Ängste erfolgreich zu behandeln, kann bei der Bipolaren Störung gegen Depressionen helfen
Original Titel:
Residual anxiety may be associated with depressive relapse during continuation therapy of bipolar II depression
Angstsymptome treten bei der Bipolaren Störung häufig begleitend zu der affektiven Störung als Grunderkrankung auf. Wie wirken sich aber Ängste auf die Behandlung der Depressionen der Betroffenen aus? Wir berichteten bereits von einer Studie, in der die Therapie der Ängste positive Auswirkungen auf die Behandlung unipolarer Depressionen zeigte. Der Experte für depressive Erkrankungen Prof. Lorenzo-Luaces von der Indiana University im US-amerikanischen Bloomington untersuchte nun mit seinen Kollegen, ob die Therapie von Patienten mit der Bipolaren Störung II abhängig von deren Ängsten unterschiedlich erfolgreich verlief.
Therapie der Bipolaren Störung mit ausgeprägten Depressionen: Begleittherapie der Ängste?
Dazu wurden Daten einer Studie analysiert, in der 129 Betroffene entweder Lithium oder Venlafaxin als Monotherapie für 3 Monate erhielten. Welches Mittel genommen wurde, war zufällig zugeordnet worden und den Patienten und behandelnden Ärzten nicht mitgeteilt worden (Doppelblindverfahren). 55 der Patienten nahmen anschließend über ein halbes Jahr lang an einer Fortführungsstudie der jeweiligen Behandlung teil. Die Wirksamkeit der Therapien wurde mit Hilfe der Hamilton Bewertungsskala für Depressionen und Ängste (HAM-D und HAM-A) erfasst. Ängste zeigten sich dabei als psychomotorische Unruhe, psychische Angespanntheit und Ängstlichkeit, körperliche Ängstlichkeit und Symptomen der Hypochondrie, aber auch obsessive Bedenken. Zudem ermittelten die Forscher, ob Ängste oder Depressionen zu Beginn der Behandlung sowie ihr jeweiliger Schweregrad eine Vorhersage darüber erlaubten, wie sich diese Symptome über die Zeit mit der Behandlung veränderten. Ebenso wollten die Experten erfahren, ob depressive oder Angstsymptome, die trotz der Behandlung verblieben waren, einen Rückfall im Verlauf der Folgetherapie vorhersagen konnten.
Können unzureichend behandelte Angstsymptome einen Rückfall vorhersagen?
Generell zeigte die Analyse, dass Venlafaxin zur Linderung sowohl von Depressionen als auch Ängsten dem Lithium überlegen war. Dieser Vorteil war bei den Depressionen ausgeprägter als bei den Angstsymptomen. Der Schweregrad einer Angsterkrankung zu Beginn der Studie ließ Rückschlüsse auf die Entwicklung der Angstbehandlung zu, erlaubte aber keine Prognose zu den Depressionen. Das heißt, auf starke Ängste zu Beginn konnte genauso gut eine gute wie auch eine unzureichende Behandlung der Depressionen folgen. Der Schweregrad der Depressionen zu Beginn der Studie ließ dagegen keinerlei Prognose zu. Besonders interessant: blieben zum Abschluss der ersten Behandlung über 3 Monate Angstsymptome messbar, vor allem unkontrollierbare Sorgen und Grübeln, schien ein Wiederauftreten einer Depression innerhalb des nächsten halben Jahres deutlich wahrscheinlicher.
Langfristig wirksame Behandlung von Depressionen braucht wirksame Angstbehandlung
Die Studie legt also nahe, dass eine wirksame Behandlung von Ängsten und Angsterkrankungen bei einer Bipolaren Störung ein wichtiger Schutz vor Depressionen sein kann. Die Daten stützen damit auch das Ergebnis einer weiteren Arbeit, die fand, dass die Behandlung von Ängsten einen messbaren positiven Beitrag zur Linderung der Depressionen liefern kann.
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