Alter von MS-Patienten wichtig für die Auswahl der Therapie
Original Titel:
Meta-analysis of the Age-Dependent Efficacy of Multiple Sclerosis Treatments.
Um den Krankheitsverlauf von Multipler Sklerose zu verändern, gibt es inzwischen verschiedene Medikamente. Sie sollen dafür sorgen, dass weniger Schübe auftreten und das Fortschreiten der Behinderung durch die Erkrankung verlangsamt wird. Als krankheitsmodifizierende Therapie werden daher Wirkstoffe wie Interferone, Glatirameracetat, Dimethylfumarat, Teriflunomid, Mitoxantron, Natalizumab, Fingolimod und Alemtuzumab eingesetzt, die regulierend auf das Immunsystem wirken. Gerade für die schubförmig verlaufende Form der MS sind diese Behandlungen oft sehr effektiv, für eine sekundär progressiv verlaufende Form noch immer mäßig und auch für die primär progressive Form der MS gibt es inzwischen den Wirkstoff Ocrelizumab.
Amerikanische Wissenschaftlicher hatten die Vermutung, dass die Effektivität solcher Therapien aber auch mit dem Alter der Patienten zusammenhängen könnte. Daher haben sie die bisher dazu veröffentlichte Literatur durchgesehen und 38 Studien gefunden, bei denen die Effektivität von immunregulierenden Wirkstoffen untersucht wurde und die ihren Kriterien entsprachen. An diesen Studien hatten mehr als 28 000 Teilnehmer teilgenommen. Die Daten dieser Teilnehmer nahmen die amerikanischen Forscher und werten sie hinsichtlich ihrer Vermutung erneut mathematisch aus.
Die Ergebnisse der mathematischen Auswertung legten nahe, dass die Wissenschaftlicher mit ihrer Vermutung recht hatten. Das Alter scheint eine entscheidende Rolle bei der Effektivität von krankheitsmodifizierenden Therapien zu spielen. Außerdem brachten hochwirksame Wirkstoffe gegen über solchen, die weniger effizient waren, nur dann einen Vorteil bei der Behandlung, wenn die Patienten jünger als 40 Jahre waren, also vermutlich in frühen Stadien der Erkrankung. Für den durchschnittlichen MS-Patienten ergab die Auswertung der Teilnehmerdaten sogar, dass ab einem Alter von 53 Jahren krankheitsmodifizierende Therapien keinen Vorteil mehr bringen, da mit zunehmenden Alter die Risiken für Nebenwirkungen durch die Behandlung etwaige Vorteile zunichtemacht.
Da die Auswertung aber nur den Durchschnitt widerspiegelt, bedeutet das nicht, dass Patienten über 53 nicht mehr krankheitsmodifizierend behandelt werden sollten, stellen die Wissenschaftlicher in ihrer Studie klar. Für junge Patienten sehen sie die Notwendigkeit, genau zu überlegen, wann mit einer hochwirksamen Therapie begonnen werden sollte, und raten dazu, nicht abzuwarten bis schwächere Therapien, wie Interferone, an Wirksamkeit verloren haben.
Die beste Behandlungsoption muss für jeden Patienten individuell gefunden werden. Da krankheitsmodifizierende Therapien mit zunehmenden Alter an Effektivität einzubüßen scheinen, sollte dies bei der Wahl der Therapie berücksichtigt werden. Dabei sollten Arzt und Patient gemeinsam überlegen, was das individuell beste Vorgehen ist, betonen die Forscher.
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