Deutsche Studie: Wie realistisch sind Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Lungenkrebs?

Original Titel:
Clinical research platform into molecular testing, treatment and outcome of non-small cell lung carcinoma patients (CRISP): A prospective German registry in stage IV NSCLC AIO-TRK-0315

Die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs entwickeln sich rasant und neuartige Therapiesubstanzen halten Einzug in die Klinikroutine. Oft grenzen die im Rahmen der klinischen Studien festgelegten Ein-und Ausschlusskriterien die Patientenauswahl stark ein. Insofern ist es fraglich, inwieweit die getesteten Wirkstoffe aufgrund der Studienergebnisse für die routinierte klinische Anwendung tatsächlich in Betracht gezogen werden können. Deshalb sind klinische Studien samt ihrer anfallenden Daten und Therapiekosten für Patienten, Ärzte und auch Versicherungen von zunehmender Bedeutung.

Deutsche Forscher arbeiten an Studienregister, das Therapie von Lungenkrebspatienten verbessern soll

Für Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs haben deutsche Forscher nun ein Studienregister, das sogenannte CRISP (Clinical Research Platform), begonnen. Es soll dazu dienen, alle klinischen Forschungsaktivitäten in Deutschland zu dokumentieren, bei denen Daten zu speziellen genetischen Untersuchungen, systemischen und zielgerichteten Therapien, weiteren Behandlungsweisen und Krankheitsverläufen von Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs erfasst werden, die auf übliche Therapien nicht ansprechen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Testung spezieller genetischer Merkmale, den sogenannten Biomarkern, vor der Verabreichung der ersten Therapie. So können Informationen über die Eigenschaften der Lungentumore gewonnen werden, die Rückschlüsse auf möglicherweise geeignete Therapien zulassen. Die im Rahmen des CRISP-Programms gesammelten Daten sollen genutzt werden, um die derzeitigen Behandlungsweisen, insbesondere Probleme und Unklarheiten, genauer zu untersuchen und infolgedessen auf die Patientensituation abgestimmte Empfehlungen zu entwickeln.

Register soll auch Details aus dem Leben der Patienten erfassen, die für Behandlung wichtig sind

Es werden auch Patientenbefragungen durchgeführt, um Angaben zu Lebensqualität, eventuell vorkommenden Angstzuständen oder Depressionen zu erhalten, welche eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der tatsächlichen Anwendbarkeit einer Therapie im klinischen Umfeld spielen. Die Wirksamkeit der verabreichten Medikamente und somit auch der angestrebte Therapieerfolg sind nicht zuletzt abhängig davon, ob und wie konsequent die Patienten das Behandlungsprozedere durchhalten. Darüber hinaus werden auch Befragungen hinsichtlich der Kommunikation zwischen Arzt und Patient durchgeführt, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. Deutsche Lungenkrebspatienten werden aufgrund moderner Informationsquellen zunehmend aufgeklärter, wodurch sich das Verhältnis zwischen Arzt und Patient und letztendlich auch der Therapieverlauf entscheidend verändern kann.

Das CRISP-Programm wird an insgesamt 150 Krebszentren in Deutschland durchgeführt. Es werden voraussichtlich 8000 Patienten daran teilnehmen, die über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren in regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beobachtet werden. Der erste Patient wurde im Dezember 2015 in die Studie eingeschlossen. Bis Januar 2017 wurden an 79 deutschlandweiten Krebszentren bereits 529 Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs rekrutiert.

CRISP ist das erste Studienregister in Deutschland, dass alle Behandlungsweisen und auch Angaben zum wahren Leben der Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs untersucht. Die Rekrutierung läuft voraussichtlich noch bis Ende 2018. Mehr Details finden Sie unter clinicaltrial.gov und in der Pressemitteilung des Pius-Hospitals Oldenburg.

© Alle Rechte: HealthCom