwa 3 % bis 5 % der Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs, liegt eine fehlerhafte Veränderung des Erbguts vor, wodurch ein spezielles Merkmal, die sogenannte Anaplastische Lymphom-Kinase (ALK), vermehrt in den Lungenkrebszellen vorkommt. Dadurch können sie sich unkontrolliert vermehren und das unkontrollierte Tumorwachstum fördern. Es gibt inzwischen verschiedene zielgerichtete Medikamente, die genau auf dieses ALK-Merkmal der Tumorzellen ausgerichtet sind. Somit können die bösartigen Zellen speziell erkannt und ihr Wachstum gehemmt werden. Einer dieser bisher zugelassenen Wirkstoffe ist Crizotinib. Damit konnte das Überleben von ALK-positiven Lungenkrebspatienten im Vergleich zur Chemotherapie nachweislich verlängert werden. Zwei weitere neuartige Wirkstoffe, die auf ALK abzielen sind Ceritinib und Alectinib, die aber derzeit nur als Reservemedikament nach Versagen von Crizotinib zugelassen sind. ALK-positive Lungentumoren sind besonders aggressiv und streuen häufig in das zentrale Nervensystem, wo sie sogenannte Metastasen bilden. Dem neuartigen Wirkstoff Alectinib wird eine zusätzliche Wirksamkeit im Nervensystem zugeschrieben, die nun von Krebsforschern bei Patienten mit fortgeschrittenem ALK-positivem Lungenkrebs untersucht wurde.
In der Studie wurde ein Vergleich von Alectinib mit dem Standardwirkstoff Crizotinib für die Behandlung von bislang unbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem ALK-positivem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs durchgeführt. Den 303 an der Studie teilnehmenden Patienten wurde entweder 2-mal täglich 600 mg Alectinib oder 2-mal täglich 250 mg Crizotinib verabreicht. Anschließend wurde das krankheitsfreie Überleben, also die Zeit von Behandlung bis zum Krankheitsfortgang, das Gesamtüberleben und das Therapieansprechen (die messbare Tumorverkleinerung) erfasst. Des Weiteren wurde der Krankheitsfortgang im Nervensystem beobachtet.
Während einer mittleren Beobachtungszeit von 17,6 Monaten für Crizotinib und 18,6 Monaten für Alectinib wurde ein Fortschreiten der Erkrankung oder der Tod bei 41 % der Patienten unter Behandlung mit Alectinib und bei 68 % der Patienten unter Behandlung mit Crizotinib festgestellt. Das krankheitsfreie Überleben war in der Alectinib-Gruppe mit 68,4 % deutlich höher als in der Crizotinib-Gruppe mit 48,7 %. Die Dauer bis zum Krankheitsfortgang lag unter Behandlung mit Crizotinib bei 11,1 Monaten, während dieser in der Alectinib-Gruppe zum Zeitpunkt der Datenauswertung noch nicht erreicht war, d. h. der Großteil der Patienten noch von der Behandlung profitierte. In der Alectinib-Gruppe haben 82,9 % und in der Crizotinib-Gruppe 75,5 % der Patienten auf die Behandlung angesprochen, d. h. sie hatten eine messbare Tumorverkleinerung. Bei nur 12 % der Patienten, denen Alectinib verabreicht wurde, kam es zu einem Krankheitsfortgang im zentralen Nervensystem, während dies bei 45 % der Patienten, die Crizotinib einnahmen, der Fall war. Mäßige bis schwerwiegende Nebenwirkungen traten bei 41 % der Patienten mit Alectinib auf, wohingegen unter Behandlung mit Crizotinib 50 % davon betroffen waren.
Die Krebsforscher schlussfolgerten aus diesen Untersuchungen, dass die Behandlung von ALK-positivem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs mit Alectinib zu bevorzugen ist, weil sie mit weniger Nebenwirkungen und einem besseren Ansprechen verbunden ist und zu einem deutlich verlängerten Überleben führt als mit Crizotinib.
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