Behandlung von metastasiertem Darmkrebs mit Bevacizumab oder Cetuximab – Spielt es eine Rolle, auf welcher Darmseite der ursprüngliche Tumor liegt?
Original Titel:
Impact of Primary Tumor Location on First-line Bevacizumab or Cetuximab in Metastatic Colorectal Cancer
Wenn sich der Darmkrebs bereits auf andere Körperregionen ausgebreitet hat, also Metastasen gebildet hat, wird meist eine Chemotherapie gestartet. Neuartige Wirkstoffe können ergänzend hinzukommen, um den Behandlungserfolg zu steigern, oder auch alleine angewandt werden, wenn die Chemotherapie fehlgeschlagen ist oder nicht vertragen wurde. Zwei dieser Wirkstoffe, die auf unterschiedliche Weise wirken, sind Bevacizumab und Cetuximab. Während Bevacizumab zu den sogenannten VEGF-Hemmern gehört, welche die Blutversorgung des Tumors stören, gehört Cetuximab zu den sogenannten EGFR-Hemmern, die direkt das Zellwachstum hemmen. Eine Studie gab bereits Hinweise darauf, dass die Wirksamkeit dieser Wirkstoffe davon abhängt, wo der ursprüngliche Tumor (Primärtumor) im Darm liegt. Um die Lage des Tumors zu definieren, wird der Darm grob in rechtsseitig und linksseitig eingeteilt. Während ein Darmkrebs, welcher linksseitig lag, gleichermaßen mit VEGF- und EGFR-Hemmern behandelt werden konnte, sprach ein rechtsseitiger Tumor laut einer Studie besser auf eine Therapie mit einem VEGF-Hemmer an (Studie von Huemer und Kollegen, 2018 in der medizinischen Fachzeitschrift BMC cancer veröffentlicht).
Sowohl Patienten mit einem rechtsseitigen als auch Patienten mit einem linkseitigen Primärtumor wurden untersucht
Diesem Sachverhalt ging nun auch ein weiteres Forscherteam auf den Grund. Die Wissenschaftler des Moffitt Cancer Center in Tampa (USA) wollten nämlich herausfinden, ob der Behandlungserfolg von Bevacizumab und Cetuximab davon abhängig ist, auf welcher Seite der Primärtumor liegt. Insgesamt wurden 80 Patienten mit metastasiertem Darmkrebs untersucht. Bei 57 Patienten befand sich der Primärtumor linksseitig, während er bei den restlichen 23 Patienten auf der rechten Seite lag. Die Patienten wurden zusätzlich zu der Chemotherapie entweder mit Cetuximab (4 Patienten) oder mit Bevacizumab behandelt (76 Patienten).
Generell konnten bezüglich des Krankheitsverlaufes keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Patienten mit rechtsseitigem und Patienten mit linksseitigem Primärtumor festgestellt werden. Das galt sowohl für das Überleben ohne Krankheitsfortschreiten als auch für die generelle Lebenszeit. Es konnte jedoch ein leichter Trend festgestellt werden, dass Patienten mit einem linksseitigen Primärtumor bessere Überlebenschancen hatten als die mit einem rechtsseitigen Tumor. In statistischen Analysen konnte jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei diesem Trend um einen Zufall handelt. Daher ist davon auszugehen, dass es zwischen den beiden Patientengruppen keine Unterschiede gab.
Bevacizumab erzielte bei beiden Patientengruppen Erfolge
Doch wie wirkten sich nun die zusätzlichen Wirkstoffe Cetuximab und Bevacizumab auf den Krankheitsverlauf der verschiedenen Patientengruppen aus? Leider konnte diese Frage für Cetuximab nicht beantwortet werden, da nur 4 Patienten mit diesem Wirkstoff behandelt wurden und somit die Ergebnisse nicht aussägekräftig waren. Mit Bevacizumab konnte jedoch eine Analyse durchgeführt werden. Bei dieser kam heraus, dass Bevacizumab bei beiden Patientengruppen (Patienten mit rechtsseitigem und Patienten mit linksseitigem Primärtumor) gute Ergebnisse im Hinblick auf die Lebenszeit lieferte. Bei beiden Patientengruppen kam es bei der Hälfte der Patienten erst nach 13 Monaten erneut zu einem Fortschreiten der Erkrankung und bei beiden Erkrankungsformen lebten mehr als die Hälfte der Patienten, die mit Bevacizumab behandelt wurden, noch länger als 37 Monate.
Bevacizumab eignete sich somit für die Behandlung von Patienten mit metastasiertem Darmkrebs. Es machte für den Behandlungserfolg keinen Unterschied, ob der Primärtumor auf der rechten oder linken Seite des Darms lag. Dieses Ergebnis deckt sich mit den Ergebnissen der oben erwähnten Studie, denn auch dort erzielten VGFR-Hemmer, zu denen unter anderem Bevacizumab gehört, Erfolge bei beiden Patientengruppen. Was Cetuximab angeht, so konnten hier aufgrund der geringen Teilnehmerzahl, die diesen Wirkstoff erhalten hatten, keine Aussagen getroffen werden. Es sind demnach weitere Studien nötig, die untersuchen, ob sich Cetuximab sowohl für Patienten mit einem linksseitigen Primärtumor als auch für Patienten mit einem rechtsseitigen Primärtumor eignet. Die oben genannte Studie deutet jedoch schon darauf hin, dass dies vermutlich nicht der Fall ist und dass Patienten mit einem rechtsseitigen Primärtumor besser mit Bevacizumab statt mit Cetuximab behandelt werden sollten.
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