Prostatakrebs

Metastasierter Prostatakrebs: Chemo- und Hormontherapie kombinieren?

Original Titel:
Q-TWiST analysis of patients with metastatic castrate naive prostate cancer treated by androgen deprivation therapy with or without docetaxel in the randomised phase III GETUG-AFU 15 trial.

Wenn der Prostatakrebs bereits Metastasen gebildet hat, wird in der Regel eine Hormontherapie gestartet. Doch auch ein früher Einsatz einer Chemotherapie zusätzlich zur Hormontherapie könnte sich lohnen. Forscher zeigten nämlich, dass – gerade bei größeren Tumoren – eine Kombinationstherapie das Überleben unter Berücksichtigung der Lebensqualität im Vergleich zur alleinigen Hormontherapie verbesserte.


Bei Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs, die noch keine Hormontherapie erhalten haben und somit kastrations-naiv sind, ist die Behandlung mit Chemotherapie üblich geworden. Bisherige Untersuchungen deuteten an, dass dadurch besonders Patienten mit großen Tumoren von einem längeren Überleben profitieren. Für Patienten mit kleinen Tumoren ist der Überlebensvorteil nicht so deutlich erkennbar, wenn man die mit einer Chemotherapie einhergehenden unangenehmen Nebenwirkungen bedenkt, die die Lebensqualität der betroffenen Männer erheblich beeinträchtigt.

Patienten wurden entweder mit einer Hormontherapie oder einer Kombination aus Hormon- und Chemotherapie behandelt

In einer Studie haben französische Forscher nun den Kompromiss zwischen Nebenwirkungen und Überleben untersucht. Sie haben dafür Daten einer großen vormals durchgeführten Phase-III-Studie verwendet, in der die Wirksamkeit von Hormonentzugstherapie einzeln oder in Kombination mit einer Chemotherapie (mit dem Wirkstoff Docetaxel) an 385 Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs untersucht worden war. Das Gesamtüberleben der Patienten wurde dabei in 3 Phasen aufgeteilt: die belastende Behandlungsphase, die nebenwirkungsfreie Zeit vor dem Krankheitsfortgang und den Krankheitsfortgang. Diese Phasen wurden von den Patienten bewertet.

Die Kombinationstherapie aus Hormon- und Chemotherapie führte zu einem besseren auf Lebensqualität abgestimmten Überleben als die Hormontherapie alleine

Die Ergebnisse zeigten, dass sich für die Patienten in den Phasen der Behandlung und des Krankheitsfortgangs ein besseres auf Lebensqualität abgestimmtes Überleben ergab, wenn die Chemotherapie mit der Hormonentzugstherapie kombiniert wurde. Wenn man nur die Phase des Krankheitsfortgangs betrachtet, ergab die kombinierte Behandlung ein ähnliches auf Qualität abgestimmtes Überleben wie die alleinige Behandlung mit Hormonentzug. Die Unterteilung der Patienten in Gruppen mit kleinen und großen Tumoren zeigte, dass in der nebenwirkungsfreien Phase vor dem Krankheitsfortgang und in der Phase während des Krankheitsfortgangs das qualitätsabhängige Überleben von den Patienten mit großen Tumoren deutlich besser bewertet wurde, wenn sie die kombinierte Behandlung, also Chemotherapie und Hormonentzug, erhielten. Für die Patienten mit kleinen Tumoren war die kombinierte Behandlung mit keinem Vorteil hinsichtlich Lebensqualität und Überleben verbunden.

Die Forscher schlussfolgern aus diesen Ergebnissen, dass eine frühzeitige Behandlung mit Chemotherapie für Patienten mit fortgeschrittenem, kastrations-naivem Prostatakrebs einen Überlebensvorteil hinsichtlich der Lebensqualität bedeuten könnte. Insbesondere, wenn es sich um große Tumore handelt. Die angewendete Methode könnte dabei helfen, Therapieentscheidungen zu treffen und für den Patienten akzeptable Kompromisse zwischen Nebenwirkungen, Krankheitsfortgang und Überleben zu finden.

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