Demenz / Alzheimer
Verbesserung leichter Denkbeeinträchtigungen durch das traditionelle chinesische Medikament MLC601 lässt auf Relevanz für Alzheimerdemenz hoffen
Original Titel:
Efficacy and Safety of MLC601 in the Treatment of Mild Cognitive Impairment: A Pilot, Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Study.
Eine leichte Beeinträchtigung der Denkleistung (Mild cognitive impairment, MCI) wird als eine Verschlechterung in der Denkfähigkeit und Problemlösung definiert, die nicht dem üblichen Rahmen entspricht, den man in der jeweiligen Altersgruppe erwarten würde. Klinisch ist eine solche Auffälligkeit relevant, weil sich damit möglicherweise eine anbahnende Alzheimererkrankung ankündigt. Die Behandlungsmöglichkeiten für die Alzheimerdemenz sind noch beschränkt, aber je früher in eine Erkrankung eingegriffen werden kann, desto größer die Hoffnung, ihre dramatischsten Symptome zu verzögern oder gar zu verhindern. Ein Kandidat zur Behandlung der Alzheimererkrankung aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) ist die nervenzellschützende Mischung MLC601, die auch schon als Zusatzbehandlung bei Schlaganfallpatienten untersucht wurde. Die iranische Forschergruppe unter Prof. Arabahmadi an der Shahid Beheshti Medizinischen Universität in Tehran untersuchte nun, ob MLC601 auch bei leichter Beeinträchtigung der Denkleistung symptomlindernd wirken kann.
TCM gegen Demenz?
Es nahmen 72 Patienten mit leichter Denkleistungsbeeinträchtigung teil und wurden zufällig entweder einer MLC601- oder Placebobehandlung zugeordnet. Denkleistungen der Teilnehmer wurden zu Beginn der Studie sowie nach 3 und 6 Monaten überprüft. Die generelle Denkfähigkeit wurde mit dem Mini-Mental-Status-Test (MMST) sowie mit einer Skala, die üblicherweise auch zur Verlaufsbeurteilung der Demenzsymptome (ADAS-cog-Test) dient, getestet. Die Ergebnisse dieser Messungen wurden zwischen den beiden Behandlungsgruppen zur Überprüfung der Wirksamkeit von MLC601 verglichen. Zusätzlich wurden unerwünschte Nebenwirkungen und auffällige Laborwerte dokumentiert.
70 der Teilnehmer führten die Studie bis zum Ende durch, davon 34 in der MLC601-Gruppe und 36 in der Placebogruppe. Im Mittel betrugen die Veränderungen der Denkleistungswerte nach dem Mini-Mental-Status-Test nach 6 Monaten -2,26 in der MLC601-Gruppe und 3,82 in der ADAS-cog-Skala. Bei der Placebogruppe betrugen die Änderungen -2,66 (Mini-Mental-Statustest) und 4,41 (ADAS-cog). Damit zeigten beide Messungen Unterschiede zwischen Placebo und MLC601-Behandlung. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Unterschied zufällig zustande kam, betrug p < 0,001, war also sehr gering. Die Messungen spiegelten also wahrscheinlich einen Effekt des Wirkstoffs wieder. Nur 5 Patienten (14,7 %) berichteten von leichten unerwünschten Nebenwirkungen durch MLC601. Die typischste Nebenwirkung dabei bezog sich auf Magen-Darm-Symptome, wegen denen aber kein Teilnehmer die Studie abbrach.
Vielversprechende Ergänzung zumindest bei leichter Denkleistungsbeeinträchtigung
Zusammenfassend zeigte sich eine vielversprechende Wirksamkeit und gute Verträglichkeit von MLC601 bei der Behandlung leichter Denkleistungsbeeinträchtigungen. Ob dieses Mittel langfristig bei Alzheimerdemenzen vorbeugend oder helfend wirken könnte, muss in weiteren größeren Studien getestet werden. Derzeit sind mehrere klinische Studien mit dieser Kräuterzusammenstellung bzw. einer neueren Version (MLC901) aktiv. Aktuelle Studien zeigen inzwischen auch biochemisch auf, wie die enthaltenen Wirkstoffe bei einer Demenzerkrankung oder Nervenschädigung wirken könnten (Lee et al., 2017 im medizinwissenschaftlichen Fachjournal Neuroreport veröffentlicht).
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