Calcium und Vitamin D haben einen Einfluss auf das Risiko, potentielle Darmkrebsvorstufen zu entwickeln
Original Titel:
Calcium and vitamin D supplementation and increased risk of serrated polyps: results from a randomised clinical trial
Bei der Darmspiegelung im Rahmen einer Darmkrebsvorsorge wird der Darm nach Veränderungen abgesucht. Häufige Veränderungen sind Geschwülste in der Darmschleimhaut des Dickdarms, sogenannte Dickdarmpolypen. Diese sind zwar zunächst gutartig, können sich jedoch zu Dickdarmkrebs entwickeln, weswegen sie als potentielle Krebsvorstufen betrachtet werden. Werden solche Veränderungen gefunden, müssen sie entfernt werden, um zu verhindern, dass sich aus ihnen Darmkrebs entwickelt. Es gibt verschiedenen Arten von Polypen. Eine Art sind die gezackten Polypen, von denen es wiederrum mehrere Arten gibt. Eine wichtige Art ist der sessile serratierte (gezackte Oberflächenstruktur bei Nahsicht) Polyp (sessile serrated adenoma/polyps, kurz SSA/Ps). Die Ursachen für die Entstehung dieser potentiellen Krebsvorstufen sind noch weitgehend unbekannt. Es konnten jedoch bereits einige Risikofaktoren, wie z. B. das Alter, Rauchen und Fettleibigkeit, identifiziert werden, die die Entstehung begünstigen.
Forscher untersuchten Zusammenhang zwischen Nahrungsergänzung mit Vitamin D und Calcium und dem Auftreten von gezackten Polypen
Forscher aus den USA untersuchten nun, ob die Nahrungsergänzung mit Vitamin D und Calcium einen Einfluss auf die Entstehung von gezackten Polypen, speziell SSA/Ps, haben. Sie untersuchten hierzu 2058 Personen, denen bereits mindestens einmal ein Adenom entfernt wurde. Die Studienteilnehmer wurden zufällig vier verschiedenen Gruppen zugewiesen. Je nach Gruppe erhielten sie entweder täglich 1200 mg Calcium, täglich 1000 IE Vitamin D3, beides oder keins von beiden. Die Nahrungsergänzungsmittel wurden bis zu 5 Jahre (mindestens 3 Jahre) eingenommen. Sowohl in dieser Phase (Behandlungsphase) als auch in dem Beobachtungszeitraum nach Ende der Einnahme (Beobachtungsphase) wurden die Studienteilnehmer mit Hilfe von Darmspiegelungen auf Polypen untersucht.
Calcium alleine oder Calcium zusammen mit Vitamin D erhöhte das Risiko für gezackte Polypen
Insgesamt wurden während der Zeit, in der die Studienteilnehmer die Nahrungsergänzungsmittel einnahmen, bei 565 Personen (27,5 %) gezackte Polypen festgestellt. Und auch während der Beobachtungsphase entwickelten 29,7 % gezackte Polypen. Insgesamt konnten 211 SSA/Ps identifiziert werden. Während der Behandlungsphase wurde kein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Vitamin D oder Calcium und der Entwicklung von SSA/Ps festgestellt. Anders sah das jedoch während der anschließenden Beobachtungsphase aus. Patienten, die entweder Calcium alleine oder Calcium zusammen mit Vitamin D eingenommen hatten, hatten ein erhöhtes Risiko in diesem Zeitraum SSA/Ps zu entwickeln. Dabei war das Risiko für SSA/Ps bei den Patienten, die Calcium nahmen, etwa 2,6-fach erhöht und bei Patienten, die Calcium zusammen mit Vitamin D schluckten, war das Risiko etwa 3,8-mal so hoch wie bei Patienten, die keine dieser Nahrungsergänzungsmittel zu sich nahmen.
Diese Studie lieferte somit Hinweise darauf, dass die Nahrungsergänzung von Calcium und Vitamin D das Risiko für SSA/Ps erhöhen könnte. Dieser Effekt trat jedoch erst spät auf (6 bis 10 Jahre nach Beginn der Einnahme). Vitamin D und Calcium sollten somit nicht bedenkenlos eingenommen werden. Zweifelsohne kann die Nahrungsergänzung mit Vitamin D und Calcium in vielen Aspekte hilfreich und sinnvoll sein; wie es scheint, sollte jedoch der Nutzen mit den hier aufgeführten möglichen Risiken abgewägt werden.
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