Colitis ulcerosa

Welcher Wirkstoff eignet sich am besten für die Therapie von mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa? – Verschiedene Biologika und JAK-Hemmer im Vergleich

Original Titel:
Systematic review and network meta-analysis: first- and second-line pharmacotherapy for moderate-severe ulcerative colitis.

Es gibt eine Reihe innovativer Wirkstoffe, die bei einer hartnäckigen Colitis ulcerosa dann eigesetzt werden können, wenn die klassischen Wirkstoffe gescheitert sind oder nicht vertragen wurden. Wissenschaftler verglichen diese Wirkstoffe indirekt miteinander, indem sie die Ergebnisse mehrerer Studien miteinander verglichen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Patienten, die bereits mit Biologika behandelt wurden, am stärksten von Infliximab oder Vedolizumab profitierten, während Patienten, die bereits eine Therapie mit TNF-Hemmern hinter sich hatten, vermutlich mit Tofacitinib am meisten geholfen werden konnte.


Für die Behandlung von Colitis ulcerosa können viele verschiedene Wirkstoffe verwendet werden. Sie unterscheiden sich darin, wie schnell und über welchen Mechanismus sie wirken. Werden die klassischen Wirkstoffe nicht vertragen oder erzielen sie nicht die gewünschte Wirkung, kommen Biologika zum Einsatz. Biologika sind biotechnologisch hergestellte Wirkstoffe. Für die Behandlung von Colitis ulcerosa werden derzeit verschieden Biologika verwendet. Alle wirken entzündungshemmend, indem sie wichtige Bestandteile des Immunsystems, wie den Tumornekrosefaktor (TNF) oder α4β7-Integrin, hemmen. Eine weitere Gruppe von Wirkstoffen richtet sich gegen die Januskinase (JAK), die ebenfalls beim Entzündungsprozess eine Rolle spielt. Mit dieser Vielzahl an Wirkstoffen gehen auch viele mögliche Therapieabläufe einher. Es gibt bisher jedoch nur wenige Daten darüber, welcher dieser Wirkstoffe wann eingesetzt werden sollte, um den bestmöglichen Effekt zu erzielen.

Forscher durchsuchten internationale Datenbanken nach Studien und verglichen die Wirksamkeit verschiedener Wirkstoffe indirekt miteinander

Dies dachten sich auch vier Forscher aus den USA und Frankreich und setzten sich zum Ziel, die Wirksamkeit und Sicherheit von verschiedenen Biologika und einem JAK-Hemmer miteinander zu vergleichen. Sie wollten herausfinden, welcher Wirkstoff sich besonders bei Patienten, die noch nie mit Biologika behandelt wurde, und welches sich besonders bei Patienten, die schonmal eine Therapie mit TNF-Hemmern erhalten hatten, zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa eignete. Hierzu durchsuchten sie die Literatur nach Studien, die sich mit der Wirkung und Sicherheit von Biologika und des JAK-Hemmers Tofacitinib beschäftigt haben. Dabei stießen die Forscher auf verschiedene Studien, in denen erwachsene Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa mit verschiedenen Wirkstoffen behandelt wurden. Bei den Wirkstoffen handelte es sich um TNF-Hemmer, Integrin-Hemmer und JAK-Hemmer. Diese wurden entweder bei Patienten, die noch nie Biologika bekamen, oder bei Patienten, die bereits eine TNF-Hemmer-Therapie hinter sich hatten, eingesetzt und mit einem Placebo verglichen. Die Ergebnisse der Studien wurden zusammengefasst und einer erneuten Analyse unterzogen.

Patienten, die noch nie mit Biologika behandelt wurden, profitierten am meisten von Infliximab und Vedolizumab

12 der recherchierten Studien befassten sich mit insgesamt 2720 Patienten, die noch nie mit Biologika behandelt wurden. Sie wurden entweder mit eine der TNF-Hemmern (Infliximab, Adalimumab und Golimumab), mit dem Integrin-Hemmer Vedolizumab oder mit dem JAK-Hemmer Tofacitinib therapiert. Bei diesen Patienten erzielten der TNF-Hemmer Infliximab und der Integrin-Hemmer Vedolizumab die besten Ergebnisse in Bezug auf die Einleitung einer Ruhephase der Erkrankung und auf die Heilung der Darmschleimhaut. Die Heilung der Darmschleimhaut ist ein wichtiges Therapieziel bei Patienten mit chronischen Darmentzündungen, da gezeigt werden konnte, dass diese zu einer Verbesserung des Krankheitsverlaufs beiträgt. Die Studien beinhalteten jedoch keinen direkten Vergleich der verschiedenen Wirkstoffe. Es waren somit nur Vergleiche zwischen verschiedenen Studien möglich.

Patienten, bei denen eine Therapie mit TNF-Hemmern bereits gescheitert ist, profitierten vermutlich am stärksten von Tofacitinib

Weitere 4 Studien wurden mit insgesamt 967 Patienten durchgeführt, die zuvor eine Therapie mit einem TNF-Hemmer erhalten hatten. Auch hier gab es keinen direkten Vergleich zwischen den verschiedenen Wirkstoffen. Dennoch stellten die Forscher durch weitere Analysen der Daten fest, dass sich der JAK-Hemmer Tofacitinib bei diesen Patienten am besten dazu eignete, die Krankheitssymptome so stark zu reduzieren, dass sich die Erkrankung in einer Ruhephase befand. Auch was die Heilung der Darmschleimhaut anging, erzielte Tofacitinib die besten Erfolge. Es konnten hier jedoch nur der TNF-Hemmer Adalimumab, der Integrin-Hemmer Vedolizumab und der JAK-Hemmer Tofacitinib miteinander verglichen werden. Geeignete Studien für die TNF-Hemmer Infliximab oder Golimumab konnten nicht gefunden werden.

Vedolizumab führte am seltensten zu schweren Nebenwirkungen

Da der Aufbau der verschiedenen Studien so unterschiedlich war, konnten die Wirkstoffe hinsichtlich ihres Vermögens, die Ruhephase zu erhalten, nicht miteinander verglichen werden. Was die Sicherheit angeht, schnitt der Integrin-Hemmer Vedolizumab im Vergleich am besten ab. Bei deren Anwendung wurden am seltensten schwere Nebenwirkungen und Infektionen beobachtet.

Ein Vergleich von mehreren Studien zeigte somit, dass sich für die Behandlung von Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa, die noch nie mit Biologika behandelt wurden, Infliximab und Vedolizumab am besten eigneten. Zu ähnlichen Ergebnissen führte auch eine andere Studie (Studie von Bonovas und Kollegen, 2017 in der Fachzeitschrift Alimentary pharmacology & therapeutics veröffentlicht). Bei Patienten, die bereits eine Therapie mit TNF-Hemmern hinter sich hatten, schnitt hingegen Tofacitinib am besten ab. Diese Ergebnisse resultierten jedoch aus Vergleiche verschiedener Studien mit unterschiedlichen Voraussetzungen für die Studienteilnahme und nicht aus direkte Vergleiche der Wirkstoffe. Studien, die die Wirkstoffe direkt miteinander vergleichen, sollten somit durchgeführt werden, um diese Ergebnisse zu bestätigen.

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