Prostatakrebs

Enzalutamid reduziert die Bildung von Metastasen, nachdem die Hormontherapie ihre Wirkung verloren hat

Original Titel:
Enzalutamide in Men with Nonmetastatic, Castration-Resistant Prostate Cancer

MedWiss – Enzalutamid ist ein Wirkstoff der neuartigen Hormontherapie, der dann zum Einsatz kommt, wenn der Prostatakrebs kastrationsresistent geworden ist und bereits Metastasen gebildet hat. Forscher zeigten, dass Männer jedoch schon vor dem Auftreten von Metastasen von diesem Wirkstoff profitieren könnten. Ein Vergleich mit einem Placebo machte deutlich, dass Enzalutamid die Bildung von Metastasen reduzieren konnte.


Männer, bei denen der PSA (prostataspezifisches Antigen)-Wert schnell ansteigt und bei denen die Hormontherapie bereits ihre Wirkung verloren hat (der Prostatakrebs kastrationsresistent geworden ist), haben ein erhöhtes Risiko, dass sich Krebszellen auch außerhalb der Prostata ansiedeln. In einem solchen Fall ist von Metastasen die Rede. Ist ein Patient von Metastasen betroffen, kann er mit einer Chemotherapie oder mit der neuartigen Hormontherapie behandelt werden. Enzalutamid ist ein Wirkstoff dieser neuartigen Hormontherapie. Forscher vermuten jedoch, dass Enzalutamid auch dann schon wirksam sein kann, wenn noch keine Metastasen im Körper des Patienten aufzufinden sind, indem es möglicherweise die Bildung von Metastasen verhindert.

Patienten mit einem kastrationsresistenten Prostatakrebs bekamen Enzalutamid, noch bevor Metastasen auftraten

Um diese Annahme zu überprüfen, führte ein internationales Forscherteam eine Studie durch, deren Ergebnisse sie in einer der bestangesehensten medizinischen Fachzeitschriften, The New England journal of medicine, veröffentlichten. An ihrer Studie nahmen 1401 Patienten mit kastrationsresistentem Prostatakrebs teil, bei denen noch keine Metastasen nachweisbar waren und bei denen sich der PSA-Wert in 10 Monaten oder weniger verdoppelte (die mittlere PSA-Verdopplungszeit betrug 3,7 Monate). Die Patienten wurden weiterhin mit einer Hormontherapie behandelt. Nach dem Zufallsprinzip wurden sie in zwei Gruppen eingeteilt. Während die eine Gruppe täglich 160 mg Enzalutamid bekam (933 Patienten), erhielt die andere Gruppe stattdessen ein Placebo (468 Patienten). Weder die Patienten noch die behandelnden Ärzte oder Pfleger wussten, welcher Patient den Wirkstoff und welcher Patient das Placebo erhielt. Die Forscher untersuchten, wann in welcher Gruppe Metastasen auftraten. Das Auftreten von Metastasen wurde mithilfe eines bildgebenden Verfahrens bestimmt. Auch Todesfälle, bei denen zuvor keine Metastasen im bildgebenden Verfahren festgestellt wurden, wurden dazugezählt. Die Studie wurde gestoppt, sobald 447 Fälle aufgetreten waren. Dies war Ende Juni 2017 der Fall.

Enzalutamid konnte die Bildung von Metastasen reduzieren

Während der Studie waren 219 der Patienten, die Enzalutamid bekamen (23 %), von Metastasen betroffen oder gestorben. Bei den Patienten, die stattdessen das Placebo erhielten, war das bei 228 Patienten (49 %) der Fall. Die Lebenszeit, bevor Metastasen auftraten, betrug im Mittel 36,6 Monate, wenn die Patienten mit Enzalutamid behandelt wurden. Bekamen sie stattdessen ein Placebo, lebten sie im Mittel 14,7 Monate lang, bevor Metastasen auftraten. Die Zeit bis zu einem PSA-Anstieg war bei Patienten mit Enzalutamid länger als bei Patienten mit Placebo (Enzalutamid: 37,2 Monate vs. Placebo: 3,9 Monate).

Patienten mit Enzalutamid waren häufiger von schwerwiegenden Ereignissen betroffen

Was die Nebenwirkungen anging, so war fast jeder dritte Patient (31 %), der Enzalutamid bekam, von schwerwiegenden Ereignissen betroffen, während dies bei den Patienten mit Placebo bei etwa jedem vierten Patienten (23 %) der Fall war. Die Art der Nebenwirkungen entsprachen denen, die bereits in anderen Studien festgestellt wurden und somit für Enzalutamid bereits bekannt sind.

Männer mit einem kastrationsresistenten Prostatakrebs und schnell steigenden PSA-Werten, die noch keine Metastasen aufwiesen, profitierten somit von einer Therapie mit Enzalutamid. Dies äußerte sich dadurch, dass die Anwendung von Enzalutamid die Bildung von Metastasen und Todesfällen hinauszögerte (verglichen mit einem Placebo). Es könnte somit von Vorteil sein, wenn die Patienten nicht abwarten, bis sich Metastasen gebildet haben, sondern direkt mit einer Behandlung mit Enzalutamid starten.

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