Wirken Stromstöße im Genick gegen Migräne? Elektrische Stimulation der Okzipitalnerven in der Übersichtsanalyse
Original Titel:
Efficacy of Electrical Stimulation of the Occipital Nerve in Intractable Primary Headache Disorders: A Systematic Review with Meta-Analyses
Die bisherige Studienlage ist nach dieser Analyse zu dünn, um klar für oder wider die Okziptalnervstimulation (ONS) zu sprechen. ONS kann eventuell wirksamer als eine Scheinbehandlung sein – eine zu geringe Zahl kontrollierter Studien und zu große Unterschiede in den Ergebnissen zeigen allerdings vor allem, dass hier mehr Forschung nötig ist.
Wie gut wirkt die elektrische Stimulation der sogenannten Okzipitalnerven bei einer chronischen Migräne? Dies ermittelten nun Wissenschaftler unter Leitung der Biostatistik-Expertin Dr. Enciso von der University of Southern California in den USA im Rahmen einer systematischen Übersichtsstudie mit zusammenfassender Analyse der vorherigen Studien. Hierzu bestimmten sie die Wirksamkeit der Okzipitalnervstimulation (ONS) zur Reduzierung von Intensität, Dauer und Häufigkeit von primären Kopfschmerzen wie der Migräne, die nicht auf konventionelle medikamentöse Behandlungen ansprechen.
Wie gut wirkt die elektrische Okzipitalnervstimulation?
Mit einer systematischen Suche in drei medizinwissenschaftlichen Datenbanken (Cochrane Bibliothek, MEDLINE via PubMed und Web of Science) identifizierten die Forscher randomisierte, kontrollierte Studien, in denen also die Wirksamkeit der Behandlung mit einer alternativen Behandlung verglichen wurde – dabei erhielten die Patienten die jeweilige Therapie zufällig zugeordnet. Auch Fallstudien, in denen einzelne Patienten beschrieben wurden, wurden in diese zusammenfassende Analyse aufgenommen. Die Qualität der randomisierten Studien wurde mit Hilfe standardisierter Tests überprüft.
4 kontrollierte Studien, eine Folgebeobachtungsstudie sowie 19 Fallberichte wurden in den Vergleich aufgenommen. Die Qualität der Evidenz aller vier kontrollierten Studien war niedrig – die Studien hatten demnach ein hohes Risiko für Voreingenommenheit (beispielsweise, weil bei den Forschern ein Interesse am Verkauf von ONS-Geräten bestand, oder die Finanzierung durch eine solche Firma erfolgte) und nur geringe Patientenzahlen. Wurden die Ergebnisse drei dieser kontrollierten Studien verglichen, zeigte sich, dass Patienten mit der Stimulation der Nerven an drei Tagen weniger pro Monat unter Kopfschmerzen zu leiden hatten als mit einer Vergleichsbehandlung (Placebo). Auch die Beeinträchtigung durch die Migräneerkrankung (MIDAS-Wert) schien mit dieser Behandlung geringer zu sein. Die Schmerzstärke wurde von der Behandlung allerdings nicht messbar beeinflusst, und ebenso unterschied sich auch nicht die Zahl der Patienten, die einen Effekt der Behandlung oder der Scheinbehandlung verspürten.
Unsichere Daten, unklare Ergebnisse
Die bisherige Studienlage ist also zu dünn, um klar für oder wider die Okziptalnervstimulation zu sprechen. ONS kann eventuell wirksamer als eine Scheinbehandlung sein – eine zu geringe Zahl kontrollierter Studien und zu große Unterschiede in den Ergebnissen zeigen allerdings vor allem, dass hier mehr Forschung nötig ist.
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