Morbus Crohn
Patienten mit einer chronischen Darmentzündung haben ein erhöhtes Risiko für die Parkinson-Krankheit – TNF-Hemmer können dieses Risiko reduzieren
Original Titel:
Anti-Tumor Necrosis Factor Therapy and Incidence of Parkinson Disease Among Patients With Inflammatory Bowel Disease
Es scheint einen Zusammenhang zwischen chronischen Darmentzündungen und der Parkinson-Krankheit zu geben. Forscher fanden nämlich heraus, dass Patienten, die an einer chronischen Darmentzündung litten, ein höheres Risiko für die Parkinson-Krankheit hatten. Wurden die Patienten jedoch mit TNF-Hemmern behandelt, sank das Risiko.
Seit längerem wird vermutet, dass es einen Zusammenhang zwischen chronischen Darmentzündungen und der Parkinson-Krankheit gibt. Dennoch sind klinische Daten zu dieser Thematik eher spärlich. Es wird vermutet, dass Entzündungsreaktionen bei beiden Erkrankungen eine Rolle spielen. Da liegt der Verdacht nahe, dass eine Reduktion dieser Entzündungsreaktionen durch eine Morbus Crohn- bzw. Colitis ulcerosa-Therapie das Risiko für die Parkinson-Krankheit reduziert. Eine innovative Wirkstoffklasse, die bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa seit einiger Zeit zur Reduktion der Entzündungsreaktionen eingesetzt wird, sind die sogenannten TNF (Tumornekrosefaktor)-Hemmer. Wie der Name schon sagt, hemmen diese Wirkstoffe den TNF, welcher ein Botenstoff des Immunsystems ist. TNF-Hemmer haben somit eine entzündungshemmende Wirkung. Für die Behandlung von chronischen Darmentzündungen sind in Deutschland derzeit drei verschiedene TNF-Hemmer zugelassen: Infliximab, Adalimumab und Golimumab (derzeit nur für Colitis ulcerosa zugelassen). Doch kann mit Hilfe dieser TNF-Hemmer tatsächlich das Risiko für die Parkinson-Krankheit bei Patienten mit einer chronischen Darmentzündung reduziert werden? Und haben Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa überhaupt ein erhöhtes Risiko, eine Parkinson-Krankheit zu entwickeln?
Forscher werteten die Daten von mehr als 850000 Personen aus
Diesen Fragen ging ein Forscherteam aus den USA auf den Grund. Die Wissenschaftler untersuchten 144018 Patienten mit einer chronischen Darmentzündung, die noch nicht an der Parkinson-Krankheit erkrankt waren. Die Patienten waren durchschnittlich 51 Jahre alt und 44 % waren Männer. Die Wissenschaftler protokollierten, ob und wie lange die Patienten mit TNF-Hemmern behandelt wurden. Die Wissenschaftler wollten wissen, wie häufig Patienten mit einer chronischen Darmentzündung mit und ohne TNF-Hemmer an der Parkinson-Krankheit erkrankten. Um vergleichen zu können, ob Morbus Crohn- und Colitis ulcerosa-Patienten generell häufiger von der Parkinson-Krankheit betroffen waren, zogen die Wissenschaftler zusätzlich die Daten von 720090 Personen heran, die im Alter und der Geschlechterverteilung mit den Patienten übereinstimmten, jedoch nicht an einer der beiden chronischen Darmentzündungen litten (Kontrollpersonen).
Patienten mit einer chronischen Darmentzündung hatten ein höheres Risiko für die Parkinson-Krankheit
Von allen Studienteilnehmern wurden 1796 Personen mit der Diagnose Parkinson-Krankheit konfrontiert und bekamen entsprechende Verschreibungen. Auffällig war, dass Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa um 28 % häufiger an der Parkinson-Krankheit erkrankten als die Kontrollpersonen. Interessanterweise schien die Verwendung von TNF-Hemmern jedoch tatsächlich das Risiko für die Parkinson-Krankheit zu reduzieren. Die Patienten mit einer chronischen Darmentzündung hatten nämlich ein um 78 % reduziertes Risiko für die Parkinson-Krankheit, wenn sie mit TNF-Hemmern behandelt wurden, im Vergleich zu Patienten mit einer chronischen Darmentzündung, die diese Wirkstoffe nicht bekamen.
Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa hatten somit ein größeres Risiko, an der Parkinson-Krankheit zu erkranken, als die Kontrollpersonen ohne eine solche Darmerkrankung. Dieses erhöhte Risiko wurde jedoch reduziert, wenn die Patienten mit TNF-Hemmern behandelt wurden. Diese Ergebnisse unterstützen somit die Vermutung, dass Entzündungsprozesse bei beiden Erkrankungen eine Rolle spielen. Ein weiterer Schritt wäre nun, in Studien zu testen, ob Personen mit einem erhöhten Risiko für die Parkinson-Krankheit davon profitieren, wenn sie mit TNF-Hemmern behandelt werden.
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