Chronische Darmentzündung
Infliximab vs. Adalimumab bei der Behandlung von Morbus Crohn
Original Titel:
Comparative Effectiveness of Infliximab Versus Adalimumab in Patients with Biologic-Naïve Crohn's Disease
Die Biologika Adalimumab und Infliximab wirken über den gleichen Mechanismus. Forscher zeigten, dass sich beide Wirkstoffe etwa gleich gut dafür eigneten, Ruhephasen der Erkrankung einzuleiten. Adalimumab schien jedoch im Vergleich zu Infliximab mit weniger Nebenwirkungen verbunden zu sein.
Für die Behandlung von Morbus Crohn sind zwei gentechnisch hergestellte Wirkstoffe (Biologika) zugelassen, die über den gleichen Wirkmechanismus wirken, Infliximab und Adalimumab. Beide Wirkstoffe hemmen einen Botenstoff des Immunsystems, den Tumornekrosefaktor (TNF). Die entzündungshemmende Wirkung dieser sogenannten TNF-Hemmer konnte bei Patienten mit Morbus Crohn bereits viele Erfolge erzielen, vor allem dann, wenn die konventionellen Therapiemethoden nicht ausreichend gewirkt haben oder nicht vertragen wurden. Es stellt sich jedoch die Frage, ob einer der Wirkstoffe dem anderen überlegen ist, obwohl beide den gleichen Wirkmechanismus aufweisen. In einer vergleichenden Studie konnte kein Unterschied in Bezug auf die Wirksamkeit der beiden Wirkstoffe festgestellt werden. Hierbei untersuchten die Wissenschaftler, wie häufig Krankenhauseinweisungen aufgrund von Morbus Crohn, ein Beginn einer Steroid-Therapie oder Operationen nötig waren (Studie von Singh und Kollegen, 2018 in der medizinischen Fachzeitschrift Alimentary pharmacology & therapeutics veröffentlicht).
Patienten, die noch nie zuvor mit Biologika behandelt wurden, bekamen entweder Adalimumab oder Infliximab
Zu ähnlichen Ergebnissen kam nun auch eine weitere Studie. In dieser verglich ein internationales Wissenschaftsteam die Sicherheit und Wirksamkeit von Infliximab und Adalimumab bei der Behandlung von Morbus Crohn-Patienten miteinander. Anders als bei der anderen Studie wurde hier jedoch untersucht, wie häufig eine Ruhephase eingeleitet werden konnte. Hierzu sammelten die Wissenschaftler Daten von insgesamt 220 Morbus Crohn-Patienten, die noch nie zuvor mit Biologika behandelt wurden. 143 von ihnen bekamen Infliximab, während 77 Patienten mit Adalimumab behandelt wurden.
Adalimumab konnte genauso wirksam Ruhephasen einleiten wie Infliximab, war jedoch mit weniger Nebenwirkungen verbunden
Die Auswertung der Daten ergab, dass bei den Patienten, die Infliximab bekamen, etwa genauso häufig innerhalb von 12 Monaten eine Ruhephase der Erkrankung erreicht werden konnte wie bei den Patienten, die Adalimumab erhielten (Infliximab: 63,8 % vs. Adalimumab: 76,3 %). Eine Ruhephase, bei der keine Steroide mehr nötig waren, konnte ebenfalls in beiden Patientengruppen etwa gleich häufig eingeleitet werden (Infliximab: 54,1 % vs. Adalimumab: 44,7 %). Statistische Analysen ergaben, dass die beobachteten Unterschiede zwischen den Behandlungsformen nicht auf den Wirkstoff zurückzuführen, sondern vielmehr zufallsbedingt sind. Unterschiede waren jedoch bezüglich der Wirksamkeit von Kombinationstherapien ersichtlich. Während Patienten mit Infliximab zusätzlich davon profitierten, wenn sie die Therapie mit einem anderen klassischen Wirkstoff, der das Immunsystem unterdrückt, ergänzten, zeigte die zusätzliche Einnahme dieser anderen Wirkstoffe bei Patienten mit Adalimumab keinen zusätzlichen Nutzen. Patienten, die die Infliximab-Therapie mit anderen Wirkstoffen kombinierten, hatten eine größere Wahrscheinlichkeit, innerhalb von 12 Monaten eine Ruhephase einleiten zu können, als die, die nur Infliximab einnahmen (81,2 % vs. 52,1 %). Auch was die Nebenwirkungen anging, gab es Unterschiede zwischen Infliximab und Adalimumab. Diese traten nämlich häufiger bei der Infliximab-Therapie als bei der Adalimumab-Therapie auf.
Diese Studie zeigt wiederholt, dass sich Adalimumab und Infliximab etwa gleich gut für die Behandlung von Patienten mit Morbus Crohn, die noch nie zuvor mit Biologika behandelt wurden, eignen. Unterschiede gab es jedoch in der Häufigkeit von Nebenwirkungen, welche bei Infliximab öfter auftraten als bei Adalimumab, und in dem zusätzlichen Nutzen einer Kombinationstherapie. Dieser konnte nur bei Patienten mit Infliximab beobachtet werden. Da diese Studie nur mit Patienten durchgeführt wurde, die noch nie zuvor Biologika erhalten hatten, wäre es wünschenswert, dass vergleichbare Studien ebenfalls mit Patienten mit einer anderen Krankengeschichte durchgeführt werden würden. So könnte auch für diese Patienten einschätzen werden, welcher der beiden Wirkstoffe für ihre Behandlung am geeignetsten ist.
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