Das Biologikum Golimumab scheint sich auch für die Behandlung von Morbus Crohn zu eignen
Original Titel:
The unfinished symphony: golimumab therapy for anti-TNF refractory Crohn's disease
MedWiss – Golimumab ist für die Behandlung von Colitis ulcerosa bereits zugelassen. Doch auch für die Behandlung von Morbus Crohn scheint sich dieser Wirkstoff zu eignen, wie die vorliegende Studie zeigte. Die meisten Morbus Crohn-Patienten sprachen nämlich auf Golimumab an, obwohl die Mehrheit von ihnen bereits vergeblich mit anderen Wirkstoffen, die über den gleichen Mechanismus wirkten (Infliximab und Adalimumab), behandelt wurden.
Biologika bereichern schon seit einiger Zeit die Behandlung von Morbus Crohn. Einen besonderen Stellenwert nehmen Wirkstoffe ein, die den Tumornekrosefaktor (TNF), einen Botenstoff des Immunsystems, hemmen. Diese sogenannten TNF-Hemmer haben sich bei der Behandlung von mittelschweren bis schweren chronischen Darmentzündungen als wirksam erwiesen. Sie werden vor allem dann eingesetzt, wenn eine vorangegangene Behandlung mit konventionellen Medikamenten keine ausreichende Wirkung erzielte. Ein Problem bei diesen Wirkstoffen besteht jedoch darin, dass einige Patienten nicht auf diese ansprechen oder dass der Wirkstoff im Laufe der Zeit seine Wirkung verlieren kann. In diesem Fall muss auf Alternativen zurückgegriffen werden. Eine Möglichkeit stellt dabei der Wechsel von einem TNF-Hemmer auf einen anderen TNF-Hemmer dar. Für die Behandlung von Morbus Crohn sind in Deutschland derzeit zwei dieser TNF-Hemmer zugelassen. Es handelt sich dabei um Infliximab und Adalimumab. Für die Behandlung einer anderen entzündlichen Darmerkrankung, nämlich Colitis ulcerosa, ist hingegen bereits ein weiterer TNF-Hemmer zugelassen. Hierbei handelt es sich um Golimumab. Ob sich Golimumab auch für die Behandlung von Morbus Crohn eignet, wird derzeit geprüft. Erst kürzlich ist eine französische Studie veröffentlicht worden, die zeigte, dass Golimumab von Morbus Crohn-Patienten insgesamt gut vertragen wurde und dass etwa die Hälfte der Patienten von der Golimumab-Therapie profitierten (Studie von Martineau und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift Alimentary pharmacology & therapeutics veröffentlicht).
Wissenschaftler untersuchten Patienten mit hartnäckigem Morbus Crohn, die mit Golimumab behandelt wurden
Vier Wissenschaftler aus Toronto (Kanada) leisteten nun einen weiteren Beitrag zu dieser Thematik. Sie untersuchten, wie sicher und wirksam Golimumab bei Patienten mit hartnäckigem Morbus Crohn ist. Zu diesem Zwecke sammelten sie Daten von insgesamt 45 Morbus Crohn-Patienten, die zwischen 2010 und 2017 mit Golimumab behandelt wurden. Bei der großen Mehrheit dieser Patienten ist eine Behandlung mit zwei anderen TNF-Hemmern zuvor fehlgeschlagen. Die Hälfte der Patienten wurde nach Beginn der Golimumab-Therapie länger als 22 Monate lang begleitet.
Golimumab konnte bei der Mehrzahl der Patienten Erfolge erzielen
Nach 3 Monaten sprachen 77,7 % der Patienten (35 Patienten) auf die Behandlung mit Golimumab an. Das bedeutet, dass sich deren Symptome und deren klinischen Werte nennenswert verbesserten und keine Operationen oder neue Verwendung von Immunsuppressiva nötig waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten, die auf Golimumab ansprachen, dies auch nach einem Jahr noch taten, lag bei 81 %. Bei 64 % der 35 Patienten zeigte Golimumab auch nach 3 Jahren noch eine Wirkung. Die Verwendung von Golimumab führte bei einigen Patienten zu einer Verbesserung der Darmschleimhaut. Diese Verbesserungen konnten nach 12 Monaten bei 73 % der Patienten erzielt werden. Bei knapp der Hälfte der Patienten (47 %) konnte die Darmschleimhaut sogar geheilt werden.
Golimumab war somit auch bei Patienten mit Morbus Crohn wirksam, die auf andere TNF-Hemmer nicht ansprachen. Dies ist somit eine weitere Studie, die die Wirksamkeit von Golimumab bei Morbus Crohn-Patienten bestätigt. Zukünftig könnte dieser Wirkstoff folglich als weitere Alternative im Kampf gegen Morbus Crohn eingesetzt werden. Weitere Studien mit einer größeren Anzahl an Patienten sind jedoch nötig, um die Ergebnisse dieser eher kleinen Studie zu bestätigen und um die optimale Dosis für die Behandlung herauszufinden.
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