Der Verlauf des Nüchternblutzuckers über Jahre hinweg gibt Hinweise auf das KHK-Risiko
Original Titel:
Trajectories of Long-Term Normal Fasting Plasma Glucose and Risk of Coronary Heart Disease: A Prospective Cohort Study
Auch Nüchternblutzuckerwerte im Normbereich können Hinweise auf das Risiko für die koronare Herzkrankheit (KHK) geben. Dies fanden Forscher aus China heraus. Personen, bei denen der Nüchternblutzucker zunächst anstieg, bevor er im Alter von 55 Jahren wieder absank, hatten laut ihrer Studie das größte KHK-Risiko.
Der Nüchternblutzucker gibt den Blutzuckerspiegel auf nüchternen Magen an. Zu hohe Nüchternblutzuckerwerte können auf Diabetes hindeuten und stellen einen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Es gibt bereits Hinweise darauf, dass auch Nüchternblutzuckerwerte, die sich im Normbereich befinden, Aufschluss über das Herz-Kreislauf-Risiko geben können. Die Werte verändern sich jedoch im Laufe der Zeit. Kann die Art, wie sich der Nüchternblutzucker über Jahre hinweg verändert, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen voraussagen?
Forscher untersuchten den Verlauf der Nüchternblutzuckerwerte bei mehr als 20000 Personen
Ein Forscherteam aus China ging mit Unterstützung aus den USA genau dieser Frage nach. Sie untersuchten, welche verschiedenen Verlaufsmuster es bei den Nüchternblutzuckerwerten im Normbereich gibt und wie diese mit dem Risiko für die koronare Herzkrankheit (KHK) zusammenhängen. Zu diesem Zweck untersuchten sie insgesamt 20514 Personen (zwischen 20 und 80 Jahren), bei denen die Blutzuckerwerte während der gesamten Beobachtungszeit von durchschnittlich 5,8 Jahren immer im Normbereich lagen.
Drei verschiedene Verläufe der Nüchternblutzuckerwerte wurden identifiziert
Bei der Betrachtung der Blutzuckerwerte konnten drei verschiedene Verläufe der festgestellt werden. Bei den meisten Teilnehmern (12694 Personen) kam es über die Jahre hinweg zu einem stetigen, leichten Anstieg des Nüchternblutzuckers. Sie starteten im Alter von 20 Jahren mit einem Nüchternblutzuckerwert von etwa 4,69 mmol/l und endeten mit 5,29 mmol/l im Alter von 80 Jahren. Bei 5330 Studienteilnehmern stieg der Nüchternblutzucker stärker an und sank schließlich wieder. Diese Patienten starteten etwa bei einem Nüchternblutzucker-Wert von 4,8 mmol/l. Dieser erreichte in einem Alter von 55 Jahren mit etwa 5,42 mmol/l seinen Höchstwert und sank dann über die Jahre wieder ab. 2490 Personen zeigten einen genau entgegengesetzten Verlauf. Bei ihnen sank der Nüchternblutzucker zunächst von 4,87 mmol/l (im Alter von 20 Jahren), bevor er in einem Alter von 43 Jahren, in dem mit 4,6 mmol/l der tiefste Wert erreicht war, wieder anstieg.
Ein bestimmter Verlauf der Nüchternblutzuckerwerte erhöhte das KHK-Risiko
Während des Beobachtungszeitraumes erkrankten 361 Studienteilnehmer an der KHK. Interessant war, dass sich die Häufigkeit, mit der die Personen an einer KHK erkrankten, zwischen den 3 Personengruppen mit den verschiedenen Verläufen deutlich unterschied. So erkrankten die Patienten, bei denen der Niedrigblutzucker im Laufe ihres Lebens zunächst anstieg, bevor er schließlich wieder sank, häufiger an der KHK als die Personen, bei denen die Nüchternblutzuckerwerte einen der anderen beiden Verläufe zeigten. Wenn die Personen mit dem steigenden und anschließend absinkenden Nüchternblutzucker mit den Personen verglichen wurden, bei denen der Nüchternblutzucker über die Jahre hinweg langsam anstieg, stellten die Wissenschaftler fest, dass die Personen mit dem kurvenförmigen Verlauf ein um 58 % höheres Risiko für die KHK hatten. Dieses Ergebnis kam zustande, nachdem die Teilnehmer so angeglichen wurden, dass sie im Alter und der Geschlechterverteilung übereinstimmten. Wurden noch weitere Faktoren, die einen Einfluss auf das KHK-Risiko haben, wie z. B. das Rauch- und Trinkverhalten, Bluthochdruck oder erhöhte Cholesterinwerte, angeglichen, war das erhöhte KHK-Risiko noch immer deutlich (um 40 % erhöht).
Der Verlauf des Nüchternblutzuckers im Normbereich über Jahre hinweg stand somit im Zusammenhang mit dem Risiko, an einer KHK zu erkranken. Personen, bei denen der Nüchternblutzucker zunächst anstieg bevor er im Alter von 55 Jahren wieder absank, hatten hierbei das größte KHK-Risiko. Auch Personen, deren Nüchternblutzuckerwerte sich im Normbereich befinden, sollten daher deren Verlauf im Auge zu behalten und eventuell vorbeugende Maßnahmen ergreifen.
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