Apalutamid – Ein möglicher neuer Wirkstoff, der bei Patienten mit kastrationsresistentem Prostatakrebs die Bildung von Metastasen hemmt
Original Titel:
Apalutamide Treatment and Metastasis-free Survival in Prostate Cancer
Wenn der Prostatakrebs nicht mehr auf die klassische Hormontherapie anspricht, wird er als kastrationsresistent bezeichnet. In diesem Fall könnte Apalutamid dabei helfen, die Bildung von Metastasen hinauszuzögern, wie die vorliegende Studie zeigte. Im Weiteren wird nun geprüft, ob dieser neue Wirkstoff in Deutschland für die Behandlung von Prostatakrebs zugelassen wird.
Für die Behandlung von Prostatakrebs wird häufig einer Hormontherapie eingesetzt, deren Ziel es ist, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Das wird dadurch erreicht, dass dem Tumor durch die Hormontherapie vor allem das männliche Geschlechtshormon Testosteron entzogen wird, welches er zum Wachsen benötigt. Diese übliche Hormontherapie hat bei der Behandlung von Prostatakrebs bereits viele Erfolge erzielen können. Das Problem bei dieser Therapie ist jedoch, dass sie bei fast allen Männern nach einer gewissen Zeit ihre Wirkung verliert. Prostatakrebs, der nicht mehr auf die übliche Hormontherapie anspricht, wird als kastrationsresistenter Prostatakrebs bezeichnet. Derzeit wird viel dazu geforscht, wie diesen Männern dennoch geholfen werden kann. Ein Wirkstoff, der sich derzeit in klinischer Prüfung befindet, ist Apalutamid. Apalutamid hemmt die Androgen-Rezeptoren, sodass die Funktion von Testosteron gestört wird. Es handelt sich hierbei somit um eine neuartige Hormontherapie. In ersten klinischen Studien konnte Apalutamid bereits Erfolge erzielen.
Männer mit einem kastrationsresistenten Prostatakrebs bekamen entweder Apalutamid oder ein Placebo
Ein internationales Forscherteam mit Beteiligung aus Deutschland untersuchte nun auch im größeren Maßstab, ob Apalutamid bei der Behandlung von Männern mit Prostatakrebs, der nicht mehr auf die übliche Hormontherapie anspricht (kastrationsresistent) und der noch keine Absiedlungen (Metastasen) gebildet hat, obwohl die Patienten ein erhöhtes Risiko für Metastasen aufweisen, wirksam ist. Hierzu untersuchten sie 1207 Männer, die diese Kriterien erfüllten. Ein erhöhtes Risiko für Metastasen wurde angenommen, wenn sich der PSA (prostataspezifisches Antigen)-Wert der Patienten selbst während der üblichen Hormontherapie in 10 Monaten oder weniger verdoppelt hat (PSA-Verdopplungszeit ≤ 10 Monate). Die Patienten wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Während die eine Gruppe täglich 240 mg Apalutamid bekam (806 Patienten), erhielten die Patienten der anderen Gruppe stattdessen ein Placebo (401 Patienten). Zusätzlich setzten alle Patienten die übliche Hormontherapie fort. Weder die Ärzte noch die Patienten wussten, wer den Wirkstoff und wer das Placebo erhielt. Die erste Analyse wurde durchgeführt, nachdem bei 378 Patienten entweder Metastasen oder der Tod festgestellt wurden. Das betraf 22,8 % der Männer mit Apalutamid und 48,4 % der Männer mit Placebo.
Apalutamid verzögerte die Bildung von Metastasen
Die Analyse ergab, dass die Hälfte der Patienten, die Apalutamid bekamen, länger als 40,5 Monate von Metastasen verschont blieben. Dahingegen wurde bei der Hälfte der Patienten, die statt Apalutamid ein Placebo bekamen, innerhalb der ersten 16,2 Monate Metastasen gefunden. Doch auch was das Fortschreiten von Symptomen angeht, konnte Apalutamid Erfolge erzielen. Die Symptome schritten mit Apalutamid nämlich erst später voran als mit dem Placebo.
Die Anwendung von Apalutamid war jedoch auch mit Nebenwirkungen verbunden
Trotz der Erfolge war die Anwendung von Apalutamid nicht frei von Nebenwirkungen. 10,6 % der Patienten, die Apalutamid bekamen, mussten aufgrund von Nebenwirkungen die Behandlung abbrechen. Im Vergleich dazu war dies bei 7,0 % der Patienten mit Placebo der Fall. Bei den Nebenwirkungen, die bei Patienten mit Apalutamid häufiger auftraten als bei denen mit Placebo, handelte es sich vor allem um Hautausschläge (Apalutamid: 23,8 % vs. Placebo: 5,5 %), Schilddrüsenunterfunktion (Apalutamid: 8,1 % vs. Placebo: 2,0 %) und Knochenbrüche (Apalutamid: 11,7 % vs. Placebo: 6,5 %).
Männer, bei denen die übliche Hormontherapie keine Wirkung mehr zeigt, die jedoch noch keine Metastasen aufweisen, könnten somit von Apalutamid profitieren. So bildeten sie mit Apalutamid später Metastasen als die Patienten, die ein Placebo bekamen, und auch die Symptome schritten erst später voran. In weiteren Schritten wird nun überprüft, ob Apalutamid in Deutschland für die Behandlung von Prostatakrebs zugelassen wird.
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