Landesärztekammer Baden-Württemberg genehmigt zwei weitere Modellprojekte
Ausschließliche ärztliche Fernbehandlung
Baden-württembergische Ärztinnen und Ärzte dürfen künftig in weiteren Modellprojekten fremde Patienten aus dem Südwesten fernbehandeln.
Die Landesärztekammer Baden-Württemberg hat zwei weitere Modellprojekte zur ausschließlichen ärztlichen Fernbehandlung genehmigt. Sie basieren auf der bundesweit einmaligen Regelung der ärztlichen Berufsordnung in Baden-Württemberg.
- a) ausschließliche ärztliche Fernbehandlung durch Minxli
In dem zunächst auf ein Jahr angelegten Modellprojekt des Münchener Unternehmens Minxli sollen Studierende der Universitäten Heidelberg und Karlsruhe in ihrer neuen Lebensumgebung bei gesundheitlichen Problemen mittels einer Smartphone-App den Kontakt zu baden-württembergischen Ärztinnen und Ärzten aufnehmen können. Diese treten dann in einer Videosprechstunde mit dem Patienten in Dialog, um nach entsprechender Anamnese eine Diagnose zu stellen und gegebenenfalls die Behandlung einzuleiten. – Minxli ist ein Anbieter von Online-Offline-Lösungen für Arztpraxen.
- b) ausschließliche ärztliche Fernbehandlung durch DrEd
Die deutsche Niederlassung der britischen online-Arztpraxis DrEd wird im Rahmen eines Modellprojektes baden-württembergischen Bürgern die ausschließliche Fernbehandlung durch baden-württembergische Ärztinnen und Ärzten zunächst für eine Dauer von zwei Jahren anbieten.
Bei Kontaktaufnahme beantwortet der Patient zunächst einen medizinischen Fragebogen, anhand dessen die Ärzte beurteilen, ob eine telemedizinische Beratung und ggf. Behandlung sinnvoll ist. Falls ja erfolgt die Behandlung mit Diagnosestellung und gegebenenfalls Verordnung. Andernfalls wird der Patient an niedergelassene Ärzte verwiesen.
Begleitende wissenschaftliche Evaluationen prüfen in jedem einzelnen Modellprojekt kontinuierlich, ob Patienten auch bei der ausschließlichen ärztlichen Fernbehandlung die gleiche Qualität und Expertise wie in Praxis oder Krankenhaus geboten wird.
Kammerpräsident Dr. Ulrich Clever, betont: „Die Landesärztekammer Baden-Württemberg war und ist Vorreiter für die ausschließliche ärztliche Fernbehandlung. Vor dem Hintergrund unserer Berufsordnung hatten wir bereits vier Modellprojekte genehmigt und freuen uns sehr, dass nun zwei weitere hinzukommen. Arzt und Patient können sich auf Distanz begegnen, und der Mediziner darf eine individuelle Diagnose stellen und die Therapie einleiten.“
Die ärztliche Berufsordnung hatte bislang die ausschließliche Behandlung über Kommunikationsnetze untersagt; (Video-) Telefonie durfte immer nur mit Bestandspatienten erfolgen, also mit Patienten, die der Arzt oder die Ärztin bereits kannte.
Hintergrund
Im Sommer 2016 hatte die Landesärztekammer Baden-Württemberg – bundesweit bis heute einmalig – ihre Berufsordnung geändert, um die ausschließliche ärztliche Fernbehandlung im Rahmen von Modellprojekten zu ermöglichen. Bis dahin hatte die ärztliche Berufsordnung die ausschließliche Behandlung über Kommunikationsnetze untersagt; (Video-) Telefonie durfte immer nur mit Bestandspatienten erfolgen, also mit Patienten, die der Arzt oder die Ärztin bereits kannte.
Im Oktober 2017 genehmigte die Landesärztekammer Baden-Württemberg das bundesweit erste Modellprojekt zur ausschließlichen Fernbehandlung von Privatversicherten, das von der Teleclinic GmbH aus München getragen wird. – Im Dezember 2017 erhielt die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg die Genehmigung, die ausschließliche Fernbehandlung von Kassenpatienten zunächst in den Modellregionen Tuttlingen und Stuttgart zu erproben. – Im Februar 2018 erhielten das Justizministerium Baden-Württemberg und der deutsche Ableger des schwedischen Gesundheitsversorgers KRY die Genehmigung, in Modellprojekten die ausschließliche ärztliche Fernbehandlung anzubieten.
Es ist davon auszugehen, dass in Bälde weitere Anbieter von potenziellen Modellprojekten ihre Genehmigungsanträge bei der Landesärztekammer Baden-Württemberg einreichen werden.
Der 121. Deutsche Ärztetag hat im Mai 2018 die (Muster-) Berufsordnung für Ärzte geändert, um künftig die ausschließliche Fernbehandlung zu ermöglichen. Der nächste Schritt ist die Übernahme dieser Regelung in die rechtsverbindlichen Berufsordnungen der Landesärztekammern, die bislang noch keine entsprechende Regelung verabschiedet hatten. Auf die geltende Regelung in der Berufsordnung der Landesärztekammer Baden-Württemberg hat der Beschluss des Deutschen Ärztetags 2018 derzeit keinen Einfluss.
Hinweise für die Redaktionen:
Die Landesärztekammer Baden-Württemberg vertritt die mehr als 65.000 Ärztinnen und Ärzte in Baden-Württemberg. Zu unseren Aufgaben gehören die Fort- und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten, die Berufsaufsicht, die Qualitätssicherung sowie die Information von Bürgerinnen und Bürgern über die ärztliche Tätigkeit sowie berufsbezogene Themen.
Diese Informationen sind auch über die Website der Landesärztekammer Baden-Württemberg abrufbar: www.ärztekammer-bw.de/40presse