Darmkrebs
Kann eine Chemotherapie im Anschluss an eine Darmkrebs-Operation verkürzt werden, ohne die Wirksamkeit zu beeinträchtigen?
Original Titel:
Duration of Adjuvant Chemotherapy for Stage III Colon Cancer
Eine Chemotherapie kann das Risiko, dass der Krebs nach einer zunächst erfolgreichen Operation wieder auftritt, bei Patienten mit einem Darmkrebs im Stadium III reduzieren. Doch leider geht sie häufig mit schweren Nebenwirkungen einher. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Therapie nicht länger durchzuführen als unbedingt nötig. Wissenschaftler fanden heraus, dass unter gewissen Umständen die Chemotherapie nach der Operation von den standardmäßigen 6 Monaten auf 3 Monate verkürzt werden konnte, ohne dabei die Wirksamkeit zu verlieren.
Mit einer Chemotherapie nach einer erfolgreichen Operation kann unter Umständen das Risiko für einen Krankheitsrückfall reduziert und die Überlebenschance verbessert werden. Das konnte vor allem bei Patienten gezeigt werden, bei denen sich der Krebs bereits auf die Lymphknoten ausgebreitet hat, jedoch noch keine anderen Körperregionen befallen hat (Stadium III). Daher wird gerade ihnen die anschließende Chemotherapie empfohlen. Hierbei kommen in der Regel eine Kombination der Wirkstoffe Fluorouracil, Folinsäure und Oxaliplatin zum Einsatz (kurz als FOLFOX bezeichnet). Es ist bisher jedoch noch nicht bekannt, welche Behandlungsdauer am effektivsten ist. Standardmäßig wird die anschließende Chemotherapie derzeit 6 Monate lang durchgeführt.
Forscher fassten die Ergebnisse von sechs Studien zusammen und werteten sie neu aus
Ein 23-köpfiges, internationales Forscherteam untersucht nun, ob nicht auch eine kürzere Chemotherapie ausreichend ist. Da Oxaliplatin mit einigen Nebenwirkungen verbunden ist, könnte sich eine kürzere Behandlungsdauer nämlich positiv auf den Gesundheitszustand des Patienten auswirken. Die Wissenschaftler griffen auf die Daten von 6 verschiedenen Studien zurück, die sich zeitgleich mit genau dieser Frage beschäftigt hatten. Die Studien enthielten Daten von insgesamt 12834 Darmkrebs-Patienten, die sich im Stadium III befanden. Die Chemotherapien wurden in den Studien entweder mit den Wirkstoffen Fluorouracil, Folinsäure und Oxaliplatin (FOLFOX) oder mit den Wirkstoffen Capecitabin und Oxaliplatin (CAPOX) durchgeführt.
Die Therapie mit CAPOX, nicht aber die mit FOLFOX, konnte ohne Wirkungsverlust auf drei Monate verkürzt werden
Die Hälfte der Patienten wurde länger als 39 Monate lang begleitet. Während des Beobachtungszeitraumes erlitten 3263 Patienten entweder einen Krankheitsrückfall oder verstarben. Es konnte gezeigt werden, dass eine 3-monatige Chemotherapie einer 6-monatigen Chemotherapie nicht unterlegen war, wenn die Chemotherapie mit CAPOX durchgeführt wurde. Anders sah das jedoch bei der Chemotherapie mit FOLFOX aus. Hier war die 6-monatige Behandlung im Vergleich zur 3-monatigen Behandlung wirksamer.
Nur Patienten, bei denen der Darmkrebs noch nicht so weit fortgeschritten war, profitierten von einer kürzeren Therapie
Ebenso gab es Unterschiede bei Patienten, bei denen sich der Krebs bereits unterschiedlich weit ausgebreitet hatte. Patienten, bei denen der Darmkrebs noch nicht in das benachbarte Gewebe gewachsen war (T1–T3) und nur einen bis drei Lymphknoten befallen hatte (N1), profitierten von der verkürzten Chemotherapie genauso wie von der längeren Behandlung (3-Jahre-krankheitsfreie-Überleben: 83,1 % bei der 3-monatigen Therapie vs. 83,3 % bei der 6-monatigen Therapie). Dies war bei Patienten, bei denen sich der Tumor bereits weiter ausgebreitet hatte, jedoch nicht der Fall. Bei den Patienten, bei denen der Tumor bereits ins benachbarte Gewebe hineingewachsen war (T4) oder bei denen 4 oder mehr Lymphknoten vom Krebs befallen waren (N2), war eine längere Chemotherapie wirkungsvoller als eine auf 3 Monate verkürzte Chemotherapie (3-Jahre-krankheitsfreie-Überleben: 62,7 % bei der 3-monatigen Therapie vs. 64,4 % bei der 6-monatigen Therapie).
Patienten, bei denen der Prostata bereits die Lymphknoten, nicht aber andere Körperregionen befallen hat (Stadium III), könnten somit unter Umständen davon profitieren, wenn die standardmäßige 6-monatige Chemotherapie nach der Operation auf 3 Monate verkürzt wird. Dies ist bei den Patienten der Fall, bei denen der Darmkrebs noch nicht ins benachbarte Gewebe gewachsen ist und nicht mehr als drei Lymphkonten befallen hat (T1–T3, N1). Die übrigen Patienten, bei denen sich der Krebs bereits weiter ausgebreitet hat (T4 oder N2), sollten hingegen nach der Operation länger mit einer Chemotherapie behandelt werden, da so das krankheitsfreie Überleben verbessert werden kann. Die verkürzte Chemotherapie hatte vor allem dann einen Vorteil, wenn die Chemotherapie mit den Wirkstoffen Capecitabin und Oxaliplatin (CAPOX) durchgeführt wurde. Wenn hingegen stattdessen die Wirkstoffe Fluorouracil, Folinsäure und Oxaliplatin (FOLFOX) verwendet wurden, schien eine 3-monatige Therapie nicht auszureichen. Generell ist es sinnvoll, eine Chemotherapie nur so lange durchzuführen, wie sie unbedingt nötig ist, um den besten Nutzen zu erzielen, da die Nebenwirkungen einer Chemotherapie nicht zu unterschätzen sind.
© Alle Rechte: HealthCom