Lavendelduft statt Schlaftabletten
Am 27. Juni ist Weltdufttag: Uniklinikum Dresden setzt in der Pflege auf natürliche Aromen / Über 100 Mitarbeiter qualifiziert
Quarkwickel mit ätherischen Ölen, Einreibungen zur Atemstimulation oder Lavendelraumduft bei Schlafstörungen – das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden setzt natürliche Pflanzenessenzen zum Wohle der Patienten ein. Die sogenannte Aromapflege wird seit einiger Zeit als komplementäre Pflegemethode angewandt. Mit dem Ziel, das körperliche und psychische Wohlbefinden der Patienten zu fördern, kommen natürliche Pflanzenessenzen in ätherischen Ölen sowie Pflanzenöle zum Einsatz. Verantwortlich für die entsprechenden Mischungen ist die Klinikapotheke des Uniklinikums. Über 100 Pflegerinnen und Pfleger haben sich inzwischen zur Aromapflege schulen lassen. Entsprechende Kurse bietet die zum Klinikum gehörende Carus Akademie an. Sie können die Aromen, Mischungen und Öle eigenverantwortlich und in Absprache mit den Patienten im Pflegealltag des Klinikums einsetzen.
Natürliche Aromen haben am Universitätsklinikum Dresden mittlerweile einen festen Platz in der Pflege, vor allem bei schwer erkrankten Patienten. Insbesondere auf den Intensivstationen der Kliniken für Anästhesie und für Neurologie sowie den medizinischen Kliniken werden Düfte eingesetzt, um beispielsweise Ängste, Schlafstörungen, Schmerzen oder Übelkeit zu lindern. „Mit der Aromapflege bieten wir unseren Patienten eine besondere Form der Pflege an. Die natürlichen Düfte und Essenzen der Pflanzen und der daraus gewonnenen Öle unterstützen den Heilungsprozess und fördern das Wohlbefinden der Patienten“, sagt Aromaexpertin Bianca Braune. Die Gesundheits- und Krankenpflegerin ist eine ausgebildete und ärztlich geprüfte Expertin für Aromapflege am Universitätsklinikum. Sie selbst pflegt Patienten, die sich in der in der Medizinischen Klinik I einer Knochenmark- beziehungsweise Stammzelltransplantation unterziehen.
In der Aromapflege eingesetztes Vanille-Extrakt zum Beispiel wirkt auf vielfältige Weise – unter anderem schmerzstillend und beruhigend. Der Duft von roter Mandarine dagegen fördert unter anderem die Durchblutung und den Lymphabfluss sowie die Verdauung. Und Lavendel wirkt nicht nur entspannend und beruhigend, sondern lindert auch Schmerzen. Düfte beziehungsweise Aromen können gegen Beschwerden genauso eingesetzt werden wie gegen die Nebenwirkungen starker Medikamente, wie sie etwa in der Krebstherapie zum Einsatz kommen. Auch können die auf Aromapflege spezialisierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Atmung von Patienten, die unter einer Lungenentzündung leiden, besonders fördern oder bei großen Blutergüssen deren Auflösung unterstützen.
In ihrer Funktion als Aromaexpertin ist Bianca Braune auch Ansprechpartnerin für über 100 Pflegerinnen und Pfleger des Klinikums, wenn es um allgemeine Fragen oder die Besprechung von Einzelfällen geht. Diese Pflegekräfte haben sich an der Carus-Akademie mit einem Grund- und Weiterbildungskurs zur Aromapflege schulen lassen und können nun eigenverantwortlich und in Absprache mit den Patienten geeignete Maßnahmen der Aromapflege in ihrer Arbeit einsetzen. Dabei arbeiten sie mit ätherischen Ölen und Pflanzenölen. Ätherische Öle sind stark duftende Substanzen, die in verschiedenen Pflanzenteilen entstehen. Sie wirken körperlich über die Haut und Schleimhaut sowie über den Geruchssinn auf das vegetative und zentrale Nervensystem. Zu den verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten zählen das Beduften eines Zimmers, Waschungen und Bäder, Auflagen und Kompressen sowie Einreibungen und Massagen. „Die Aromapflege ist eine wichtige Ergänzung zu den vielfältigen schulmedizinischen Therapien und wird in fast allen Kliniken des Universitätsklinikums Dresden auf Wunsch der Patienten eingesetzt. Damit reduzieren wir den Medikamentenverbrauch und erleben eine größere Patientenzufriedenheit“, sagt Pflegedirektorin Jana Luntz.
Ein wichtiger Partner bei der Aromapflege ist die Klinikapotheke des Uniklinikums. Alle Mischungen werden durch die erfahrenen Pharmazeuten hergestellt und an die verschiedenen Kliniken geliefert. Neben den bestehenden Weiterbildungsangeboten an der Carus Akademie fördert das Dresdner Uniklinikum die Aromapflege auch durch die externe Qualifizierung von zwei weiteren Fachkräften, die einen Abschluss als ärztlich geprüfte Aromaexpertinnen für Aromapflege erlangen werden. Die Anwendung und neue Entwicklungen in der Aromapflege werden regelmäßig am Universitätsklinikum diskutiert. Bianca Braune leitet den Arbeitskreis Aromapflege, in dem Pflegefachkräfte, Physiotherapeuten und Mitarbeiter aus der Apotheke des Uniklinikums mitarbeiten. Seit 2016 wurde zudem ein vom Arbeitskreis entworfener „Leitfaden zur Aromapflege im UKD“ etabliert. Dieser ist eine wichtige Grundlage für die sichere und gezielte Anwendung der ätherischen Öle. Der Arbeitskreis steht zudem im engen Kontakt zur Ärzteschaft und dem Qualitätsmanagement des Klinikums.
Weltdufttag
In Deutschland wurde der Weltdufttag erstmals vor fünf Jahren ausgerufen und orientiert sich an Initiativen in den USA oder Großbritannien (The Fragrance Foundation UK – https://scentmemories.org/). Dabei geht es vorrangig darum, auf die Wirkungen von Parfüm – etwa das Proust-Phänomen (https://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/02/Erinnerung-Forschung/seite-2) hinzuweisen und das Interesse an diesen Düften zu steigern.