Überlebenschancen bei der Behandlung von Krebs mit alternativen Therapien: besser alle Chancen nutzen, statt nur auf die alternative Karte setzen
Original Titel:
Use of Alternative Medicine for Cancer and Its Impact on Survival
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die alleinige Behandlung von heilbaren Krebsformen mit alternativen Therapien zu einer erhöhten Sterblichkeit der Patienten führt. Ergänzende Maßnahmen sind dagegen sicherlich meistens von Vorteil, wie viele Studien zu ergänzenden Therapien bereits zeigen konnten. Es gibt also keinen vernünftigen Grund, nur auf eine ‚alternative‘ Karte zu setzen. Gerade bei schweren Erkrankungen, die nicht austherapiert sind, könnte man schließlich alle Chancen nutzen, die einem gegeben sind, und dabei nicht gerade die auslassen, die in rigorosen Studien nachgewiesenermaßen helfen konnten.
Bislang existiert keine einheitliche Definition davon, was als alternative Therapie bei Krebs gilt. Medizinische Leitlinien zur Therapie von Krebskrankheiten berücksichtigen keine alternativen Therapien und stufen diese mitunter als gefährlich ein. Dennoch interessieren sich viele Krebspatienten für diese Therapien, da alternative Therapien als sanfter, weniger belastend und natürlicher als konventionelle Therapien empfunden werden.
US-amerikanische Wissenschaftler widmeten sich alternativen Therapien bei Krebs nun intensiver. Sie untersuchten, welche Faktoren das Anwenden von alternativen Therapien bei Krebspatienten begünstigen und wie es um das Überleben der Patienten bei einer Behandlung mit einer solchen Therapie bestellt ist. Die Wissenschaftler identifizierten 280 Patienten mit nicht metastasiertem Krebs in Brust, Lunge, Prostata oder Darm, die alternative Therapien als einzige Therapie anwendeten und auf konventionelle Therapien wie Chemotherapie, Strahlentherapie, Operation und Hormontherapie verzichteten.
Mehr alternative Therapien bei höherem Sozialstatus
Die Auswertung der Wissenschaftler deckte auf, dass insbesondere Patienten mit Lungenkrebs und Brustkrebs alternative Therapien nutzen. Zudem waren ein höherer Sozialstatus und weniger Begleiterkrankungen Faktoren, die die Entscheidung für alternative Therapien begünstigten. Vor allem Patienten, deren Krebs sich in Stadium II oder III befand, interessierten sich für alternative Therapien (während Stadium II zum Frühstadium einer Krebskrankheit gezählt wird, liegt der Krebs in Stadium III schon in einem fortgeschrittenen Stadium vor).
Deutlich höhere Sterblichkeit nach ausschließlich alternativen Therapien
Um die Sterblichkeit zu untersuchen, verglichen die Wissenschaftler die 280 Krebspatienten mit alternativen Therapien mit 560 Krebspatienten, die mithilfe einer konventionellen Therapie behandelt wurden. Die Ergebnisse waren eindeutig: Patienten, die nur alternative Therapien nutzen, starben deutlich häufiger als Patienten, die konventionelle Therapien anwendeten. Genau betrachtet, zeigte sich über alle Krebserkrankungen ein zweieinhalbfaches Risiko zu sterben, wenn ausschließlich alternative Methoden eingesetzt wurden. Dies wurde mit dem Maß der hazard ratio, auf Deutsch Risikorate, bestimmt, die für 95 % der Betroffenen klar ein erhöhtes Risiko zeigte, wenn nur alternativ statt konventionell behandelt wurde (95 % Konfidenzintervall von 1,88 bis 3,27, also fast 2- bis über 3-fach erhöhtes Risiko). Dieses erhöhte Sterblichkeitsrisiko konnte in Unterauswertungen für die Brustkrebs-, Lungenkrebs- und Darmkrebspatienten bestätigt werden.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die alleinige Behandlung von heilbaren Krebsformen mit alternativen Therapien zu einer erhöhten Sterblichkeit der Patienten führt. Ergänzende Maßnahmen sind dagegen sicherlich meistens von Vorteil, wie viele Studien zu ergänzenden Therapien bereits zeigen konnten. Es gibt also keinen vernünftigen Grund, nur auf eine ‚alternative‘ Karte zu setzen. Gerade bei schweren Erkrankungen, die nicht austherapiert sind, könnte man schließlich alle Chancen nutzen, die einem gegeben sind, und dabei nicht gerade die auslassen, die in rigorosen Studien nachgewiesenermaßen helfen konnten.
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