KHK / Herzinfarkt
Kurze statt lange Therapie mit Thrombozyten-Aggregations-Hemmer nach der Einbringung von Stents – Gleiche Wirksamkeit, jedoch seltener schwere Blutungen
Original Titel:
Short versus long duration of dual antiplatelet therapy following drug-eluting stents: a meta-analysis of randomised trials
Nachdem verengte Blutgefäße mithilfe eines Ballonkatheters geweitet und mit Gefäßstützen stabilisiert wurden, erhalten die Patienten Medikamente, um das Risiko für dramatische Folgeereignisse zu reduzieren. Da diese Medikamente jedoch zu Blutungen führen können, wird derzeit viel diskutiert, wie lange diese nach dem Eingriff eingenommen werden sollten. Forscher fanden heraus, dass eine kürzere Therapie genauso wirksam ist wie eine längere Therapie, jedoch seltener zu schweren Blutungen führt.
Häufig wird bei der koronaren Herzkrankheit (KHK) zur Wiederherstellung der Durchblutung ein Ballonkatheter verwendet. Mit diesem wird die Engstelle in den Koronararterien geweitet und diese Dehnung anschließend mit Gefäßstützen (Stents) stabilisiert. Nach der Einbringung dieser Stents ist für die Patienten das Risiko für Blutgerinnsel erhöht. Diese können sehr gefährlich sein, da sie die Arterien verstopfen können. Um den Blutgerinnseln vorzubeugen, sollten die Patienten daher Medikamente einnehmen, welche die Blutgerinnung hemmen. Zu diesen Wirkstoffen zählen die sogenannten Thrombozyten-Aggregations-Hemmer, die das Verklumpen von Blutplättchen und somit die Bildung von Blutgerinnseln hemmen. Eine intensive Therapie mit zwei solcher Wirkstoffe wird für Patienten nach einer Ballonkatheter-Behandlung und der Einbringung von Stents in der Regel für 12 Monate empfohlen. Da eine solche Therapie jedoch auch zu Nebenwirkungen führen kann, was sich vor allem in einem erhöhten Blutungsrisiko äußert, kann es sinnvoll sein, diese Therapie auf weniger als 6 Monate zu verkürzen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die kürzere Therapie genauso wirksam ist wie die längere. Ob dies der Fall ist, untersuchten Wissenschaftler aus den Niederlanden.
Die Forscher fassten die Ergebnisse mehrere Studien zusammen und analysierten diese neu
Um die Sicherheit und die Wirksamkeit einer kurzen Therapie mit Thrombozyten-Aggregations-Hemmern mit einer langen Therapie nach der Einbringung von Stents zu vergleichen, suchten die Wissenschaftler in internationale Datenbanken nach Studien, die sich bereits mit dieser Thematik befasst haben. Sie fanden insgesamt neun Studien, die ihre Kriterien erfüllten. Die Studien beinhalteten Daten von insgesamt 19099 Patienten. Die Wissenschaftler fassten diese Daten zusammen und werteten sie neu aus. Dabei richteten sie ihr Augenmerk auf das Auftreten von Herzinfarkten, Schlaganfällen, Todesfällen, schwere Blutungen und Verschlüssen der Arterie innerhalb der Stents (Stentthrombosen).
Weniger schwere Blutungen bei der kürzeren Therapie
Der Vergleich der langen Therapie mit der kurzen Therapie machte deutlich, dass es bei der kurzen Therapie zu weniger schweren Blutungen kam als bei der langen Therapie (kurze Therapie: 0,62 % vs. lange Therapie: 1,1 %). Berechnungen zufolge sank das Risiko für schwere Blutungen um 42 %, wenn die Patienten nur bis zu 6 Monate statt 12 Monate lang mit zwei Thrombozyten-Aggregations-Hemmern behandelt wurden.
Gleiche Wirksamkeit der kürzeren und der längeren Therapie
Wenn die Therapie auf bis zu 6 Monate verkürzt wurde, wurde somit das Risiko für schwere Blutungen reduziert. Doch war die kürzere Therapie genauso wirksam darin, dramatische Folgeereignisse zu verhindern? Die Forscher fanden bei ihren Analysen heraus, dass das der Fall war. Sowohl Todesfälle (kurze Therapie: 1,7 %, lange Therapie: 1,8 %) als auch Herzinfarkte (kurze Therapie: 1,9 %, lange Therapie: 1,7 %) als auch Stentthrombosen (kurze Therapie: 0,6 %, lange Therapie: 0,5 %) als auch Schlaganfälle (kurze Therapie: 0,6 %, lange Therapie: 0,7 %) traten bei beiden Behandlungen ähnlich häufig auf. Die beobachteten Unterschiede waren statistischen Analysen zufolge zufallsbedingt und ließen sich nicht auf die Therapiedauer zurückführen.
Laut dieser Studienergebnisse spricht somit einiges dafür, die Therapie mit zwei Thrombozyten-Aggregations-Hemmern nach der Einbringung von Stents von 12 Monate auf höchstens 6 Monate zu verkürzen. Die kürze Therapie schien nämlich genauso wirksam bei der Vorbeugung von dramatischen Folgeereignissen zu sein wie die längere Therapie, sie führte jedoch seltener zu schweren Blutungen. Es ist jedoch noch fraglich, ob sich diese Ergebnisse tatsächlich auf alle Patienten übertragen lassen oder ob bestimmte Patienten stärker von einer kurzen Therapie profitieren, während für die anderen eine längere Therapie vorteilhafter wäre. In einer erst kürzlich veröffentlichten Studie unterschieden die Wissenschaftler die Patienten nach ihrem Alter. Sie stellten dabei fest, dass ältere Patienten von einer kürzeren Therapie profitierten, wohingegen jüngere Patienten mit einer längeren Therapie besser beraten waren (Studie von Lee und Kollegen, 2018 in der medizinischen Fachzeitschrift Journal of the American College of Cardiology cardiovascular interventions veröffentlicht). Weitere Studien wären sinnvoll, um die Patienten zu identifizieren, die von einer längeren bzw. kürzeren Therapie profitieren, um jedem Patienten die für ihn beste Therapie ermöglichen zu können.
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