Hormontherapie vor der Prostataentfernung begünstigt Überleben bei Hochrisiko-Patienten mit Prostatakrebs
Original Titel:
The survival impact of neoadjuvant hormonal therapy before radical prostatectomy for treatment of high-risk prostate cancer.
Der Einfluss von Hormontherapie auf den Krankheitsverlauf vor vollständiger Prostataentfernung (radikaler Prostatektomie) wurde bereits in verschiedenen Studien an Patienten mit Prostatakrebs untersucht. Meistens wurden dabei Patienten mit geringem oder mäßigem Risiko untersucht, ohne dass die Prostatakrebs-bedingten Todesfälle erfasst wurden. Demzufolge mangelt es an wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Wirksamkeit von Hormontherapie vor einer operativen Entfernung der Prostata bei Patienten mit hohem Risiko.
Forscher sammelten Daten von Hochrisiko-Patienten
In einer multizentrischen Studie, an der auch deutsche Urologen beteiligt waren, wurde nun untersucht, inwieweit eine sogenannte neoadjuvante Hormontherapie, d. h. einer Hormontherapie vor der Operation, die Wirksamkeit einer radikalen Prostatektomie bei 1573 Hochrisiko-Patienten mit Prostatakrebs beeinflussen kann. Für die Studie wurden klinische Daten von Hochrisiko-Patienten gesammelt. Zu diesen zählten Patienten mit einem Prostatakrebs, der bereits ins benachbarte Gewebe hineingewachsen ist oder sich in weiter entfernt liegende Körperregionen angesiedelt hat, Patienten, bei der im Blut messbare PSA (prostataspezifisches Antigen)-Wert größer als 20 ng pro ml war, und Patienten mit einem aggressiven Prostatakrebs (Gleason-Score zwischen 8 und 10). Die Forscher verglichen die krebsbedingten Todesfälle zwischen Patienten, die sich vor der Operation einer Hormontherapie unterzogen, mit Patienten, die auf die Hormontherapie verzichteten.
Die Hormontherapie vor der Operation senkt das Sterberisiko
Von den 1573 Patienten wurden 1170 Patienten einer vollständigen Prostataentfernung unterzogen und 403 Patienten wurden mit einer Hormontherapie und anschließender operativer Prostataentfernung behandelt. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 56 Monate. Es waren 86 Patienten infolge von Prostatakrebs gestorben und in weiteren 106 Fällen lag eine andere Todesursache vor. Die Ergebnisse zeigten, dass das Sterberisiko durch die Hormontherapie vor der operativen Prostataentfernung deutlich reduziert werden konnte. Die Forscher beobachteten eine Wechselwirkung zwischen vorgeschalteter Hormontherapie und Strahlentherapie. Dabei konnten insbesondere Patienten, welche nach der Operation eine Strahlentherapie erhalten hatten, von einem verminderten Sterberisiko nach Hormontherapie und vollständiger Prostataentfernung profitieren. Nach 5 Jahren lag die Sterberate in dieser Patientengruppe bei nur 2 % im Vergleich zu 7 % bei den Patienten, die lediglich der operativen Prostataentfernung unterzogen wurden.
Die Forscher schlussfolgerten aus diesen Studienergebnissen, dass das Sterberisiko bei Hochrisiko-Patienten mit Prostatakrebs durch eine Hormontherapie vor der operativen Prostataentfernung deutlich reduziert werden konnte. Dieser Effekt wurde anscheinend durch die Behandlung mit einer Strahlentherapie im Anschluss an die Prostataentfernung begünstigt. Es werden weitere Untersuchungen benötigt, um genauere Informationen über der Wirksamkeit einer Hormontherapie gefolgt von radikaler Prostatektomie mit anschließender Radiotherapie zu erhalten.
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