Hängt der Erfolg einer cholesterinsenkenden Therapie von dem anfänglichen LDL-Cholesterinwert ab?
Original Titel:
Association Between Baseline LDL-C Level and Total and Cardiovascular Mortality After LDL-C Lowering: A Systematic Review and Meta-analysis
Erhöhte Cholesterinwerte sind ein Risikofaktor für die koronare Herzkrankheit (KHK) und deren Folgeerkrankungen. Der Übeltäter ist hier vor allem das LDL (low density lipoprotein)-Cholesterin. LDL ist ein spezielles Transportprotein, welches dafür sorgt, dass das Cholesterin von seinem Entstehungsort, der Leber, zum Gewebe gelangt. Um das Herz-Kreislauf-Risiko zu reduzieren, werden bei Patienten mit verschiedenen Risikofaktoren Medikamente eingesetzt, die die Cholesterinwerte senken. Zu diesen Medikamenten zählen die Statine, deren Einnahme allen KHK-Patienten empfohlen wird. Es gibt jedoch noch weitere Wirkstoffe, die ebenfalls die Cholesterinwerte senken sollen. Die sogenannten PCSK9-Hemmer Evolocumab und Alirocumab können z. B. eingesetzt werden, wenn die Statin-Therapie alleine nicht ausreicht oder Statine nicht vertragen werden. Doch spielt es für die Wirksamkeit einer cholesterinsenkenden Therapie eine Rolle, wie hoch der Ausgangs-LDL-Cholesterinwert ist?
Genau mit dieser Frage befassten sich nun Wissenschaftler aus den USA, Polen, Italien und Kanada. Gemeinsam suchten sie in internationalen Datenbanken nach klinischen Studien, die sich mit der Wirkung von Statinen und anderen Wirkstoffen, wie den PCSK9-Hemmern, beschäftigt haben. Sie fanden insgesamt 34 Studien, die ihre Kriterien erfüllten und die Daten von insgesamt 270288 Patienten, die eine mehr (136299 Patienten) oder weniger (133989 Patienten) intensive cholesterinsenkende Therapie bekamen. Die Forscher fassten die Ergebnisse der verschiedenen Studien zusammen und werteten sie neu aus.
Cholesterinsenkende Therapie wirkungsvoller bei hohen Choleserinwerten
Die Analyse der Daten zeigte, dass das allgemeine Sterberisiko bei Patienten, die eine intensivere Therapie bekamen, niedriger war als bei Patienten, deren Therapie weniger intensiv war (intensive Therapie: 7,08 % vs. weniger intensive Therapie: 7,70 %). Dieses unterschied sich jedoch, je nachdem, wie hoch der anfängliche LDL-Cholesterinwert war. Die Forscher stellten mithilfe spezieller statistischer Analysen außerdem fest, dass eine intensivere cholesterinsenkende Therapie das allgemeine Sterberisiko stärker reduzierte, wenn die LDL-Cholesterinwerte zu Beginn höher waren. Dies war jedoch nur dann der Fall, wenn die ursprünglichen LDL-Cholesterinwerte bei mindestens 100 mg/dl lagen.
Auch was das Sterberisiko aufgrund einer Herz-Kreislauf-Erkrankung anging, war die intensivere Therapie der weniger intensiven Therapie überlegen. So starben 4,07 % der Patienten mit einer weniger intensiven Therapie an einer Herz-Kreislauf-Komplikation, während dies bei 3,48 % der Patienten, die eine intensivere cholesterinsenkende Therapie bekamen, der Fall war. Doch auch hier hing die Wirkung der Therapie vom LDL-Cholesterinwert zu Beginn der Therapie ab. Wenn dieser höher war, reduzierte die intensivere Therapie das Herz-Kreislauf-bedingte Sterberisiko in einem größeren Ausmaß. Wie bei dem allgemeinen Sterberisiko war das jedoch nur der Fall, wenn die anfänglichen LDL-Cholesterinwerte bei 100 mg/dl oder höher lagen.
Auffällig war, dass die cholesterinsenkende Therapie die größte Wirkung hinsichtlich der Reduktion des allgemeinen Sterberisikos in den Studien erzielte, in denen die Patienten zu Beginn einen LDL-Cholesterinwert von mindestens 160 mg/dl aufwiesen.
Verglichen mit einer weniger intensiven cholesterinsenkenden Therapie war eine intensivere Therapie erfolgreicher darin, das allgemeine und das Herz-Kreislauf-bedingte Sterberisiko zu reduzieren. Die Wirkung einer intensiveren cholesterinsenkenden Therapie war größer, wenn der anfängliche LDL-Cholesterinwert des Patienten höher war. Dieser Zusammenhang konnte jedoch nur beobachtet werden, wenn der LDL-Cholesterinwert zu Beginn bei mindestens 100 mg/dl lag. Es scheinen also am meisten die Patienten von der cholesterinsenkenden Therapie zu profitieren, die zu Beginn höhere LDL-Cholesterinwerte aufweisen.
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