Führt die Therapie mit TNF-Hemmern zu einem erhöhten Risiko für Komplikationen nach einer teilweisen Dickdarmentfernung?
Original Titel:
Anti-TNF therapy is not associated with an increased risk of post-colectomy complications, a population-based study.
Biologika sind Wirkstoffe, die biotechnologisch mit Hilfe von lebenden Zellen hergestellt werden. Seit einigen Jahren werden sie vermehrt für verschiedene Krankheiten eingesetzt. Für die Behandlung von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa kommen vor allem Wirkstoffe zum Einsatz, die den Tumornekrosefaktor (TNF) hemmen. Diese TNF-Hemmer (auch anti-TNFs genannt) wirken entzündungshemmend, da sie mit TNF einen wichtigen Botenstoff für die Immunantwort blockieren. In Deutschland sind für die Behandlung von chronischen Darmentzündungen derzeit zwei TNF-Hemmer zugelassen (Infliximab und Adalimumab). Für die Behandlung von Colitis ulcerosa hat zusätzlich Golimumab (ein weiterer TNF-Hemmer) die Zulassung erhalten. Es existieren Studien, die bezüglich einer Therapie mit TNF-Hemmern Bedenken äußern. Sie werfen den Verdacht auf, dass diese Therapie bei Patienten mit Colitis ulcerosa möglicherweise dazu führt, dass diese nach einer Operation vermehrt mit Komplikationen zu kämpfen haben.
Ein Forscherteam aus England ging diesem Verdacht nach. Sie untersuchten, ob es einen Zusammenhang zwischen der anti-TNF-Therapie und dem Auftreten von Komplikationen nach einer teilweisen Dickdarmentfernung bei Patienten mit Colitis ulcerosa gibt. Hierzu sammelten sie die Daten von allen Patienten, die sich zwischen April 2006 und März 2015 aufgrund von Colitis ulcerosa in England einer Operation, bei der Teile des Dickdarms entfernt wurden, unterziehen mussten. Dies betraf insgesamt 6625 Patienten. Die Wissenschaftler teilten sie nach ihrer jeweiligen Therapie in zwei Gruppen ein. Zu der ersten Gruppe gehörten die Patienten, die innerhalb der letzten 12 Wochen vor der Operation eine anti-TNF-Therapie erhalten hatten (753 Patienten), während zu der anderen Gruppe all die Patienten zählten, die in diesem Zeitraum keine TNF-Hemmer bekommen hatten (5472 Patienten). Ein Vergleich dieser beiden Patientengruppen machte deutlich, dass sie sich nicht in der Häufigkeit von Komplikationen nach der Operation unterschieden. Es konnte somit kein Zusammenhang zwischen einer anti-TNF-Therapie und Komplikationen nach operativer Entfernung von Dickdarmabschnitten festgestellt werden. Anders verhielt es sich bei ungeplanten Operationen (Notoperationen) und Rauchen. Beides erhöhte das Risiko für Komplikationen.
Es konnte somit kein Zusammenhang zwischen der Therapie mit TNF-Hemmern vor einer teilweisen Dickdarmentfernung und Komplikationen nach diesem Eingriff bei Patienten mit Colitis ulcerosa festgestellt werden. Ein erhöhtes Risiko für Komplikationen nach der Operation trat jedoch bei Rauchern und bei Operationen, die nicht im Vorfeld eingeplant waren, auf.
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