„Fast track“: Schmerzarm und schnell wieder aktiv
Neue Methode verbessert die Mobilisation bei künstlichen Gelenken
Leipzig. Am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) setzen die Orthopäden um Prof. Andreas Roth in der Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie zukünftig auf eine „fast track“ genannte Methode – die zügige Rückkehr zu früherer Aktivität. Operierte Patienten sollen dabei schnell damit beginnen, ihr neues Implantat oder Gelenk zu belasten und ihre gewohnten Aktivitäten wieder aufzunehmen. Auch lange Krankenhausaufenthalte werden auf diese Weise vermieden.
Die Zahl endoprothetischer Eingriffe an Hüfte und Kniegelenk ist nach Angaben von Prof. Andreas Roth in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Die Entwicklungen der vergangenen 40 Jahre seien in ihren Anfängen teils sehr „schmerzhaft“ und von Rückschlägen geprägt gewesen. „Heutzutage gibt es, was Implantate und OP-Techniken betrifft, Standards, die eine rasche Belastbarkeit und lange Haltbarkeit der Endoprothese sowohl an der Hüfte als auch am Kniegelenk ermöglichen. Auch wenn bei weitem nicht alle Herausforderungen gelöst sind, lassen sich heute die Patienten in der Regel sehr rasch mobilisieren“, erläutert der UKL-Orthopäde.
Stationäre Aufenthaltszeiten von mehreren Wochen reduzieren sich so auf wenige Tage. Ein Patient, der heute mit einer Endoprothese versorgt wird, ist dadurch in der Regel nicht mehr so schwer beeinträchtigt wie noch vor Jahrzehnten.
An dieser Stelle setzen neue Behandlungs- und Mobilisationskonzepte an. Sie gestatten es, den Patienten rascher zu mobilisieren. Er spürt so nahezu unmittelbar die Vorteile seines neuen Gelenkes: Schmerzarmut und Schmerzfreiheit sowie freie Bewegung und keine Einschränkung des Aktionsradius´ mehr.
Am UKL wird diese neue Methode, die sich „fast track“ nennt, derzeit eingeführt. Prof. Roth: „Es handelt sich um ein Behandlungsprinzip, das darauf abzielt, zügig wieder zu früheren Aktivitäten zurückzukehren.“ So werden die Patienten in Zukunft vor der Operation bereits eine Schulung erhalten, bei der ihnen gezeigt wird, welche Übungen sie nach der Operation unmittelbar durchführen sollten und wie sie das neue Gelenk belasten und nutzen können. Der operative Eingriff erfolgt minimalinvasiv unter Schonung der Muskelansätze.
Bereits am Tag der OP stehen Patienten zum ersten Mal wieder auf
Großes Augenmerk legen die Spezialisten am Leipziger Uniklinikum vor allem auf die Schmerztherapie, da sich gezeigt hat, dass mit geringeren Schmerzen unmittelbar nach der Operation bessere Ergebnisse erreicht werden, als wenn diese den Patienten in seiner Aktivität hemmen. Mittels spezieller Operationstechnik und medikamentöser Behandlungen wird der Blutverlust gesenkt. „Dadurch ist es in Zukunft nicht mehr erforderlich, eine den Bluterguss ableitende Drainage in das operierte Gelenk zu legen, so dass hier langfristig weniger Komplikationen zu erwarten sind“, berichtet Roth.
Die Patienten stehen bereits am Operationstag das erste Mal auf und belasten am nächsten Tag das neu operierte Gelenk nahezu komplett. Dadurch wird das Gangbild wieder normalisiert, die Muskulatur trainiert und der Aktionsradius vergrößert. Die Nachsorge wird dem jeweiligen Zustand des Patienten individuell angepasst. Dabei gibt es drei Möglichkeiten: Entweder beginnt der Patient direkt eine ambulante oder direkt eine stationäre Rehabilitation. Oder er geht zunächst in eine kurzzeitige stationäre und anschließend ambulante Rehabilitation.
„Wie die Erfahrung und wissenschaftliche Auswertung von Kliniken gezeigt hat, wird der Patient viel rascher genesen“, ist sich Prof. Roth sicher. „Durch die Operation erfährt er keine zusätzliche, sondern eine bestehende Erkrankung wird direkt behandelt.“ Der Patient sieht sich durch die Operation nicht mehr über mehrere Tage oder Wochen in seinem Aktionsradius eingeschränkt, sondern weitet diesen unmittelbar nach der Operation deutlich aus.